Raiffeisen Nachrichten: Herr Kral, welchen Mehrwert für das hintere Sarntal sehen Sie in der Elektrogenossenschaft Pens?
Walter Kral: Das aus dem Energieverkauf generierte Geld wird vor Ort investiert und trägt dazu bei, die Umwelt schöner zu machen. So konnten wir bis auf wenige Ausnahmen einiger Leitungen der Telekom fast alles unter die Erde verlegen. Kurz: Wir haben keine Freileitungen mehr. Wir können es uns leisten, hier in der Gemeinde schnell und unkompliziert etwas zu tun. Wir sind kein Unternehmen, das bis Ende des Jahres einen Gewinn von zigtausend Euro erwirtschaften muss. Zudem können wir durch das E-Werk vollkommen autark leben. Das heißt, wenn das nationale Netz ausfallen würde, hätten wir trotzdem weiterhin Strom.
An welchen Projekten arbeitet die Genossenschaft derzeit?
Walter Kral: Für uns ist weiterhin die Verkabelung und die Absicherung des Netzes vordergründig, damit wir auch in Zukunft ein komplett resistentes Netz gegenüber Witterung, Stromausfälle, Wind, Regen und Hitze haben. Der Stromverbrauch steigt kontinuierlich. Früher musste irgendwo nur eine Lampe brennen und ein Bauernhof hatte einen 3-Kilowatt-Anschluss, heute sind 15 bis 20 Kilowatt üblich.
Woher kommt Ihre Leidenschaft fürs E-Werk und warum engagieren Sie sich als Obmann der Energiegenossenschaft Pens?
Walter Kral: Da wächst man hinein. Natürlich habe ich mir anfangs die Frage gestellt, was auf mich zukommen wird, aber man wächst wirklich hinein. Durch den direkten Kontakt zur Bevölkerung hat sich ein enormes Vertrauen in die Genossenschaft und den Vorstand entwickelt. Früher war das anders, damals hieß es eher „Genossenschaft ist schrecklich“. Doch durch ehrliche Antworten und Entgegenkommen wurde das Interesse und Vertrauen in die Genossenschaft immer größer.
Wie sieht es mit den Zentralisierungsbestrebungen der nationalen Regulierungsbehörde ARERA aus?
Walter Kral: Dies ist sicherlich eines der größten Themen, das auf uns zukommt. Das Problem ist, dass die ARERA uns wie einen großen Verteiler sieht. Für sie sind wir, gleichzusetzen mit Enel, die 30 Millionen Anschlüssen haben. Und, obwohl wir nur 500 POTS haben, müssen wir dieselben Bestimmungen einhalten. Deshalb rüsten wir uns schon heute, um auch morgen zu überleben und unsere Werte zu erhalten. Wir sind diesbezüglich mit anderen E-Werken, dem Südtiroler Energieverband und dem Südtiroler Raiffeisenverband in Kontakt getreten, um unter anderem auch den Kontakt nach Rom herzustellen.
Die Genossenschaft kauft auch Strom zu?
Walter Kral: Ja. Wir verkaufen den Strom praktisch an einen Trader und kaufen den Strom, der uns fehlt, zu. Von April bis Dezember haben wir genug Strom. In den Monaten Januar, Februar und März, in denen der Strom am teuersten ist, müssen wir Strom zukaufen. Diese Schwankungen bekommen unsere Mitglieder natürlich zu spüren, leider.
Die Mitglieder der Genossenschaft bezahlen monatlich?
Walter Kral: Alle zwei Monate begleicht das Mitglied die Stromrechnung. Vom nationalen Preis haben wir dabei 15 Prozent Preisnachlass. Zudem stellen wir dem Mitglied ein Kilowatt mehr an Anschluss zur Verfügung, d. h., wer Mitglied ist, zahlt für drei Kilowatt, hat dann aber einen Anschluss von vier Kilowatt plus Toleranz, defacto fast fünf Kilowatt.
Welches sind die größten Herausforderungen für den Obmann dieser großen Mitgliederorganisation?
Walter Kral: Sicherlich die Kommunikation, also eine wirklich offene Kommunikation. Man muss das Gespräch suchen, für die Belange der Bevölkerung offen sein, die Anliegen der Mitglieder unter einen Hut bringen und das Geplante auch umsetzen, da sich die Menschen darauf einstellen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Genossenschaft?
Walter Kral: Mein größter Wunsch wäre es, das gesamte Sarntal zu einem Verteiler zusammenzuschließen. Wir haben die Elektrogenossenschaft Pens und die Energiegenossenschaft Reinswald-Durnholz. Diese beiden Genossenschaften könnten im Prinzip zusammengeführt werden. Eine Energiegemeinschaft für das Sarntal wäre von großem Wert. Im Grunde haben wir alles, was wir brauchen. Da wir der Gemeinde auch unsere Rohre zur Verfügung gestellt haben, haben wir bis auf drei oder vier Höfe 100 Prozent Glasfaser. Das ist ein sehr großer Mehrwert. Damit hat die Genossenschaften aus meiner Sicht, die Weichen für die Zukunft gestellt.
Möchten Sie zum Abschluss noch etwas hervorheben?
Walter Kral: Wichtig ist, dass man darauf achtet, dass die Genossenschaftsform ihre Eigenheit behält und in ganz Italien als Beispiel unterstützt wird und nicht abgetan wird. Man sollte den Wert erkennen, den beispielsweise eine Energiegenossenschaft leisten kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Alex Grünfelder





