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Sonstige Landwirtschaft
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Berglandwirtschaft im Fokus 

Bei der 56. Informationstagung des ÖRV standen im Festspielhaus in Bregenz unter anderem die Potenziale des Alpenraums im Mittelpunkt der Diskussion.

Ist Landwirtschaft im Alpenraum unverzichtbar? In diesem Kontext dominieren zwei gegensätzliche Positionen. Einerseits wird davon ausgegangen, dass die bergbäuerliche Landwirtschaft nicht mehr zwingend zur Bereitstellung von Lebensmitteln gebraucht wird, da diese ohnehin aus den Gunstlagen der Täler bezogen werden können. Andererseits steht demgegenüber ein multifunktionaler Nutzen der alpenländischen Landwirtschaft, unter anderem in Form von landschaftsgärtnerischer Erhaltung. Und zwar als unverzichtbare Grundlage für den Tourismus: "Der Alpenraum ist deshalb nach wie vor so attraktiv, weil ihn über Jahrhunderte hinweg Bäuerinnen und Bauern bewirtschaftet und gepflegt haben", betont Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Gleichzeitig warnt er aber vor einer Überforderung eben dieser Alpenräume durch Übertourismus. In puncto Klimaschutz und biologischer Vielfalt bezeichnet er nachhaltige Agrarwirtschaft als Teil der Lösung und als Chance, auch in höheren Lagen. Gerade im Hinblick auf die Umweltthematik sieht der LK-Präsident die Landwirtschaft in der Pflicht, "die Kreislaufwirtschaft zu schließen".

Die Weichen für eine nachhaltigere zukünftige Entwicklung will auch Josef Plank, Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar-und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband, stellen: "Die Umsetzung einer Klimapolitik, welche sich an den Zielen des Pariser Abkommens orientiert, bringt große Veränderungen, Herausforderungen und Chancen für den Agrar-und Verarbeitungssektor." Der Green Deal für Europa der neuen EU-Kommission definiere solche Herausforderungen und Zielsetzungen sehr konkret. In intensiver Abstimmung mit der Interessenvertretung und der Politik sollen in einem von kooperativer Zusammenarbeit geprägtem Agrarnetzwerk sektorübergreifend große herausfordernde Themen diskutiert und zu einer gemeinsamen Einschätzung geführt werden, um kommende Entwicklungen bzw. Investitionsentscheidungen noch besser abzusichern, so Plank
In neuen Züchtungs-und Bewirtschaftungsmethoden für eine ressourceneffiziente Landwirtschaft sowie der Dekarbonisierung des Energie-und damit auch des Landwirtschaftssektors sieht er große Themen. Andererseits bieten die verstärkte Nachfrage an regionalen Produkten und der starke Ausbau von erneuerbarer Energie große Chancen: "Genossenschaften gelten hier als attraktive Unternehmensform für nachhaltiges Wirtschaften und können als regionale Energiegemeinschaft gemeinsam viel bewegen", weiß Plank. Gerade die Raiffeisengruppe habe alle Möglichkeiten, in der Bioenergie sowie der Photovoltaik als regionaler Dienstleister, aber auch als Investor Mehrwert für Mitglieder und die Region zu schaffen. Koordiniertes Vorgehen sei gefragt, um die Vielfalt Raiffeisens von der Bankengruppe, über die Lagerhäuser, bis zu den Waren-und Energiegenossenschaften auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit voll zu nutzen. 
Ein genossenschaftlicher Ansatz, dem Johann Lang als Aufsichtsratvorsitzender der Raiffeisen Ware Austria (RWA)nur zustimmen kann. Zudem ist auch für ihn die Kreislaufwirtschaft im Alpenraum unverzichtbar. Lang betont: "Als Organisation der Lagerhäuser sind wir durch unsere Mitglieder auch in den landwirtschaftlichen Alpenräumen stark verankert und werden diesen Weg auch in Zukunft weitergehen." 

Überlebenskonzept 

Einen Blick über den geografischen Tellerrand wurde im Rahmen der Infotagung des ÖRV von Arnold Schuler in seiner Funktion als stellvertretender Landeshauptmann und Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bevölkerungsschutz und Tourismus in Südtirol gewährt. Dort wurden im Laufe der Jahre durch gezielte Maßnahmen im Agrarbereich außergewöhnliche Prosperität und Wertschöpfung generiert: "Wir sind vom Selbstversorger zu einem Exportland geworden." Einen Mitgrund dafür sieht Schuler in der Erschließung sämtlicher Höfe in der Region. Auch er erkennt einen klaren Trend in Richtung Nachhaltigkeit bzw. grüne Agrarpolitik: "Diesen Weg haben wir in der Südtiroler Landwirtschaft bereits seit Jahrzehnten eingeschlagen, mit der integrierten Produktion in der Obstwirtschaft sowie mit den Umweltprämien in der Berglandwirtschaft." Gerade für kleinstrukturierte Landwirtschaften beschreibt der Südtiroler Landesrat die Genossenschaft als zeitgemäße Organisationsform oder gar als "Überlebenskonzept" für eine nachhaltige Zukunft.

Qualitätsorientierung 

In Österreich ist die Milch der größte Wertschöpfungsbringer in der Landwirtschaft, mit starker regionaler und gleichzeitig hochqualitativer Komponente. Ein Vertreter dieser erfolgreichen Riege ist Raimund Wachter, Geschäftsführer der Vorarlberg Milch, der aber meint: "Das Gesicht der Milchwirtschaft hat sich komplett verändert." Viele würden sie als träge und langsam verkennen, dabei habe sie sich in den letzten 25 Jahren zu einem dynamischen Markt entwickelt. Wachter belegt dies am Beispiel der eigenen Genossenschaft: Während im Jahr 1994 knapp 1.300 Landwirte rund 30 Millionen Kilogramm Milch produzierten, kamen im Jahr 2019 weniger als die Hälfte, also rund 500 Landwirte, in der Vorarlberg Milch Genossenschaft auf einen mehr als verdoppelten Output von 66 Millionen Kilogramm an produzierter Milch. 
Angesprochen auf zukünftige Potenziale der landwirtschaftlichen Wertschöpfung sieht Wachter ein Kernproblem: überbordende "Aktionitis". Anstatt faire Preise für qualitativ hochwertige Lebensmittel zu verlangen, unterbieten sich die einzelnen Händler -auf Kosten der heimischen Bauern, lautet hierzu der allgemeine Tenor. Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger fordert in diesem Zusammenhang auch wieder mehr Wertschätzung für die durch Bauern erzielte Wertschöpfung. 
Ein selbstbewusster Dialog zwischen Bauernstand, Handel und Politik scheint also gefordert, um die aktuellen Aufgaben in der Landwirtschaft meistern zu können. "Bei allen Fragen und Herausforderungen braucht es dann vor allem auch Menschen, die nicht nur darüber reden, sondern auch tun und aktiv vorangehen. Und bei vielen Dingen ist es besser, man tut sie gemeinsam", fasst Josef Plank zusammen. 

Autor: Hermann B. Hackl/ Raiffeisenzeitung, Österreich