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Was Genossenschaften so zukunftsfähig macht

Vom 14. bis zum 16. September 2016 fand in Luzern die 18. Internationale Genossenschaftswissenschaftliche Tagung (IGT) 2016 zum Thema „Identität und Wachstum von Genossenschaften“ statt. Fazit: die Unternehmensform Genossenschaft hat Zukunft.

Am Ende der drei Tage intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema "Identität und Wachstum von Genossenschaften" ist klar: die Unternehmensform Genossenschaften wird sich auch in Zukunft am Markt behaupten können, weil sie nachhaltiges Wirtschaften garantiert und sinnhaltige Arbeitsplätze schafft. So der Konsens der über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 21 Ländern am Ende der Tagung.

Die Zeichen stehen auf Veränderung

Es zeigte sich, dass die derzeit vorherrschenden Themen für Wirtschaftsmächte, wie die Wirtschafts- und Finanzkrise, auch Genossenschaften beschäftigen. Genossenschaften und Neugründungen sehen sich mit den sich ändernden wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen konfrontiert. Zu den größten Herausforderungen für die genossenschaftlichen Unternehmen zählen derzeit:

  • Digitalisierung,
  • Technologisierung der Vertriebskanäle,
  • neue Kundensegmente,
  • Entsolidarisierung und Individualisierung,
  • Umweltprobleme,
  • Deindustrialisierung,
  • unstabile Finanzsektoren,
  • Vertrauensverlust in politische und wirtschaftliche Organisationenwirtschaftliche Herausforderungen, insbesondere Globalisierung bei gleichzeitiger (Wieder-) Regionalisierung,
  • verstärkter Wettbewerb und Effizienz- und Preisdruck.

Dies bestätigt Dr. Heiner Nicoluss-Leck, Aufsichtsratsvorsitzender der Confcooperative und Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenkasse Bruneck, der am 13. September als Stellvertreter der italienischen Genossenschaftsverbände bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Genossenschaften im internationalen Vergleich - Gestze und Selbstverständnis" vorgetragen hat. Auf die Frage, wie er die Stellung der Südtiroler Genossenschaften im internationalem Vergleich einschätzt, meint er: "Es gibt einige Besonderheiten der italienische Genossenschaften, die man in Deutschland, Österreich oder der Schweiz nicht kennt, wie beispielsweise den Mutualitätsfonds oder die Sozialgenossenschaften. Andere Dinge wiederum, wie die Überregulierung und das mangelnde Bewusstsein darüber was Genossenschaften sind und leisten, machen hingegen allen Genossenschaften zu schaffen", so Nicolussi-Leck.

Auch die Digitalisierung sei eine große, Herausforderung für die Regionalität und Verankerung vor Ort. Nicolussi-Leck zufolge versuchen alle den Spagat zwischen Kunden- und Mitgliederbindung und Nutzen der Digitalisierung zu schaffen. "Insgesamt aber ist das Genossenschaftswesen in Südtirol gut aufgestellt. Wir haben eine durchwachsene Genossenschaftskultur, die nicht überall so ausgeprägt ist wie hier."

Nicolussi-Leck wurde die im Rahmen der IGT abgehaltene Wahl für den Vorstand der Internationalen Raiffeisen-Union (IRU) als Vertreter von Italien vorgeschlagen und wieder gewählt.

Soziale Dimension im Wirtschaftsleben wird wichtiger

Eine Tendenz, die sich den Expertinnen und Experten zufolge abzeichnet ist die zunehmende Bedeutung der sozialen Dimension im Wirtschaftsleben. Damit liegen zumindest die genossenschaftlichen Werte auf Erfolgskurs. Weitere Errungenschaften von genossenschaftlichen Unternehmen wie die Widerstandsfähigkeit zeigen sich ebenso als gute Bedingungen für die zu erwartenden Herausforderungen.

Dazu bekräftigte Professor Dr. Franco Taisch, Ordinarius für Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern, dass die partizipative Wirtschaft Zukunft hat und weiter: "Zur Lösung aktueller Probleme und Herausforderungen bietet die Genossenschaft mit ihrer demokratischen Struktur, dem Verbot der einseitigen Dividendenmaximierung und als Innovationsmotor mit lokaler Verankerung ein grosses Potenzial."

Damit bleibt die Unternehmensform Genossenschaft eine nachhaltige und zukunftsfähige Alternative.

Eines der Ziele der IGT 2016 war es neue Konzepte und Perspektiven für genossenschaftliches Wachstum und Erfolg im Zusammenspiel mit einer genossenschaftlichen Identität zu präsentieren.