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IGA-Tagung in Bozen: „Demokratie braucht Beteiligung"

Genossenschafterinnen und Genossenschafter aus dem Alpenraum trafen sich heute im Raiffeisenhaus Bozen zur Jahrestagung des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA), um zentrale Zukunftsfragen der genossenschaftlichen Demokratie und Mitgliederbeteiligung zu diskutieren.

IGA-Vorsitzender Arnulf Perkounigg eröffnete die Tagung und betonte die wachsende Bedeutung aktiver Mitgestaltung: „Nur wenn junge Menschen eine echte Möglichkeit zur Beteiligung haben, können wir sie für Genossenschaften begeistern. Jetzt gilt es, diese Chance zu nutzen und Beteiligungsformen weiterzuentwickeln.“ Perkounigg verwies darauf, dass Genossenschaften heute vor der Herausforderung stehen, Mitglieder enger einzubinden und neue Wege der Kommunikation und Beteiligung zu schaffen.

Demokratiekrise und die Rolle der Genossenschaften

Univ.-Doz. Dr. Florentine Maier, Leiterin des Forschungsinstituts für Kooperation und Genossenschaften an der WU Wien, analysierte in ihrem Vortrag „Worin besteht die aktuelle Krise der Demokratie und können Genossenschaften zu ihrer Überwindung beitragen?“die Ursachen der weltweiten Demokratiekrise. Eines ihrer zentralen Argumente: Der über Jahrzehnte dominierende Individualismus habe das Bewusstsein für Verantwortung und Kooperation verdrängt. Genossenschaften seien Orte, an denen demokratische Fähigkeiten im Alltag geübt und gestärkt werden könnten – vorausgesetzt, demokratische Strukturen würden nicht nur formal bestehen, sondern aktiv gelebt: „Wenn Genossenschaften Demokratie im Kleinen ermöglichen, stärken sie auch die Demokratie im Großen.“ Neue Beteiligungsformen – auch digitale, KI-gestützte – würden künftig helfen, große Mitgliederzahlen stärker einzubinden.

Neue Formen der Beteiligung in vielfältigen Mitgliedschaften

Prof. Richard Lang, Direktor des Kompetenzzentrums für das Management von Genossenschaften an der Freien Universität Bozen, hob in seinem Vortrag „Zwischen Vielfalt und Kooperation: Wie kann Beteiligung in Genossenschaften neu gedacht werden?“ die besondere Herausforderung hervor, Mitglieder mit sehr unterschiedlichem Hintergrund einzubinden. Neue, flexible Beteiligungsformate – etwa projektbezogene Mitwirkung oder digitale Tools – seien notwendig, um jüngere Zielgruppen zu erreichen. „Es braucht einen offenen Dialog zwischen Praxis und Forschung, um die Beteiligung weiterzudenken und in die Umsetzung zu kommen“, so Lang. Die Zukunft des Genossenschaftswesens liege auch in der Öffnung zu neuen Zielgruppen und der Stärkung innovativer Partizipationsformate.

Mitgliedermehrwert sichtbar machen

Michael Dandorfer, Vorstand der Münchner Bank eG und GVB-Bezirkspräsident Oberbayern, sprach zum Thema„Mitgliedermehrwert erlebbar machen – der Ansatz der Münchner Bank eG“. Ziel sei es, den Mitgliedern den besonderen Nutzen der genossenschaftlichen Rechtsform erlebbar zu machen – nicht durch Produktwerbung, sondern durch konsequente Ausrichtung auf gemeinschaftlichen Mehrwert. „Wir müssen vermitteln, was Genossenschaften einzigartig macht: demokratische Mitbestimmung, gelebte Nähe und die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu bewegen.“ Das Programm der Münchner Bank setzt stark auf die aktive Identifikation der Mitglieder mit „ihrer“ Bank.

Die Kraft der Vielen im Genossenschafts-Unternehmens

Walter Pardatscher, Direktor des VOG – Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften, zeigte anhand eines der größten genossenschaftlichen Unternehmen Südtirols, wie demokratische Beteiligung und unternehmerische Schlagkraft zusammenwirken können. Sein Vortragsthema: „Die Kraft der Vielen: ‚Demokratie im GenossenschaftsUNTERNEHMEN‘“. Der VOG vereint Interessenvertretung und Marktpräsenz in einem Modell, das auf breite Einbindung und gleichzeitig klare Entscheidungsstrukturen setzt.„Entscheidungsprozesse brauchen Zeit – aber sie schaffen nachhaltigere Lösungen“, so Pardatscher. Zugleich müsse die Identifikation der Mitglieder mit dem Verband auch weiter gestärkt werden. Der VOG sei ein Beweis dafür, dass Genossenschaften im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen können.

In einer Abschlussdiskussion – moderiert von Christian Tanner, Vizedirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol – vertieften die Referierenden gemeinsam mit dem Publikum die Frage, wie Genossenschaften die demokratische Teilhabe künftig stärken können und neue Formen der Beteiligung ermöglichen. Die Tagung wurde vom Internationalen Institut für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA) gemeinsam mit dem Raiffeisenverband Südtirol organisiert.

Verleihung des IGA-Forschungspreises

Zum Abschluss des fachlichen Teils verlieh IGA-Vorsitzender Arnulf Perkounigg den IGA-Forschungspreis 2025. Ausgezeichnet wurden Daniel Kern für seine Arbeit „Mitgliederförderung in Genossenschaftsbanken aus steuerrechtlicher Perspektive“ sowie Edoardo Facincani für seine Arbeit „Rechnungslegung und Besteuerung von Wohnbaugenossenschaften“.