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Brexit, EU-Agrarreform und die Genossenschaften

Die Landwirtschaft in der EU steht vor großen Herausforderungen. Franz Reisecker, Vizepräsident der europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände COPA-COGECA, kennt sie genau. Bei der „Tagung der landwirtschaftlichen Genossenschaften“ des Raiffeisenverbandes in der Fachschule Tisens hat er mit "Raiffeisen Nachrichten" darüber gesprochen.

Herr Reisecker, was sind derzeit unter anderem die dringendsten Themen in Brüssel?

Franz Reisecker: Die wichtigsten Themen sind sicher die Verhandlungen um das Agrarbudget, die anstehenden Handelsabkommen mit südamerikanischen Mercosur-Staaten oder mit Australien und Neuseeland und der Brexit, das ist eine große Herausforderung für die Landwirtschaft in Brüssel.

Warum?

Franz Reisecker: England ist ein ganz wichtiger Importeur von agrarischen Lebensmitteln aus der EU, in ungefähr 5-facher Dimension des Russland-Embargos und das hat bereits riesige Preisverwerfungen gebracht. Deshalb ist ein gutes Abkommen mit England in den nächsten Monaten wichtig. Ganz besonders gilt das auch für Irland, weil es etwa zwei Drittel seiner Milchproduktion nach England liefert.

Ein gutes Abkommen ist im beidseitigen Interesse?

Franz Reisecker: Richtig, auch die Briten sind daran interessiert, weiterhin in die EU zu liefern, beispielsweise wenn es um Schaffleisch und Spezialitäten geht. Dabei hatten sich die britischen Landwirte zu zwei Dritteln für den Brexit entschieden. Im Vorfeld der Abstimmung wurde ihnen u. a. versprochen, dass sie die EU-Kennzeichnungsverpflichtungen und die EU-Standards bei Exporten in die EU dann nicht mehr einhalten müssten. Und das ist das größte Problem, weil diese Standards notwendig sind, um in die EU liefern zu können. Und bereits bei den Brexitverhandlungen hat es sich gezeigt, dass die EU-27 in dieser Frage hart bleiben wird. Aus meiner Sicht ist das richtig und notwendig, damit die europäische Landwirtschaft mit den hohen Standards geschützt wird. 

Und wie werden die Briten in der Landwirtschaft die Folgen des Brexits spüren?

Franz Reisecker: Insgesamt werden sie die Folgen für die Landwirtschaft durch den Brexit nicht so stark spüren, wie die EU-Landwirtschaft. Für Großbritannien ist es von weit größerem Interesse, London wie bisher als wichtigen Finanzplatz zu erhalten. Wenn es allerdings zu keinem ordentlichen Abkommen kommt, dann wird England das sehr wohl verspüren, weniger jedoch in der Landwirtschaft. Der Zeitrahmen bis 31.12.2020 ist extrem ambitioniert, wir werden sehen die Diskussionen haben bereits intensiv begonnen. 

Das neue EU-Agrarbudget soll im Rahmen der EU-Agrarreform für die Periode 2021-27 um mehrere Milliarden Euro gegenüber heute gekürzt werden könnte. Was bedeutet das konkret?

Franz Reisecker: Das größte Problem sehen wir, wenn diese Gelder in der zweiten Säule gekürzt werden, in der ländlichen Entwicklung. Denn Länder, wie Österreich haben einen sehr hohen Anteil in der zweiten Säule. Und das ist ein Wiederspruch zum Green Deal, den die Kommission vorgeschlagen hat. Die Forderung der Copa-Cogeca ist klar, wir brauchen für die Landwirtschaft in Summe einen höheren Anteil des Gesamtbudgets. Vor allem wenn höhere Leistungen erwartet werden. Es kann nicht funktionieren – weniger Geld und höhere Leistungen. 

Stichwort Digitalisierung. Dieser Bereich wird von vielen Landwirten noch unterschätzt oder ignoriert.

Franz Reisecker: Die Digitalisierung wird in der Landwirtschaft und auch im Genossenschaftsbereich in den nächsten 10, 20 Jahren riesen Veränderungen bringen, und damit wir die bäuerlichen Betriebe mit dieser Veränderung nicht alleine lassen, ist es notwendig, dass gerade die EU auch dementsprechend Forschungsgelder für diesen Bereich aufwendet, um hier auch zukunftsfähig die Betriebe auch mit kleineren Strukturen zu erhalten, das wird eine Gretchenfrage auch in der nächsten Periode, wie das ausgestattet wird. Und daher brauchen wir auch in diesem Bereich mehr Mittel.

Vielen Dank!

Franz Reisecker

Franz Reisecker, der Vizepräsident der europäischen Bauern- und Genossenschaftsverbände COPA-COGECA, sprach auf Einladung des Raiffeisenverbandes im Rahmen der vierten „Tagung der landwirtschaftlichen Genossenschaften“ in der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Tisens Anfang Februar darüber, wie den Interessen der heimischen Landwirtschaft auf EU-Ebene mehr Gehör verschafft werden kann. An der Tagung unter dem Motto „Genossenschaften und die Veränderungen an den Märkten – Innovation, Interessen und Influencer“ hatten über 100 Mandatare und Führungskräfte teilgenommen.