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Menschen im RVS
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Heiner Nicolussi-Leck

Langjähriger Verbandsobmann des Raiffeisenverbandes Südtirol

Den Weg zum Genossenschaftswesen fand der heute 77jährige Rechtsanwalt aus Bruneck über ein privates Anliegen. 1971 wandte er sich, auf der Suche nach einer Baufinanzierung, an die damalige Raiffeisenkasse von Pfalzen und ist dann gleich MItglied geworden.

Wenig später, 1973, entstand aus der Fusion der drei Raiffeisenkassen Pfalzen, St. Lorenzen und Rasen die Raiffeisenkasse BruneckNicolussi-Leck übernahm damals das Amt des Präsidenten des Aufsichtsrates: „Ich war ein junger Rechtsanwalt ohne viel genossenschaftlichen Hintergrund", erinnert er sich.

Mittlerweile sind daraus über 40 Jahre Engagement für das Südtiroler Genossenschaftswesen geworden. Bedeutendster Meilenstein dabei war sein Engagement beim Raiffeisenverband, bei dem er nach 5 Jahren als Präsident des Aufsichtsrates 2003 die Obmannschaft übernahm. Zwölf Jahre war er Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol. In dieser Zeit hat er sich dafür eingesetzt, den Verband als Dienstleistungs- und Revisionsunternehmen zu stärken, neue Dienstleistungs- und Beratungsangebote zu entwickeln und den Stellenwert der Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften innerhalb des Verbandes aufzuwerten. Gleichzeitig hatte er viele Funktionen und Vertretungen in unterschiedlichen Gremien inne, darunter die Mitgliedschaft im „Consiglio Nazionale“ und im „Consiglio di Presidenza“ der Confcooperative, im „Consiglio Nazionale“ und im „Comitato Esecutivo“ der Federcasse. Nicolussi-Leck: „Diese Ämter waren mit der Obmannschaft verbunden.“

Beschrieben wird er als pragmatisch, bodenständig und nahe an den Menschen, ein Genossenschafter auf Augenhöhe mit ausgeprägter humanistischer Weltanschauung, der sich als politisch denkender Mensch auch politisch engagiert hat: Er war Gemeinderatsmitglied in Bruneck, von 1990 bis 1995 Vizebürgermeister und von 1997 bis 2004 SVP-Bezirksobmann des Pustertals. Als Obmann der Sozialgenossenschaften EOS, JAI und „Mutter Teresa“ war Nicolussi-Leck maßgeblich im Bereich der Sozialgenossenschaften tätig.

Als eine der wichtigsten Errungenschaft seiner genossenschaftlichen Laufbahn bezeichnet Nicolussi-Leck, dass es ihm, im Rahmen der Verhandlungen zur Reform der Genossenschaftsbanken, gelungen sei, für Südtirol einen Sonderweg einzufordern und anzubahnen: „Am Anfang hat es so ausgesehen, als ob es in Italien nur eine einzige genossenschaftliche Bankengruppe geben könnte und zwar unter der Führung von ICREA. Die Überzeugung, dass dies für die Raiffeisenkassen niemals gut gehen könnte und dass es für Südtirol einen Sonderweg braucht, habe ich von Beginn an in den zuständigen Gremien von Federcasse und Confcooperative gefordert. Es war entscheidend, diese Forderungen im richtigen Moment vorzubringen und dann mit Nachdruck durchzuboxen, um den Fortbestand der Raiffeisenkassen, so wie wir sie kennen, und ihre Funktion auch in Zukunft zu garantieren. Inzwischen haben wir den Institutssicherungsschutz und müssen nicht mehr bei einer Gruppe sein. Und deshalb gibt es heute noch immer die Raiffeisenkassen wie sie sein sollen.“

Befragt nach der Bedeutung von sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit betont er: „Ich bin überzeugt, dass die freie Marktwirtschaft wichtig und der Staatskapitalismus nicht unbedingt erstrebenswert ist. Aber ich bin genauso felsenfest überzeugt, dass der private spekulative Kapitalismus tödlich ist und der Finanzkapitalismus erst recht.“ Genossenschaften seien ein Bollwerk dagegen: „Eine Genossenschaft kann nicht von außen übernommen werden, denn unabhängig vom eingezahlten Geschäftsanteil hat jedes Mitglied nur eine Stimme. Und daher arbeiten Genossenschaften, die ja genauso ein Privatunternehmen sind wie alle anderen und auch betriebswirtschaftlich ausgerichtet sind, immer im Interesse der Mitglieder.“ Ihm zufolge könne gesellschaftliche Entwicklung nur funktionieren, wenn soziale Gerechtigkeit und die ökonomische Effizienz parallel laufen: „Ist es nur ökonomisch, zahlt der Mensch drauf. Wenn man zu sozial ist und nichts produziert, verhungert man.“