„Wichtiges Standbein in der Landwirtschaft“

Der Verband der Südtiroler Kleintierzüchter feiert heuer sein 35-jähriges Gründungsjubiläum. 1989 haben sich die Schaf-, Ziegen und Schweinezüchter zusammengeschlossen, um gemeinsam erfolgreiche Wege der Vermarktung zu suchen.

Bis heute hat sich der Verband Südtiroler Kleintierzüchter zu einem wichtigen Partner für Südtiroler Zuchtbetriebe entwickelt. Er betreut knapp 2.000 Mitglieder umfassend und fördert die Kleintierzucht und die Vermarktung der Produkte. „Es wurde für diesen Sektor viel Pionierarbeit geleistet“, sagte Obmann Lorenz Müller bei der Jubiläums-Vollversammlung, die kürzlich im Vereinshaus in Nals stattfand. Dabei blickte Müller, der dem Verband seit 2011 als Obmann vorsteht, mit Genugtuung auf die 35-jährige Geschichte zurück. Insgesamt sei es gelungen, der bäuerlichen Kleintierzucht wieder Stärke und Bedeutung zu verleihen. 

Bereits 1978 wurde von den damals bestehenden zehn Schafzuchtvereinen der Landesschafzuchtverein mit Obmann Johann Götsch gegründet. Aber schon in den Fünfzigerjahren wurden Schafzuchtgenossenschaften und -vereine gegründet. Eine gezielte und organisierte Zuchtarbeit gibt es damit schon seit mindestens über 70 Jahren. 

Gemeinsamer Weg in der Genossenschaft

Am 11. Februar 1989 wurde dann der Verband der Südtiroler Kleintierzüchter gegründet. Der Verband, der seit seiner Gründung auch Mitglied im Raiffeisenverband ist, vereinte in der Folge die Mitglieder der Schaf-, Ziegen- und Schweinezüchter. Obmann war wieder Johann Götsch. „Es zeugt von viel Weitblick, dass sich damals die Schafzüchter, Schweinezüchter und Ziegenzüchter zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen und einen gemeinsamen Weg in die Zukunft gesucht haben“, sagte Obmann Müller. In den 35 Jahren ist aus dem kleinen landwirtschaftlichen Bereich bis heute ein Standbein geworden, das für die Landwirtschaft und für die regionale Lebensmittelproduktion eine wichtige Rolle einnimmt. Für die gute Entwicklung bedankte sich Obmann Müller bei den Mitgliedern für ihr Engagement.
1999 übernahm der Verband die Führung des Schlachthofes Bozen. Dieser große EU-Schlachthof stand damals still und die Gemeinde Bozen suchte einen Betreiber. Das Ziel der Übernahme war von Anfang an die direkte Fleischvermarktung vom Südtiroler Produzenten zum Südtiroler Konsumenten. „Von Anfang an war es den Verantwortlichen im Verband ein Anliegen, gemeinsame Vermarktungswege zu suchen, was dann dazu führte, dass wir mit viel Mut den Bozner Schlachthof übernommen haben“, betonte Müller. Die Vermarktung von Lämmern und Kitzen wurde neben der Zucht zur zentralen Aufgabe des Kleintierzuchtverbandes. 1991 wurde im Schlachthof Bozen dem ersten Südtiroler Lamm das Qualitätssiegel „Das Beste vom Bauern“ aufgestempelt und so der Startschuss für eine intensive Fleischvermarktung gegeben. 

Beutegreifer bleiben Herausforderung

Lorenz Müller ging bei der Vollversammlung auch auf die Probleme des Verbandes der Kleintierzüchter ein. Vor allem die Beutegreifer und die vielen gerissenen Tiere stellen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Aber ebenso die Schließung des Handelsstalls auf dem Schlachthofgelände. „Er ist für die Vermarktung sehr wichtig“, unterstrich Müller.

Geschäftsführerin Barbara Mock, die seit 32 Jahren eng mit dem Verband der Südtiroler Kleintierzüchter verbunden ist, blickte bei der Vollversammlung auf ein Jahr mit reger Herdenbuchtätigkeit, vielen Ausstellungen und auf gute Vermarktungszahlen vor allem im Herbst zurück. Mit knapp 16.000 Stück waren die Schlachtungen rückläufig, was sich auch mit der rückläufigen Viehhaltung erklärt, sagte Mock. 

Gab es anfangs fast nur das Tiroler Bergschaf, so betreut der Verband heute acht Schafrassen und drei Ziegenrassen. Die wohl älteste Schafrasse im Alpenraum, das Villnösser Brillenschaf, konnte dank engagierter Züchter in jahrelanger Zuchtarbeit erhalten bleiben. Dasselbe gilt für das Schwarzbraune Bergschaf, das seinen Ursprung im Ultental hat. Eine wichtige Forschungsarbeit in Zusammenarbeit mit der Universität Padua war die Erhaltung der Schnalser Schafrasse. Heute zählt der Verband über 8.200 Zuchttiere bei den Schafen und fast 17.000 Zuchttiere bei den Ziegen. Insgesamt befindet sich die Ziegenzucht im Aufwind.

Beste Schaf- und Ziegenwürste prämiert

Im Rahmen der Vollversammlung fand die Prämierung des II. Alpenländischen Schaf- und Ziegen-Wurstwettbewerbs statt. Bereits 2017 wurde unter der Organisation des Tiroler Schafzuchtverbandes eine gemeinsame Prämierung für Lammwürste durchgeführt. Bei einem Treffen der Zuchtorganisationen Tirol, Bayern und Südtirol wurde die Idee der Wurstprämierung im Vorjahr wieder aufgegriffen.  
Zum Produktvergleich wurden 17 verschiedene Würste – Brüh- und Hauswürste, Kaminwurzen und Salami eingereicht, die von einer fachmännischen Jury bewertet wurden. Dabei wurden die Brühwurst von Raffl Klaus aus Passeier und die Dauerbrühwurst von Patrick Schmitt aus Höchstadt mit der Note 100/100 bewertet und mit zwei ersten Plätzen ausgezeichnet. Hohe Bewertungen erhielten auch die Salamiwürste, die Hauswürste und die Kaminwurzen, von denen am meisten Exemplare eingesendet wurden. 

Für das heurige Jubiläumsjahr sind mehrere Ausstellungen geplant und im Oktober steht dann eine große Landesausstellung von Schafen aller Rassen in Ratschings auf dem Programm.