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"Die Lösung ist etwas Besseres zu bieten als der Rest"

Nach 31 Jahren wurde die Milchquotenregelung im März 2015 abgeschafft. Wie es den Südtiroler Milchbauern damit ging und wie es mit der Südtiroler Milchwirtschaft weiter gehen wird, weiß die Direktorin des Sennereiverbandes Annemarie Kaser. Ein Interview.

Raiffeisen Nachrichten: Wie war das Geschäftsjahr 2015 für die Südtiroler Milchwirtschaft?

Annemarie Kaser: Gut. Trotz schwierigen Umfeldes konnten die Milchhöfe einen stabilen Milchpreis erwirtschaften und das ist das Wichtigste für die Milchbäuerinnen und Milchbauern.

Die Südtiroler Milchbauern erhielten im Schnitt einen Milchpreis von 50,98 Cent je kg Milch ausbezahlt. Waren sie damit zufrieden?

Wenn man das europäische Umfeld betrachtet, dann können sie zufrieden sein, weil dort sind Preise um die 30 Cent ausbezahlt worden. Man muss natürlich auch beachten, dass die Produktionskosten in Südtirol sehr hoch sind und schlussendlich zählt dann das, was in der Geldtasche des Bauern übrig bleibt.

Wie lässt sich dieser hohe Preisunterschied zwischen Südtiroler Milchpreis und Milchpreis zum Beispiel in Österreich oder Bayern erklären?

Italien ist ein Milchimportland mit einem Eigenversorgungsgrad von nur 70 Prozent, daher ist es möglich am Markt bessere Preise zu erzielen. Südtiroler Milchprodukte sind am italienischen Markt gefragt und keine Handelskette kann es sich erlauben, keine Südtiroler Produkte im Regal zu haben. Besonders gut gelaufen im letzten Jahr ist das Südtiroler Joghurt. Wir konnten die Menge um fast 8% steigern, insgesamt ist der italienische Joghurtmarkt aber nur um 1,8% gestiegen, das heißt, Südtiroler Joghurt hat andere Marken ersetzt. Das freut uns auch, weil es zeigt, dass Südtiroler Qualität am italienischen Markt geschätzt wird.

Für die Biomilch wurde deutlich mehr ausbezahlt als für die konventionelle Milch. Was heißt das für die Südtiroler Milchbauern?

In ganz Europa hat Biomilch den Preisverfall nicht mitgemacht. Dies ist ein klares Zeichen der Konsumenten, dass sie sich dieses Produkt wünschen. Auch die Südtiroler Milchhöfe suchen nach Biomilch, daher müssten mehr geschlossene Gebiete Biomilch produzieren, weil ansonsten die Sammlung etwas kompliziert wird.

Vor einem Jahr wurden die Milchquoten abgeschafft. Welche Auswirkungen hatte dies für die heimische Milchwirtschaft?

Auch wir spüren den Preisdruck, es ist viel zu viel Milch am Markt und alle wollen dorthin, wo es noch Potenzial gibt … natürlich auch nach Italien. Momentan schaut es nicht sehr positiv aus, die EU hat vor einem Jahr von einem softlanding gesprochen, aber es schaut eher nach einer Bruchlandung aus.

Wie lässt sich der Preisverfall der Milch stoppen? Gibt es hier auf europäischer Ebene konkrete Lösungsansätze?

Es gibt verschiedene Lösungsansätze, aber ein Preistief in dieser Stärke gab es noch nie und keiner weiß wann dieses Tief zu Ende ist.

Das heißt auch die Südtiroler Milchwirtschaft hat keine Lösung vor Augen?

Die Lösung ist zu versuchen möglichst viel Produkt zu verarbeiten, da bekommt man immer eine größere Rendite wie Versandmilch und  über Qualität punkten: etwas besseres bieten als der Rest.

Derzeit läuft ja ein Forschungsprojekt des Sennereiverbandes mit der UNI Bozen. Worum geht es da?

Unsere Stärke ist die Qualität der Südtiroler Milch und diese müssen wir mit allen Mitteln hoch halten. In Kooperation mit Prof. Gauly haben das sogenannte Nachhaltigkeitsprojekt gestartet. Darin versuchen wir Indikatoren zu erstellen, an der wir diese Nachhaltigkeit messen können, das ist für uns und die Kommunikation mit den Handelsketten wichtig.

Wie bewerten Sie die Aussichten für die Milchwirtschaft in Südtirol für das laufende Jahr 2016? 

Die Situation am Milchmarkt ist momentan ernüchternd. Es gibt auch kein Licht am Ende des Tunnels. Wir hoffen trotzdem, dass wir unseren Mitgliedern einen Auszahlungspreis garantieren können, der nicht so viel niedriger ist als der heurige. Von den Konsumentinnen und Konsumenten hoffen wir, dass sie unsere Produkte schätzen und kaufen und dadurch unsere Bergbauern unterstützen. 

Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 2015  378,5 Mio. kg Milch an die Molkereien geliefert, das sind nur 0,1% mehr als im Jahr zuvor. Im Schnitt hält jeder der 4.886 aktiven Milchlieferanten 15 Kühe im Stall und hat 77.000 kg Milch angeliefert. Knapp 100 Milchbauern haben im Vorjahr die Milchkanne an den Nagel gehängt und die Milchproduktion aufgegeben.