Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes, hieß die Reisegruppe im Raiffeisenhaus in Bozen willkommen, nachdem diese ein gemeinsames genossenschaftliches Gebet gesprochen hatte. Zampieri verwies auf den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen, nach dessen Ideen sich der Genossenschaftsgedanke im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus im ausgehenden 19. Jahrhundert rasant ausgebreitet hatte, um die präkere soziale Situation von Handwerkern und Bauern zu verbessern. Das Raiffeisen Genossenschaftswesen in Südtirol sei ein lokales Erfolgsmodell aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und sozialer Sicht. Als Erfolgsrezept nannte er den engen Zusammenhalt in der Gruppe und die Identifikation mit den genossenschaftlichen Werten. Zampieri wünschte der Delegation einen erfahrungsreichen Aufenthalt verbunden mit neuen genossenschaftlichen Eindrücken und Erfahrungen.
WOCCU Latinoamérica und FACACH
Angeführt wurde die Honduras-Delegation von Rocío Chávez, Direktorin der Lateinamerikanischen Niederlassung von WOCCU in Equador. Der Weltrat der Kreditgenossenschaften WOCCU (World Council of Credit Unions) fördert die Kreditgenossenschaften und das genossenschaftliche Finanzwesen, um unterversorgte Bevölkerungsgruppen zu stärken und mit Hilfe des Genossenschaftsmodells gerechtere und widerstandsfähigere Gemeinschaften zu unterstützen.
Zur Delegation gehörten Spitzenvertreter des Verbandes der Spar- und Kreditgenossenschaften von Honduras FACACH, darunter Verwaltungsratspräsident Melbin Rolando Ponce Nieto, Aufsichtsratspräsident Leonel Antonio López Caceres und Generaldirektor Edgar Omar Hernández Zúniga. Mit dabei waren viele Vertreterinnen und Vertreter von Spar- und Kreditgenossenschaften aus Honduras, die dem Facach angeschlossen sind. Facach wurde 1966 gegründet und unterstützt über 80 Mitgliedsgenossenschaften mit Finanzdienstleistungen, Beratung und Betreuung, Aus- und Weiterbildung sowie durch Dienstleistungen technologischer oder pädagogischer Natur.
Andreas Mair am Tinkhof, Leiter des Bereichs Banken & Genossenschaftsförderung, gab Einblick in das Genossenschaftswesen Südtirols und zeigte das genossenschaftliche Geschäfsmodell auf. Zudem erläuterte er die Geschichte und Rolle der Raiffeisenorganisation und des Raiffeisenverbandes mit den verschiedenen Genossenschaftssparten. Mirco Mauloni, Direktor der Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft stellte das institutionelle Sicherungssystem IPS vor, das die Solvenz und Liquidität der 39 Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank und der RK Leasing GmbH sichert. Marianne Widmannvon der Raiffeisen Landesbank erläuterte deren Nachhaltigkeitsstrategie und das ESG-Management. Zu den zahlreichen nachhaltigen Schritten, welche die Landesbank setzte, zählen u. a. ein Dreijahresplan zur Berücksichtigung der Umwelt- und Klimarisiken, die Emission mehrerer nachhaltiger Anleihen für Kleinanleger oder die Zertifizierung Familie & Beruf. Über nachhaltige Finanzdienstleistungen und Kreditprodukte der Raiffeisenkassen, über die Finanzierung nachhaltiger Projekte sowie über die Berufsausbildung im Banken- und Genossenschaftsbereich sprach Simon Kofler, Direktor der Raiffeisenkasse Kastelruth - St. Ulrich. Maurizio Piubelli, Vizedirektor der RIS KonsGmbH stellte die Digitalstrategie der Raiffeisenkassen “Mission 2025” und die damit verbundenen Veränderungsprozesse vor und zeigte die entsprechenden Serviceleistungen für die Bankkunden auf.
Zum Abschluss des Besuches im Raiffeisenhaus konnte Generaldirektor Robert Zampieri Gastgeschenke entgegennehmen der beiden genossenschaftlichen Organisationen und einiger Kreditgenossenschaften als Dank für die Gastfreundschaft entgegennehmen.
Stippvisite in Bruneck und Innsbruck
Neben dem Besuch im Raiffeisenhaus in Bozen machte die Genossenschafter*innen aus Honduras auch in der Raiffeisenkasse Bruneck Halt. Direktor Georg Oberhollenzer und Vizedirektor Gerald Hopfgartner gaben einen breiten Einblick in die größte Raiffeisenkasse des Landes. Neben einer Führung durch die Bank stand auch die Präsentation des neuen Kunden-Service-Centers und der Kundenberatung per Video “LUIS” auf dem Programm.
Nächste Reisestation bildete Innsbruck. Im Management Center Innsbruck (MCI) begrüßte Arnulf Perkounigg die Gäste aus Honduras. Der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA) gab einen Einblick in das Raiffeisen-Genossenschaftswesen und in die Raiffeisenbanken Tirols (Österreich) und erläuterte das Modell der Einlagensicherung in Österreich. Auf dem Programm der Genossenschaftsdelegation aus Honuras standen neben dem Besuch in Südtirol mehrere Städtebesichtigungen, darunter Mailand und Verona.
Die Hauptorganisation und Betreuung des Südtirolbesuchs der Delegation aus Honduras lag in den Händen von Andreas Mair am Tinkhof und Elisabetta Berto, Beraterin für Organisationen des genossenschaftlich organisierten Kreditwesens in Lateinamerika. Der Südtirolbesuch bildete eine von mehreren Stationen im Rahmen einer mehrwöchigen Europareise der Honduras-Delegation.