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Corona: Blick auf die aktuelle Lage in den Genossenschaften

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise standen im Mittelpunkt einer Videokonferenz des Koordinierungsausschusses der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Dabei wurden auch notwendige Gegenmaßnahmen erörtert.

Eine vergleichbare Situation habe es bisher nie gegeben. Darin waren sich nicht nur die Obmänner bzw. Direktoren der Spartenverbände in ihrer Einschätzung einig, sondern auch EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann und Landesrat Arnold Schuler, die an dem vom Raiffeisenverband organisierten Videomeeting teilgenommen hatten. Verbandsobmann Herbert Von Leon und Generaldirektor Paul Gasser luden die Teilnehmer zur Darstellung der jeweiligen aktuellen Situation ein.

Weinwirtschaft am stärksten betroffen

Besonders hart trifft es die Weinwirtschaft, die mit einem totalen Markteinbruch, dem Wegfallen des Exports und massiven Inkassoproblemen zu kämpfen habe. Die dramatische Situation mache unter anderem Soforthilfen nötig, betonten der Obmann des Verbandes der Kellereigenossenschaften Andreas Kofler und der Direktor von Konsortium Südtirol Wein, Eduard Bernhard.

Im Milchsektor liegen die Herausforderungen derzeit unter anderem in der Aufrechterhaltung der Produktion durch beachtliche Mitarbeiterausfälle sowie in einer starken Verschiebung im Produktsortiment von Thekenware hin zu Abpackware, was vor allem für den Südtiroler Käse problematisch sei, sagten Sennereiverband-Obmann Joachim Reinalter und Direktorin Anni Kaser. Auch gerieten Preise durch den Wegfall des Tourismus vermehrt unter Druck.

Operationelle Programme, Beratung und Saisonarbeiter

Von keinem üblichen Geschäftsverlauf und einer leicht eingeschränkten Leistung, mit der man aber leben könne, sprachen die Vertreter des Obst- und Gemüsesektors. Durch die eingetretene Situation sei aber eine flexiblere Handhabung und Umschichtungsmöglichkeiten bei den operationellen Programmen notwendig, mit denen beabsichtigte Investitionen verknüpft seien. Darauf verwiesen VOG-Obmann Georg Kössler und VI.P-Obmann Thomas Oberhofer.VOG-Products-Obmann Johannes Runggaldier bedauerte den derzeitigen Stillstand unter anderem beim Bau des Direktsaftlagers, was wohl nicht mehr fristgerecht zur Ernte fertiggestellt werden könne. Gerade Frischsaft trage aber zu einer höheren Wertschöpfung bei.

Obmann Daniel Gasser vom Beratungsring Berglandwirtschaft BRINGund Obmann Manuel Santer vom Beratungsring für Obst- und Weinbau bedauerten die aufgrund der Corona-Beschränkungen stark reduzierten Beratungsmöglichkeiten gerade jetzt in der beginnenden landwirtschaftlichen Hochsaison.

Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler verwies unter anderem auf die Problematik des Bedarfs an Arbeitskräften und Saisonarbeitern in der Landwirtschaft für die nächste Ernte. Hier brauche es unbürokratische Formen, Arbeitskräfte ins Land zu holen und heimischen Arbeitskräften entsprechend einfache Wege zur Erntemitarbeit zu bieten. EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann berichtete von entsprechenden Sonderregelungen auf EU- und Staatenebene betreffend die Einreise von Saisonarbeitern.

Blick auf die Landwirtschaft wird sich ändern

Auch wenn der Lebensmittelsektor derzeit insgesamt weiter gut funktioniere, leiden aber einige Sparten wie etwa Gastronomie, Tourismus, Rindfleischbereich und Weinwirtschaft besonders unter der Krise. Bezüglich der Forderung seitens der Obstwirtschaft nach einer flexibleren Handhabung im Bereich der operationellen Programme werde Dorfmann einen Vorschlag einbringen. Im Weinsektor müsse der Weg über die Marktordnung erfolgen, um frisches Geld für betroffene Regionen freizumachen. Auch hier wolle Dorfmann aktiv werden. Dorfmann machte zudem keinen Hehl daraus, dass der erwartete krisenbedingte Wirtschaftsabschwung in den nächsten Jahren auch entsprechende Auswirkungen auf den EU-Haushalt und damit wohl auch auf die Landwirtschaft haben könnte.

Dorfmann schilderte zudem aus Sicht des EU-Parlaments die Situation in der derzeitigen Krise, welche die EU zum Scheitern bringen könnte, sollte es an Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten beim Wiederaufbau der Wirtschaft mangeln. Zudem plädierte er dafür, anstehende EU-Debatten wie beispielsweise das Konzept für den „European Green Deal“ aufzuschieben, um die Landwirtschaft in dieser Zeit nicht zusätzlich zu belasten. Auch verwies er darauf, dass sich durch die Krise die neue Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wohl um ein weiteres Übergangsjahr verschieben werde.

Schließlich hob Dorfmann noch einen positiven Aspekt der Coronakrise hervor: Die Krise werde den Blick der Verbraucher auf die Bedeutung der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln – und damit auch den Blick auf die Arbeit und das Image der Landwirte – nachhaltig verändern und die Argumentationsseite der Landwirtschaft wohl stärken.

Genaue Standortbestimmung notwendig

Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler bedauerte die Auswirkungen der Corona-Krise. Es brauche aber auch eine genaue Standortbestimmung, da viele Entwicklungen noch nicht abschätzbar seien. Und, was die Gegenmaßnahmen betrifft, brauche es eine gute Abstimmung zwischen den verschiedenen Institutionen wie EU, Staat und Land. Um die unmittelbarsten Folgen abzufedern, habe das Land eine Reihe von Maßnahmen im Wirtschaftspaket beschlossen, wie etwa die Aufschiebung von Raten- und Steuerzahlungen. Auch wenn er um die großen Erwartungshaltungen in der Landwirtschaft wie im auch Tourismus wisse, seien konkrete Zusagen für Verlustbeiträge aufgrund begrenzter finanzieller Möglichkeiten sehr schwierig. Zudem müsse man bei einem rückläufigen Bruttoinlandsprodukt auch negative Auswirkungen auf den Landeshaushalt der nächsten Jahre berücksichtigen. Schuler zeigte sich aber für die mittelfristige Entwicklung zuversichtlich und betonte die Bedeutung eines möglichst raschen Neustarts für die Wirtschaft. Dafür brauche es ein Investitionsprogramm und begleitende Strategie- und Marketingmaßnahmen seitens des Landes.

Zum Abschluss der Videokonferenz informierten der Raiffeisenverband unter anderem über arbeitsrechtliche Aspekte wie Lohnausgleich und andere Möglichkeiten sowie über die Form der Abhaltung von Jahresvollversammlungen bei den derzeit geltenden Einschränkungen.