|

Zukunft durch mehr Kooperation besser meistern

Bei der Tagung „Genossenschaften: Gemeinsam für die Zukunft", die am 25. Mai im Palais Widmann stattfand, wurde die Bedeutung der genossenschaftlichen Werte und Prinzipien für die Gesellschaft hervorgehoben.

Im hinteren Passeiertal führt die Genossenschaft EUM (Energie, Umwelt, Moos) seit 2002 ein E-Werk und ist an einem zweiten im Ort beteiligt. Mit den erwirtschafteten Mitteln kann sie zudem andere Leistungen finanzieren. Sie liefert Internet aus der Steckdose, übernimmt das Fernheizwerk von Pfelders, betreibt die einzige Tankstelle in Moos, für die sich kein Pächter mehr finden ließ, und übernimmt schließlich sogar vier Konsum-Läden, die das hintere Passeiertal versorgen.

Genossenschaften und Gemeinwohl

EUM ist Beispiel dafür, wie Genossenschaften im Sinne ihres Gemeinwohl-Gedankens sinnvoll arbeiten. Als solches wurde sie von EUM-Geschäftsführer Theodor Lanthaler, neben weiteren Genossenschaften, bei der Tagung in Bozen vorgestellt. Die Tagung bildete die vierte und letzte Konferenz der Reihe „Start und Ziel“, die das Assessorat von Landesrat Christian Tommasini organisiert hatte.

Tommasini: Stau überwinden

Nach der Begrüßung durch die Direktorin des Landesamtes für die Entwicklung des Genossenschaftswesen, Manuela Paulmichl, hob Landesrat Tommasini die Bedeutung des Genossenschaftswesens für Südtirol hervor: „Genossenschaftliche Zusammenarbeit ist eines der wesentlichen Instrumente, um einige der Knoten zu lösen, die unsere Gesellschaft kennzeichnen“, sagte Tommasini. „Herrschte früher vor allem Zuversicht, überwiegt heute oft die Furcht, was die Gründung neuer Unternehmen betrifft“. Sich für eine Genossenschaft und für deren Werte der Solidarität, Verantwortung und Beteiligung zu entscheiden, könne diesen Stau durchaus lösen, betonte der Landesrat. Dank der Prinzipien, die den Genossenschaften zugrunde liegen, könne das Verbindende in der Gesellschaft wieder gefestigt werden.

Referenten betonen Bedeutung der Genossenschaft

In den Referaten wurden die Bedeutung aber auch die Herausforderungen betont, denen sich Genossenschaften heute stellen müssen. Die Professorin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität von Bologna, Vera Negri Zamagni, beleuchtete in ihrem Referat die aktuellen Herausforderungen für Genossenschaften, während der Direktor des Instituts für Regionalentwicklung an der Eurac, Harald Pechlaner, den Beitrag der Genossenschaften zur nachhaltigen regionalen Entwicklung aufzeigte. Alessandra Berloffa, Präsidentin des Verbandes für Sozialgenossenschaften Joti zeigte hingegen die Zusammenarbeit zwischen Genossenschaften am Beispiel von Joti auf.

Über tausend Genossenschaften

In Südtirol gibt es 1031 Genossenschaften mit 228.000 Mitgliedern. Was die Tätigkeitsbereiche angeht, stehen die Sozialgenossenschaften mit 222 an erster Stelle der Rangordnung, gefolgt von 189 Produktions- und Arbeitsgenossenschaften und 169 Wohnbaugenossenschaften, 96 landwirtschaftliche Anlieferungs- und Zuchtgenossenschaften und 43 Raiffeisenkassen bzw. Kreditgenossenschaften. Von den 1031 Genossenschaften sind 936 als Genossenschaften mit vorwiegender Mitgliederförderung und 95 als Genossenschaften mit nicht vorwiegender Mitgliederförderung eingetragen. Es gibt außerdem vier Genossenschaftsverbände: Raiffeisenverband Südtirol, Confcooperative Bozen, Bund der Genossenschaften Südtirols und A.G.C.I. Alto Adige – Südtirol.

Bei der Tagung wurde auch ein Kurzfilm über das Genossenschaftswesen mit dem Titel „Wir arbeiten mit Liebe für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft“ gezeigt, der von der Genossenschaft Filmschule ZeLIG erstellt wurde. (LPA)