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"Das Geschäftsjahr 2015 war für den Raiffeisenverband ein forderndes Jahr"

Am 10. Juni fand im Pavillon des Raiffeisenverbandes Südtirol die diesjährige Vollversammlung statt: Mit den folgenden drei Herausforderungen sah sich der Raiffeisenverband im abgelaufenen Geschäftsjahr konfrontiert.

Der Pavillon im Raiffeisenhaus Bozen war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Neben den Obleuten der 362 Mitgliedsgenossenschaften waren auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft zur diesjährigen Vollversammlung nach Bozen gekommen.

„Das Geschäftsjahr 2015 war für den Raiffeisenverband ein forderndes Jahr, auf das wir nicht mit ungebremster Freude zurückblicken können“, sagte Verbandsobmann Herbert Von Leon und verwies auf die besonderen Herausforderungen des abgelaufenen Geschäftsjahres.

  • die Sicherung der eigenen Raiffeisen-Bankengruppe im Rahmen der Reform der italienischen Genossenschaftsbanken,
  • die (unfreiwilligen) Beteiligungen an den Sanierungsmaßnahmen für italienische Krisenbanken,
  • das Verfahren der italienischen Wettbewerbsbehörde mit der Verhängung von Strafzahlungen.

„Vor allem die Bankenreform und das Kartellverfahren forderten der Verbandsführung Verhandlungsgeschick und Belastbarkeit ab“, sagte Generaldirektor Paul Gasser. Als weitere Herausforderungen für die Organisation sieht Gasser globale Veränderungsprozesse, wie die Digitalisierung. „Der Wandel wird zur Konstante, ihn richtig zu managen wird zur eigentlichen Herausforderung“.

Neuausrichtung im Bankenbereich als Chance

Der strukturelle Veränderungsprozess sei bei den Genossenschaften und besonders im Bankenbereich zu spüren. Für die Raiffeisenkassen hätten sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert, vor allem durch die anhaltende Niedrigzinspolitik. Gasser sprach von einer neuen Dimension in der Geschäftspolitik: „Der Schwund der Ertragsmöglichkeiten im traditionellen Kerngeschäft zwingt zu einer Neuorientierung in den Geschäftsmodellen und zu strukturellen Reformen“.

Im Zusammenhang mit der Reform der italienischen Genossenschaftsbanken sei es gelungen, die Bildung einer eigenen Bankengruppe für die Raiffeisenkassen gesetzlich zu verankern. Verbandsobmann Herbert Von Leon und Generaldirektor Paul Gasser hoben dabei die Unterstützung von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Südtiroler Parlamentarier und der genossenschaftlichen Zentralverbände in Rom explizit hervor. Nun müsse die neue Raiffeisen-Bankengruppe erfolgreich auf die Beine gestellt werden. „In der strategischen Neuausrichtung gilt es, die bisherigen Erfolgsfaktoren der Raiffeisenkassen – die Markt- und Kundennähe und die lokale Verwurzelung – zu wahren und die Stabilität der gesamten Raiffeisen-Geldorganisation für die Zukunft zu untermauern“, meinte Von Leon. Generaldirektor Paul Gasser betonte, dass die Neuausrichtung der Raiffeisenkassen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance sei.

Das hängende Verfahren der italienischen Wettbewerbsbehörde gegen Raiffeisen bezeichnete Von Leon als ungerechtfertigt und verwies auf den Rekurs, den man eingereicht hat. Bekanntlich wirft die Wettbewerbsbehörde dem Raiffeisenverband, der Raiffeisen Landesbank und 13 Raiffeisenkassen einen nicht wettbewerbskonformen Informationsaustausch vor und hat dafür Verwaltungsstrafen in Höhe von 26,3 Mio. Euro verhängt. Die Strafen haben nicht nur in der Öffentlichkeit und intern für Verunsicherung gesorgt, sondern haben auch dazu geführt, dass der Raiffeisenverband erstmals seit 1983 seine Jahresbilanz mit einem Minus (von 1,85 Mio. Euro) abschließen musste.

Mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr und die Entwicklung der Raiffeisen-Genossenschaften betonte Obmann Von Leon, dass sich diese trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen 2015 wieder erfolgreich behaupten und insgesamt zufriedenstellende Ergebnisse erzielen konnten. Die ungebrochen starke Wirtschaftskraft der Südtiroler Raiffeisenorganisation zeigt sich u. a. an der Bruttowertschöpfung von 1,3 Mrd. Euro, was 10% der gesamten Wertschöpfung  Südtirols entspricht.

Für die Raiffeisenkassen war das Geschäftsjahr 2015 dennoch ein schwieriges Jahr. So kostete sie die Beteiligung an der Sanierung italienischer Krisenbanken sowie der EU-Einlagensicherungsfonds fast 27 Mio. Euro. Hinzu kommen die Verwaltungsstrafen durch die italienische Wettbewerbsbehörde. Trotzdem erzielten die 47 Raiffeisenkassen samt Raiffeisen Landesbank einen Gewinn von 58,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: alle italienischen Genossenschaftsbanken zusammen fuhren 2015 einen Verlust von 108 Mio. Euro ein!

Landwirtschaftliche Genossenschaften

Auch die landwirtschaftlichen Genossenschaften waren im Berichtsjahr mit schwierigen Marktentwicklungen konfrontiert. Bei den Obstgenossenschaften hat dies zu weiter sinkenden Auszahlungspreisen geführt, während die Wein- und Milchwirtschaft 2015 die Auszahlungspreise an die Mitglieder weiter steigern konnte. So konnte den Milchbauern je Kilogramm Milch 51 Eurocents ohne MwSt. ausbezahlt werden. Aktuell wird aber aufgrund der schwelenden Milchkrise äußerst sorgenvoll in die Zukunft geblickt. „Die Abschaffung der Milchquoten und der hohe Wettbewerb auf den europäischen Märkten erfordern höchste Professionalität und zwingen zu strukturellen Anpassungen“, sagte Gasser.

In Zukunft mehr Sozialgenossenschaften

Generaldirektor Paul Gasser hob im Rahmen der Vollversammlung die Bedeutung der Unternehmensform Genossenschaft in Zeiten des radikalen Wandels hervorhob. Dabei verwies er besonders auf das Potential der Sozialgenossenschaften, wenn es darum geht, künftig Leistungen des Wohlfahrtstaates aufrecht zu erhalten – im Gesundheits- und Pflegedienst, im Aufbau von sozialen Infrastrukturen oder altersgerechten Wohnformen und in der Erbringung von kommunalen Leistungen. „Der Raiffeisenverband wird in diesem Sektor besonders gefordert sein, Initiativen zum Erhalt eines angemessenen Wohlstandes und des sozialen Ausgleiches zu fördern und zu unterstützen“, sagte Gasser.