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"Das Genossenschaftswesen steht heute glänzend da“

Luis Durnwalder hat sich im Laufe seiner langjährigen politischen Karriere stets für das Genossenschaftswesen eingesetzt. Warum das so ist, erklärt der Träger der Raiffeisen Ehrennadel in Gold im Interview mit Raiffeisen Nachrichten.

Raiffeisen Nachrichten: Was bedeutet das Südtiroler Genossenschaftswesen für Sie?

Luis Durnwalder: Das Genossenschaftswesen ist eine Einrichtung der Südtiroler Wirtschaft, die heute nicht weggedacht werden kann. Wir haben in Südtirol sehr viele Kleinbetriebe. Und wenn wir von mittelgroßen Betrieben sprechen, dann sind das in Deutschland und anderen Ländern Kleinstbetriebe. Wir konkurrieren mit Organisationen, die auf Weltebene operieren, ganz gleich, ob das auf dem Milch-, Wein- oder im Obstsektor ist. Das Genossenschaftswesen gibt uns die Möglichkeit, die geeigneten Strukturen zu schaffen, damit auch unsere Wirtschaft mitreden kann.

Was haben Sie - im Rückblick gesehen - für das Südtiroler Genossenschaftswesen erreicht?

Durnwalder: Das Genossenschaftswesen habe ja nicht ich erfunden, es ist in Südtirol schon seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, beheimatet. Unsere Aufgabe war es zu schauen, dass die Genossenschaften rein strukturell an die jeweilige Zeit angepasst werden. Deshalb ist – in den über 40 Jahren, in denen ich politisch tätig war - jede Genossenschaft mehr oder weniger umgebaut worden, ganz egal ob es die Sennerei-, die Kellerei- oder Viehgenossenschaften waren.

Die Genossenschaften haben sich der jeweiligen Situation angepasst und das habe nicht ich gemacht. Wir haben nur versucht, früher als Landesrat für Landwirtschaft, später als Landeshauptmann, diese Initiativen zu unterstützen und von Brüssel, Rom und später vom Land die entsprechenden Geldmittel bereitzustellen, damit unsere Genossenschaften ihre Initiativen durchführen können. Das Hauptverdienst gebührt den einzelnen Mitgliedern, denn wenn die Mitglieder einer Raiffeisenkasse nicht einverstanden sind, dann kann die Raiffeisenkasse auch keinen Neubau erstellen.

Gibt es etwas, das Sie – in diesem Zusammenhang - besonders freut?

Durnwalder: Gelungen sind vor allem die Fusionen. Heute wäre es nicht mehr möglich, diese Anzahl von Sennereigenossenschaften, Obstgenossenschaften oder Kellereigenossenschaften zu halten, wie wir sie in den 60er, 70er oder 80er Jahre hatten. Wenn sich die Konsumenten zusammenschließen und die großen Player am Markt, dann müssen wir das auch tun. Das war nicht leicht, denn um eine Obst- oder Kellerei- oder Sennereigenossenschaft oder eine Raiffeisenkasse „aufzulassen“, müssen die Leute überzeugt werden. Ich erinnere mich an die Viehzuchtverbände: Glauben Sie, dass das so einfach war, die verschiedenen Farben auf einmal zu mischen und Pinzgauer, Fleckvieh, Braun- und Grauvieh und auch die schwarzbunten unter einem Dach zusammenzuschließen? Durch Zusammenschlüsse haben wir Kleine gerettet, sie größer und funktionsfähiger gemacht. Heute gibt es Genossenschaft auch im Sektor Energie, Wohnbau, in der Nahversorgung. Man ist dort eingestiegen, um Aufgaben im ländlichen Raum zu lösen auch das war nicht immer leicht.

Wie sehen sie das Genossenschaftswesen heute?

Durnwalder: Das Südtiroler Genossenschaftswesen steht glänzend da. Denken Sie an die Raiffeisenkassen, an die 185 Schalter haben wir in Südtirol: die sind präsent in den Gemeinden. Hier geht es um Lebensqualität. Wir werden uns immer einsetzen müssen, dass bestimmte Dienste auch im ländlichen Raum angeboten werden. Das man nicht mehr als einzelner. Das kann auch kein Unternehmer machen, weil sich nicht rechnet. Das kann man aber gemeinsam machen.

Wie sollte sich das Genossenschaftswesen in Südtirol Ihrer Meinung nach künftig weiterentwickeln?

Durnwalder: Wichtig ist, dass man weiterhin die Zeichen der Zeit erkennt, reagiert und sich vorbereitet. Aber eines muss ich sagen: Wir müssen immer die Mitglieder mitnehmen. Und da befürchte ich ein bisschen, dass man vor lauter Organisation, Zukunfts- und Wirtschaftsdenken, das einzelne Mitglied - das ja letzten Endes die Genossenschaft ausmacht - vergisst. Es darf nie so sein, dass nur die Direktoren  und einige Führungskräfte in den Vorständen schaffen. Wir haben die Genossenschaften gemacht, damit die Mitglieder, auch die kleinen überleben können. Wenn wir die ausschalten, indem wir sie nicht mehr informieren, nicht mehr betreuen usw., dann wird das Genossenschaftswesen sicher nicht mehr das sein, was wir uns vorgestellt haben.