Die BayWa AG in München und Regensburg war das Ziel einer Lehrfahrt, die das Team der Bildungsabteilung im Raiffeisenverband vom 10. bis zum 11. März organisiert hatte. Die wichtigsten Programmpunkte für die 23 TeilnehmerInnen aus den Südtiroler Mitglieds-Genossenschaften des Raiffeisenverbandes waren die Besichtigung der Konzerngebäude in München und Regensburg und die Fachvorträge der namhaften Referenten wie Klaus Josef Lutz, Klaus-Dieter Schumacher, Christiane Bell und Jörg Migende zu aktuellen Themen aus der Landwirtschaft.
Der Agrarstandort der BayWa AG in Regensburg ist spätestens seit der Modernisierung und Erweiterung im Jahre 2012 zu einem der wichtigsten internationalen Drehkreuze für Getreidehandel geworden. Er verfügt über vier Annahmegassen, in denen derzeit 220.000 Tonnen Getreide umgeschlagen und 20 Anlieferer pro Stunde bedient werden können. Und es gibt noch Luft nach oben. Interessantes Detail am Rande auf das Prof. Lutz bei seiner Begrüßung hinwies: die BayWa AG hat genossenschaftliche Wurzeln: "Sie sind für uns ein wesentliches Fundament in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden und sind für unser Geschäft von großer Bedeutung", unterstrich Lutz und leitete anschließend auf die derzeit kritische Situation des Agrarmarktes in Deutschland über: "Sowohl im Getreidemarkt, als auch im Sektor Milch, Fleisch und der Futtermittelindustrie stehen die Märkte unter enormen Druck. Die BayWa kann dies nur durch internationale Aktivitäten und einer kontinuierlichen Globalisierung und Internationalisierung des Geschäftes kompensieren", so Lutz.
Agrarmärkte in einer globalisierten Welt. Entwicklungen und Trends
Der Agrarexperte Klaus-Dieter Schumacher unterstrich den großen Einfluss der sogenannten Megatrends auf Markt und Preisentwicklung von landwirtschaftlichen Produkten. Neben dem zu erwartenden Wachstum der Weltbevölkerung zählt auch die Zunahme der verfügbaren Einkommen in Ländern mit Wirtschaftswachstum zu den Megatrends. Zudem werden sich auch die Ernährungsgewohnheiten in den Ländern mit Einkommenszuwächsen ändern. All diese Faktoren führten Schumacher zufolge zu einer gesteigerten Nachfrage von Nahrungsmittel. Dazu zitiert er die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die im Jahr 2050 mit mehr als 9 Mrd. Menschen rechnet und einer um mindestens 70 Prozent gesteigerten Nahrungsmittelproduktion.
Obsthandel im internationalen Kontext
Christiane Bell, Spezialistin für den internationalen Handel mit Obst und Gemüse, referierte über die strategische (Neu-)Ausrichtung des BayWa Obstgeschäfts: "Hier ergeben sich große Vorteile für uns wie die Risikominimierung bei schwankenden Preisen oder der Zugang zu neuen Absatzmärkten", so Bell. Weitere Themen auf die sie einging: die zu erwartende enorme Konzentration der Handelsketten, Anforderungen der Discounter an Obstlieferanten, Bedeutung der Digitalisierung für den Obsthandel, Anforderungen an die Logistik und die Vernetzung von Vertriebskanälen. Die dabei präsentierten Zahlen waren eindrücklich. So rechnet man in Deutschland damit, dass bis 2020 rund 50.000 Supermärkte aufgrund des Online-Geschäfts geschlossen werden. Das neue Geschäftsfeld von Amazon sei die Belieferung der Kunden mit Frischwaren und bereits innerhalb weniger Monate möchte Amazon die entsprechende Logistik ausgebaut haben. Bell dazu: "Früher brachte es der Milchmann, heute und morgen bringt es Amazon!"
Smart Farming - Digitalisierung in der Landwirtschaft
Die Digitalisierung in der Landwirtschaft, Thema von Jörg Migende, zeige sich im zunehmenden E-Business, Smart Farming/ Agri-Services für Landwirte (intelligente, datenbasierte Software-Tools für Landwirte). Die BayWa AG hat für diesen Bereich einen eigenen Bereich aufgebaut und hohe Investitionen getätigt. Datenschutz bleibe Migende zufolge jedoch noch ein Diskussionsthema.