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Agrarmärkte im starken Wandel

Um Chancen und Herausforderungen für die Landwirtschaft und um die fortschreitende Internationalisierung der Agrarmärkte ging es Ende Jänner bei einer Informationstagung im Congress Innsbruck.

Die Informationstagung unter dem Motto „Chancen nutzen!“ wurde vom Österreichischen Raiffeisenverband für dessen Spitzenfunktionäre aus allen Sparten organisiert. Experten informierten dabei über aktuellen Entwicklungen und Chancen in den Sparten Geld, Ware und Verwertung.

Globale Megatrends

Reinhard Wolf, Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria AG, zeigte den Einfluss globaler Megatrends auf die internationalen Agrarmärkte auf. Eine der größten Herausforderungen sei die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung (bis 2050 über 9 Mrd. Menschen). Die Nachfrage u. a. nach Fleisch oder Getreide wachse extrem, gleichzeitig schrumpfe aber die Ackerfläche pro Kopf stark. Hinzu komme, dass der Klimawandel die Ertragssituation in vielen Ländern  arg verschiebe. So gehe z. B. in Afrika die Bodenfruchtbarkeit bedenklich zurück, die Bevölkerungszahl steige aber am stärksten an. Dies berge ein hohes Bedrohungspotential in sich, meinte Wolf.  

Konzentration der Agrarindustrie 

„Unglaubliche Auswirkungen" auf die internationalen Agrarmärkte hätten die Digitalisierung und die globale Vernetzung. Neben erhöhter Markttransparenz und Preisvergleichbarkeit seien vor allem eine massive Konzentration und Verlagerung in der Agrarindustrie und in den Zuliefermärkten unmittelbare Folgen. Durch Fusionen und Übernahmen hielten die zehn größten Unternehmen in der Pflanzenschutzindustrie heute bereits einen weltweiten Marktanteil von 95%, wobei vor allem China in Zukunft tonangebend sei, sagte Wolf. Ähnliche Konzentrationen gebe es in der Saatgutindustrie oder im Düngemittelmarkt. In Punkto weltweite Agrar-Handelsströme seien heute Süd- und Nordamerika die größten Exportregionen, Europa und Asien mit China hingegen die größten Importregionen. „All diese Entwicklungen stellt Europa vor große strategische Fragen“, meinte Wolf. 

Produktpreise unter Druck

Elisabeth Köstinger, Österreichs einzige Agrarvertreterin im EU-Parlament, nannte die Krise auf den Agrarmärkten und die Stabilisierung der Marktpreise als größte Herausforderungen für die Landwirtschaft in Europa. "Die Produktpreise sind in allen Sparten massiv eingebrochen", meinte Köstinger. Die Preisspirale auf den Agrarmärkten drehe sich weiter stark nach unten. Vor allem auch die hohe Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel bringe die Landwirtschaft bei den Preiserlösen immer stärker unter Druck. "In Österreich teilen sich allein drei Handelsketten 80% des heimischen Marktes auf", sagte Köstinger. Die Landwirtschaft habe kaum Spielraum in Preisverhandlungen, daher brauche es unabhängige Regulatoren und wohl Änderungen im Wettbewerbsrecht.  

Herkunftsbezeichnung wichtig

Die Anforderungen an die Landwirtschaft werden immer höher, gleichzeitig seien sehr viele Konsumenten nicht bereit, angemessene Preise zu zahlen, sondern kauften Billigstprodukte. Das Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel müsse gestärkt werden. Ebenso müsse die Herkunftsbezeichnung für Lebensmittel noch stärker berücksichtigt werden. Denn Produkte mit Herkunftsbezeichnungen erzielten eindeutig eine höhere Wertschöpfung. "Die Landwirtschaft steht heute bei der Produktion als erstes Glied und beim Preis als letztes Glied in der Kette, massiv unter Druck", meinte Köstinger. Die Verhandlungsmacht der Landwirtschaft und der bäuerlichen Interessenvertreter müsse also weiter gestärkt werden, um angemessene Preise sichern zu können. 

Genossenschaftsbanken: Südtiroler Lösung vorgestellt

Bei der Informationstagung im Congress Innsbruck informierte Paul Gasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, in einem Vortrag über den aktuellen Stand der Selbstreform der italienischen Genossenschaftsbanken. Dabei erläuterte er die Gründe einer Sonderlösung für die Südtiroler Raiffeisenkassen. Man habe sich vehement für die Bildung einer eigenen Bankgruppe eingesetzt, um nicht der nationalen Gruppe eingegliedert zu werden. Auf diese Weise könne die Autonomie der einzelnen Raiffeisenkassen in Zukunft weitgehend gesichert, gleichzeitig aber auch die Zusammenarbeit effizienter gestaltet werden.

Verbandsobmann Herbert Von Leon betonte bei einem von den Raiffeisenverbänden Tirol und Südtirol sowie der RLB Tirol organisierten „Tirol-Abend“ die Bedeutung der länderübergreifenden Zusammenarbeit und verwies auf die langjährige vertrauensvolle Kooperation mit der Raiffeisenorganisation in Österreich und Tirol.