Herr Dorfmann, die EU hat seit der Banken- und Staatschuldenkrise vor zehn Jahren strenge Regulierungspakete geschnürt, um den Banken- und Finanzsektor zu stabilisieren. Lässt man jetzt die Zügel etwas lockerer?
Herbert Dorfmann: Der Sektor ist sicher stabiler geworden und grundsätzlich ist es gelungen, das Risiko in den Banken zu reduzieren. Man darf nicht vergessen, dass der Bankensektor in Europa von 2008 bis 2013 in starken Turbulenzen war. Die von den USA übergeschwappte Bankenkrise hat gezeigt, zu welchen Verwerfungen es kommen kann. Die strengen Regulierungsmaßnahmen waren eine Antwort darauf, um den Sektor zu stabilisieren und die Wirtschaft gegen Krisen abzusichern.
Die Regulierungen belasten die Banken natürlich finanziell – aber vor allem die vielen kleinen Banken in der EU, die an Krise, mit einigen Ausnahmen, eigentlich nichts dafür können, sondern das waren einige große Player.
Und das wird jetzt wieder ein bisschen „gut“ gemacht?
Herbert Dorfmann: Bei dem verabschiedeten Bankenpaket handelt es sich um ein großes Reformpaket, das die Eurozone gegen künftige Finanzkrisen noch widerstandsfähiger machen soll. Unter anderen werden die Eigenkapitalvorschriften für Banken nachgeschärft, damit die Finanzinstitute im Krisenfall die Verluste auch selber auffangen können. Die neuen Anforderungen an die Banken sollen die Risiken im Finanzsystem verringern.
Gleichzeitig wurde aber auch sichergestellt, dass die Banken eine aktive Rolle bei der Finanzierung von Investitionen und Wachstum in der Realwirtschaft spielen können. Mit dem Bankenpaket wurden auch erste Schritte für einen nachhaltigeren Finanzsektor gesetzt, das heißt, die Banken müssen künftig vermehrt auf die Nachhaltigkeit von Finanzierungen achten, Umweltaspekte und soziale Fragen mit bewerten. Für uns ist natürlich die Regelung für die kleinen und mittleren Banken besonders interessant, die einen wichtigen Teil dieses Paketes darstellt.