Zur Eröffnung sprachen Fachschule-Direktorin Monika Aondio, Stefan Höllrigl vom BRING und Heinrich Thöni vom Südtiroler Bauernbund. BRING-Geschäftsführer und Moderator Christian Plitzner betonte, dass Themen wie Weide und Tierwohl immer mehr in den Fokus rücken. Auf Landesebene finde man im Vinschgau am meisten Weidehaltung vor.
Grundlagen einer professionellen Weideführung
Eine professionelle Weideführung gewinnt in Zeiten von steigenden Produktionskosten, geringen Milchauszahlungspreisen und erhöhten Umweltauflagen immer mehr an Bedeutung. ln seinem Vortrag gab Siegfried Steinberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Einblicke in die Grundlagen einer professionellen Weideführung.
Besonders bewährt hat sich eine konsequente Haltung von Rinden auf Kurzrasenflächen, da hiermit sowohl eine effiziente als auch verlustarme Nutzung des Grünlandaufwuchses möglich ist. Von großer Wichtigkeit ist die Reduktion von Betriebskosten. Während der Vegetation können die Kosten beispielsweise über die Fütterung beeinflusst werden. Können sich Rinder von frischem Futter auf der Weide ernähren, so entfallen für diese Zeit zum Beispiel Kosten für die Konservierung und Futtereinlagerung oder Kosten für besondere Arbeitsschritte wie dem Mähen, Zetten, Schwaden, Häckseln, sowie Transportkosten und Kosten für die Einlagerung.
Die konsequente Umsetzung der Kurzrasenweide ermöglicht außerdem eine weitgehend verlustfreie Nutzung des Aufwuchses. Bei Vollweidehaltung entfallen ebenso Arbeitskosten für die täglichen Arbeiten am Silo, bei der Futteraufbereitung und der Stallpflege. Befinden sich die Weideflächen in nicht allzu großer Entfernung zum Stall, kann sich auch dieser Umstand positiv auf die Reduktion von Kosten auswirken, da auch hier Fahrtkosten eingespart werden können.
Eine Weidehaltung ist somit ökonomisch sinnvoll und anderen Haltungsformen teilweise sogar überlegen. Nebenbei ist auch der Zugewinn an Arbeits- und Lebensqualität ein großer VorteiL Aufgrund der Berücksichtigung von den steigenden Anforderungen bezüglich des Klimawandels und der Minderung von Nahrungskonkurrenz bleibt die Grünlandnutzung deshalb auch für die Zukunft von besonderer Rolle.
Weide aus Sicht der Tiergesundheit – Chance und/oder Risiko
Die Weidehaltung erlebt seit einigen Jahren wieder eine Renaissance. Verbraucher legen deutlich mehr Wert auf die Haltungsbedingungen und das Tierwohl, ebenso bringt die Weidehaltung viele Vorteile für die Tiergesundheit mit sich! Nicht nur das Jungvieh auf der Almweide sondern auch Milchkühe profitieren von der Bewegung im Freien.
Melanie Reger, Beraterin beim BRING, zeigte in ihrem Vortrag sowohl die Vorteile und Chancen der
Weidehaltung, als auch die Gefahren und Risiken einer solchen auf. Aufgrund der natürlichen Umgebung stellt die Weide eine besonders artgerechte Haltungsform dar. Hier können Rinder ihr arteigenes Verhalten ausleben, eine stabile Herdenstruktur aufbauen und Rangordnungsprobleme leichter lösen. Außerdem sind die Tiere deutlich mehr in Bewegung was sich positiv auf Klauen, Gelenke und Muskulatur auswirkt.
Durch die schwankende Witterung wird zudem ein gutes Immunsystem aufgebaut. Hierdurch sind die Tiere objektiv robuster und weniger anfällig für Infektionskrankheiten. Aufgrund des großen Platzangebotes und der für viele Krankheitserreger ungünstigen Bedingungen können sich Infektionskrankheiten zudem schwieriger ausbreiten.
Auch die Fruchtbarkeit verbessert sich signifikant. Bei der Fütterung gibt es prinzipiell den großen Vorteil, dass frisches Gras noch alle Inhaltsstoffe beinhaltet. Allerdings stellt gerade die Fütterung in der Weidesaison eine besondere Herausforderung für den Landwirt dar. Die verschiedenen Aufwuchsphasen müssen in der Fütterung unbedingt berücksichtigt und durch Raufutter, Kraftfutter sowie Mineralstoffe ausgeglichen werden! Dies stellt die Grundlage zur Vermeidung von fütterungsbedingten Erkrankungen wie der Pansentympanie oder der Weidetetanie dar.
