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Franz Kaser

Franz Kaser ist eine bedeutende Persönlichkeit des Südtiroler Genossenschaftswesens. Trotz schwieriger Kindheit auf einem Bergbauernhof in Lüsen schaffte er den sozialen Aufstieg und war über 30 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Lüsen und ebenso lange Obmann des Milchhofs Brixen. Mit richtungsweisenden Entscheidungen führte er nicht nur die Genossenschaft zum Erfolg.

Wenn Franz Kaser heute über den Großplonerhof in Lüsen führt, schwingt Gelassenheit und ein bisschen Stolz mit. Als eines von zehn Kindern wächst er auf einen Lüsner Bauernhof in bescheidenen Verhältnissen auf. Erst mit 23 Jahren kommt der heute 86-Jährige dazu in Dietenheim eine weiterführende landwirtschaftliche Schule zu besuchen. Sein Gespür für soziale Gerechtigkeit und das Interesse für Politik bringen ihn rasch weiter. Er unterstützt Mitbürger im Dorf beim Ausfüllen von Ansuchen und engagiert sich schon früh in der Gemeindepolitik von Lüsen. Zunächst als Gemeinderat und Gemeindereferent, später als Vizebürgermeister und leitet schließlich über 31 Jahre lang als Bürgermeister die Geschicke des Dorfes.

Der redegewandte junge Kaser bleibt nicht unbemerkt und so kommt es, dass Wolfgang Heiß, der nach elf Jahren als Obmann der Genossenschaft Milchhof Brixen nicht mehr kandidieren wollte, ihn als Nachfolger ins Spiel bringt.
Wolfgang Heiß, hatte in seiner Legislaturperiode den Zusammenschluss zwischen Sennerei Brixen und Sennereigenossenschaft Natz organisiert, ein neues Betriebsgebäude errichten lassen und seinen Nachfolgern eine revolutionäre Idee in der Schublade hinterlassen: die Mozzarella-Produktion.

Zunächst jedoch, als Kaser 1978 zum Obmann der Genossenschaft gewählt wurde, war die Situation schwierig, da sich auch der Geschäftsführer Luis Pichler erst in den Betrieb einarbeiten musste: „Wir hatten einen neu erbauten Betrieb, vielfach mit alten, nicht mehr zeitgemäßen Maschinen. Unsere Vorgänger haben uns den Betrieb mit ihren Ideen überlassen und uns ins kalte Wasser geworfen.“ 
In der ersten Zeit war lediglich das Geschäft mit der Versandmilch einträglich, die in Tankwägen nach Apulien verschickt und dort zu Mozzarella verarbeitet wurde. Schon bald begann die Genossenschaft selbst Mozzarella zu produzieren. Kaser dazu: „Anfangs haben wir pensionierte Arbeiter von Italien angestellt, die Mozzarella manuell hergestellt haben. Zugleich hat auch Mila mit der Mozzarella-Produktion angefangen und später allerdings auf Joghurt gesetzt. An eine Zusammenarbeit war damals nicht zu denken.“

Nach und nach investierte die Genossenschaft in Technik und kaufte alle drei bis vier Jahre eine neue Maschine bis schließlich der Durchbruch gelang. 
Mit dem Erfolg der Genossenschaft Milchhof Brixen spitzte sich allerdings die Konkurrenz-Situation unter den Südtiroler Sennerei-Genossenschaften zu. Kaser spricht sogar von einem Mozzarella-Krieg. Aus jener Zeit stammt sein legendäres Zitat. Worte, die Kaser an den damaligen Verwaltungsrat richtete: „Merkt euch eines, der Frieden kostet seinen Preis, aber er ist sicher viel billiger als Krieg.“ 

Kaser setzte immer auf Dialog, auch in schwierigen Zeiten: „Es war unser größter Erfolg, dass es gelungen ist, einen Krieg zu verhindern und trotzdem die eigenen Ideen voranzutreiben. Das war meine Politik und hat unser Überleben und unsere Existenz gesichert.“  
Ob er im Rückblick etwas anders machen würde, lässt er heute offen: „ Viele Kleinigkeiten könnte man im Nachhinein besser machen. Man kennt ja die Entwicklung nicht. Man hätte vielleicht auch auf Joghurt setzen sollen. Weil die Joghurtbetriebe sind alle erfolgreich …“ 
Genossenschaften als Lebensretter für die Berglandwirtschaft

Von der genossenschaftlichen Idee ist er heute noch überzeugt. Die Südtiroler Landwirtschaft kann er sich ohne Genossenschaften gar nicht vorstellen. Als Beispiel nennt er den Verkauf eines Kälbchens: „Früher brauchte man einen ganzen Tag dafür, man musste schauen wie man es nach Brixen bringt. Heute hingegen wird es morgens abgeholt und fertig. Auch Milch wird vor der Haustüre abgeholt. Das lässt Zeit, zu Hause zu arbeiten, zu produzieren oder auch als Nebenerwerbsbauer zu arbeiten und man ist sicher, dass man nicht betrogen wird. Einer alleine würde das nie schaffen.“

Und zum Abschluss meint er: „Raiffeisens Idee ist aus der Not geboren und noch immer phänomenal. Gott sei Dank wird das Genossenschaftswesen heute im modernen Stil weiterentwickelt.“