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Bewusstsein für Digitalisierung schaffen

Mit dem Kongress "Big Data: Machen wir uns zum gläsernen Menschen" hat der Raiffeisenverband international anerkannte Experten zum Thema Digitalisierung und Big Data nach Bozen geholt. Zur Sprache kamen dabei die Chancen und Risiken dieser Entwicklung.

Anfang Dezember informierten sich rund 200 Vertreter von Mitgliedsgenossenschaften, Raiffeisenkassen und Südtiroler Unternehmer im Bozner Waltherhaus beim Kongress über die rasante Entwicklung der Digitalisierung und Big Data.

Bei der Begrüßung unterstrich Verbandsobmann Herbert Von Leon, dass Genossenschaften genauso wie andere Unternehmen dem Wandlungsprozess der Digitalisierung Rechnung tragen müssten.

Thomas Frank Dapp von der Deutsche Bank Research beleuchtete die Trends des digitalen Strukturwandels, der "alle bisherigen Geschäftsmodelle durcheinanderwirbelt und in Frage stellt". Dabei diktierten große Web-Plattformen wie Google oder Facebook die Entwicklung und beeinflussen alle Lebensbereiche. Dapp sprach vom teilweisen Verlust der eigenen Datenhoheit und Entscheidungsfreiheit.

Datenexplosion kommt

Im Finanzbereich machten immer mehr Fintech-Startups den traditionellen Banken durch neue Geschäftsmodelle die Kundschaft streitig. Insgesamt stecke die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen, die Entwicklung lasse sich kaum erahnen.

Christian Baudis, ehemaliger Google-Deutschlandchef und heute Digital-Unternehmer, der internationale Investoren in ihrer Digitalstrategie berät, warnte davor, die Digitalisierung zu ignorieren. Baudis plädierte für die Schaffung eines digitalen Bewusstseins und für ein eigenes Schulfach "Digitalisierung". In den nächsten Jahren werde es eine Datenexplosion ungeahnten Ausmaßes geben. Vor allem der profitable Gesundheitsbereich werde revolutionäre Veränderungen erleben. In zehn Jahren würden über 5 Mrd. Menschen über schnelles Internet verfügen. Zum Thema Datenschutz meinte Baudis, dass die Politik gefordert sei, den entsprechenden Gegenpol zu den großen Internetplattformen zu schaffen.

Verlust der Privatsphäre

Der Theologe Wolfgang Achtner von der Justus Liebig Universität Gießen beleuchtete Big Data von der ethischen Seite und sprach von einem "schleichenden Verlust der Privatsphäre und der Selbstbestimmung im Informationsbereich". Achtner stellte die Frage, in wie weit Big Data & Co. zu einer Identitätsveränderung des Menschen führten und warnte vor der Gefahr des Datenmissbrauchs.

Paolo Balboni, Präsident der Europaen Privacy Association, der Unternehmen darin berät, wie sie Datenschutzgesetze richtig anwenden können, erläuterte u. a. die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung. Diese besagt u. a. dass Daten nur zweckgebunden erhoben und nur für die Dauer des damit verbundenen Zwecks gespeichert werden dürfen. Balboni unterstrich die Bedeutung des korrekten Umgangs mit personenbezogenen Daten, zu denen auch die IP-Adresse jedes Computernutzers zähle. Für Unternehmen bedeuten die Einhaltung der Datenschutznormen letztlich ein Gewinn und ein Konkurrenzvorsprung, weil damit das Vertrauen der eigenen Kunden verbunden sei.

Menschen als Manövriermasse

Rena Tangens - Datenschutzaktivistin, Internet-Pionierin und Mitbegründerin von Digitalcourage, bezeichnete Big Data als unüberschaubar, unkontrollierbar und undemokratisch, weil Entscheidungen zunehmend über Algorithmen beeinflusst und herbeigeführt würden. "Das Prinzip von Big Data ist die fortschreitende Entmündigung der Gesellschaft, Gewinner sind die großen Internetplattformen". Big Data sei wie eine "Blackbox", die Daten neu zusammenmische und ungeprüfte Schlussfolgerungen ziehe, die als Fakten dargestellt würden. Dies bedeute eine Kontaminierung der Demokratie und ließe die Menschen zu einer reinen Manövriermasse werden, meinte Tangens. "Der Datenschutz ist der neue Umweltschutz", meinte Tangens, die Gesellschaft müsse sich stärker zur Wehr setzen.

Kein Stein auf den anderen

Thorsten Hahn, Profinetzwerker in der Finanzbranche und Gründer der Bankingclub GmbH, sprach unter dem Motto "Das Märchen von der Zukunft der Bank" über den durch die Digitalisierung ausgelösten Kulturwandel im Bank- und Finanzbereich. "In der Bankbranche wird kein Stein auf den anderen bleiben, hunderte von Fintechs drängen auf den Bankenmarkt". Der Finanzsektor im Euroraum wachse und verändere sich, nur der Anteil der traditionellen Banken daran sinke. Die traditionellen Banken blieben zu stark in ihren Geschäftsmodellen verhaftet und schafften keinen ausreichenden Wandel.

Wolfgang Frick, Geschäftsleiter Marketing und Sortimentsmanagement der Spar-Gruppe Schweiz plädierte in seinem Vortrag "Big Data - Big Confusion" dafür, weniger in Onlinebeziehungen als viel mehr in reale Kundenbeziehungen zu investieren. Frick ist als sogenannte Entdigitalisierer bekannt und verwendet kein Twitter und Facebook. "Die Sehnsucht der Menschen von Menschen und nicht von Maschinen und Online-Bildschirmen bedient zu werden, steigt und es wird eine Renaissance der Tante-Emma-Läden geben".

Generaldirektor Paul Gasser betonte zum Abschluss die Bedeutung der digitalen Bildung für den Erfolg des Einzelnen am Arbeitsplatz und für die Wettbewerbsfähigkeit als Unternehmen und unterstrich, dass mit der Digitalisierung in erster Linie der Nutzen für die Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden müsse.

Beim Big-Data-Kongress, der von der Bildungsabteilung des Raiffeisenverbandes veranstaltet und von der Kommunikationsexpertin Gerlinde Manz-Christ moderiert wurde, begeisterte der Media-Magier Andreas Axmann mit seinen digitalen Zauberkünsten.

Der Big-Data-Kongress wurde mit Unterstützung der Südtiroler Wirtschaftszeitung, Emotion Events, Rossin und Buchhandlung Alte Mühle und in Zusammenarbeit mit der Universität Bozen veranstaltet.