Ein weiteres Risiko der Weidehaltung sind bakterielle Erreger (z. B. Clostridienarten) und Parasiten. Sowohl Endoparasiten wie Magen-Darm-Strongyliden, Lungenwurm und Leberegel als auch Ektoparasiten wie Gnitzen, Milben oder Zecken stellen eine gesundheitliche Gefahr für die Tiere dar. Teilweise sind diese Parasiten zudem Überträger diverser Infektionskrankheiten, womit die Gefahr einer Erkrankung noch weiter ansteigt.
Optimales Weidemanagement, gute Planung der prophylaktischen Maßnahmen sowie eine gute Tierbeobachtung sind bei der (Alm-) Weide der Schlüsselzum Erfolg. Viele der angesprochenen Risiken können durch eine angepasste Strategie nahezu ausgeschaltet oder zumindest stark reduziert werden. Wird den Risiken also mit Weitsicht begegnet, so wird die Weide nicht zur Gefahr - sondern zur Chance!
World Wide – Sennalmen
Im weiteren Verlauf gab Julian Perkmann, einen Einblick in seine Maturaarbeit zum Thema "World Wide Sennalmen". Der Absolvent der Fachschule Fürstenburg kommt aus dem Martelltal und ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Im Zuge des Maturaprojektes erstellte Julian Perkmann eine Website für die Arbeitsgemeinschaft der Vinschger Sennalmen. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf der Erstellung einer modernen und benutzerfreundlichen Website, auf der sich Sennalmen optimal präsentieren können. Gleichzeitig wollte der Absolvent der Gesellschaft die wichtige Rolle der Almen aufzeigen. Das Design der Website sollte zeitgemäß und benutzerfreundlich sein, um sowohl den Sennalmen als auch deren Besuchern eine optimale Unterstützung zu bieten und somit einen Beitrag zur Förderung dieser bedeutenden Branche zu leisten.
Nachhaltigkeit und Finanzierungen: Aufgaben der Banken
Werner Alexander Pfeifer von der Raiffeisenkasse Obervinschgau, sprach über die aktuell anhaltende Klimakrise sowie die damit verbundenen Ziele der EU im Hinblick auf den Klimaschutz und ging dabei besonders auf die Rolle der Banken ein.
Die weltweiten Klimakrisenherde bringen große Gefahren wie die Erhöhung des Wasserspiegels in
Küstenregionen, die Unfruchtbarkeit von ganzen Ländern, die Unbewohnbarkeit von Gebieten und die damit verbundenen Flüchtlingsströme mit sich. Die European Banking Authority unterstützt den Green Deal und verfolgt das Ziel sowohl Unternehmen als auch Kunden, welche die Nachhaltigkeitsziele verfolgen, zu bevorteilen. Auch in den Banken hierzulande beschäftigt man sich seit einigen Jahren verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit.
Schon 2015 kamen Themen der Nachhaltigkeit auf die Agenda und heute sind Beratungsstandards zur Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeitsscorings für Kunden und ESG Kompensationsmaßnahmen von großer Wichtigkeit. Herausforderungen in der Landwirtschaft aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit sind bekannt und spielen eine besondere Rolle. Hier setzen auch die Banken an. Verschiedenen Branchen, Bank-Kunden und Lieferanten werden zukünftig nach Nachhaltigkeitskriterien eingeordnet und bewertet.
Bei fehlender Nachhaltigkeit werden Risikoaufschläge angewendet. Mit neuen ESC-Kompensationsmaßnahmen können Kunden ihr Secringverbessern oder über ESC zertifiziert werden. Die Sammlung und Einordnung bisher umgesetzter Nachhaltigkeitsschwerpunkte zeigt sich als wichtigste Maßnahme. Im Anschluss zeigte Pfeifer mögliche Ansätze in der Landwirtschaft auf. Diese könnten in Zukunft unter anderem folgende sein:
- Energiebezug oder -produktion aus erneuerbaren Energien (z. B. Photovoltaik, Batterien, Solarthermie, Biogas)
- Förderung Tiergesundheit, z. B. Almen erhalten, Bau von Laufställen, lokale Futter, Optimierung der Tierpflege
- Wassermanagement, -einsparung und -aufbereitung
- eMobilität und Wasserstoff
(Quelle: Pressemitteilung BRING)