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„Im Rückblick ist es sehr gut gelaufen“

Am 1. Jänner 1999 begann Günther Seidner seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Milchhofes Sterzing. In den 25 Jahren seiner Tätigkeit formte er den Milchhof, vor allem mit dem „Sterzinger Joghurt“, zu einem genossenschaftlichen Vorzeigeunternehmen mit hohem Bekanntheitsgrad. Mit Jahresende ist Günther Seidner in den Ruhestand getreten.

Herr Seidner, Sie waren 25 Jahre Geschäftsführer des Milchhofes Sterzing. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück? 

Günther Seidner: Wir haben uns in dieser Zeit stark entwickelt, haben eine starke Marke und neue Geschäftsfelder aufgebaut und natürlich sind wir auch, was Umsatz und Mitarbeitende betrifft, deutlich gewachsen. Natürlich hat es Höhen und Tiefen gegeben, aber zurückblickend kann man sagen, dass wir Einiges geleistet haben und dass es sehr gut gelaufen ist. 

Welche Veränderungen oder Entwicklungen in ihrer Geschäftsführerschaft würden Sie besonders hervorheben?

Da gab es eine Menge. Beispielsweise der Einstieg in die biologische Landwirtschaft der Mitglieder im Jahr 2000, da haben wir mit der Biolinie begonnen. Damals gab es erste Anfragen von einigen großen Kunden nach Bio-Joghurt. Wir wollten dafür die Milch nicht zukaufen, sondern haben mit einigen Betrieben in kleinen Schritten begonnen – zuerst mit Bio-Frischmilch, Bio-Butter und dann mit kleinen Mengen an Bio-Joghurt, wo wir heute klarer Marktführer in Italien sind. Man hat schon gesehen, das ist ein Trend, der für die Zukunft wichtig wird und so haben wir Schritt für Schritt langsam einen Markt aufgebaut. In der Zeit haben noch nicht viele Betriebe an das Bio-Joghurt oder die Bioprodukte geglaubt, wir waren da Vorreiter, aber niemand hat gewusst, wo die Reise hingeht, heute können wir sagen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. 

Als einen der wichtigsten Meilensteine bezeichnen Sie die Zusammenarbeit der Milchgenossenschaft Wipptal-Stubaital. Warum?

Die Aufnahme der Nordtiroler Milchbauern als Mitglieder im Jahr 2014 war natürlich ein ganz wichtiger Schritt für unseren Milchhof. Als Milchhöfe haben wir schon 2009/10 Prognosen erstellt, die zeigten, dass wir in einigen Jahren in Südtirol zu wenig Milch haben werden. Und effektiv ist das jetzt eingetreten, dass die Milchanlieferung in Südtirol leicht sinkt und die Produktionen nicht mehr stark steigen. Und das war eigentlich die Hauptentscheidung, dass man gesagt hat, wir wollen uns da für die Zukunft den Rohstoff Milch sichern, qualitativ hochwertige Milch, die wir nicht unbedingt auf dem Markt zukaufen müssen, sondern von unseren Mitgliedern liefern lassen wollen. Mit den mittlerweile über 200 Nordtiroler Mitgliedern, die uns heute über 60 Prozent der Biomilch liefern, hat man eigentlich eine Absicherung für die Zukunft geschaffen. 

Sie sprachen eingangs nicht nur von Höhen, sondern auch von Tiefen im Milchhof. Woran denken Sie da besonders? 

Hier kann ich als Beispiel sicher die schwierigen Pandemie-Jahre nennen, die mit den bekannten Kostensteigerungen, Lieferengpässen und Unsicherheiten verbunden sind. Also da hat es schon einiges von uns abverlangt, und da hatte man schon so manche schlaflose Nacht. 

Der Milchhof Sterzing hat 2018 auf die flächenbezogenen Milchwirtschaft umgestellt, mit der die Zahl der Großvieheinheiten an die Fläche gebunden wurde, die ein Mitglied bewirtschaftet. War das rückblickend die richtige Entscheidung? 

Die flächenbezogene Milchproduktion bedeutet 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar. Das hat natürlich zu einiger Kritik und zu Unstimmigkeiten geführt, weil einige Mitglieder sich schwertaten, sich daran anzupassen. In der Zwischenzeit sind einige Mitglieder auch ausgetreten. Aber grundsätzlich denke ich, war es schon der richtige Schritt, wo man all dem Rechnung trägt, wenn man von Nachhaltigkeit, Tierwohl und Emissionen spricht. Es kann nicht sein, wenn wir auf dem Markt damit werben, dass wir unsere Milch von Kleinbetrieben in den Bergen sammeln, dass wir dann Betriebe haben, die aus allen Rastern fallen. Ich weiß, dass es für einige schwierig war, aber für die Zukunft glaube ich, ist das der richtige Weg, der Glaubwürdigkeit des Milchhofes Sterzing gegenüber den Konsumenten stärkt. 

Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird in Sterzing Joghurt hergestellt, heute verbindet man den Milchhof Sterzing in erster Linie mit Joghurt. Was macht die Marke „Sterzinger Joghurt“ aus?

Wir haben immer den Fokus auf die Sterzinger Marke gelegt. In jahrzehntelanger Arbeit ist es gelungen, eine starke und bekannte Marke aufzubauen, die wir nicht nur in den Aktionszeiträumen, sondern auch außerhalb der Aktionen sehr gut verkaufen. Und man hört immer wieder, dass wir ein sehr gutes und qualitativ hochwertiges Joghurt haben. Unsere Milch wird zu 90 Prozent zu Joghurt verarbeitet, davon wiederum etwa 90 Prozent Sterzinger Marke und nur mehr etwa 10 Prozent Handelsmarken. Im Joghurt-Vollmilchbereich sind wir die Nummer Zwei auf dem italienischen Markt, bei Mager-Joghurt die Nummer Eins auf dem italienischen Markt und beim Bio-Joghurt sind wir auch die Nummer Eins auf dem italienischen Markt. Mit dem Bio-Joghurt hat man die Möglichkeit, mehr gelistet zu werden, bei allen Kunden in Italien, und gleichzeitig auch unsere konventionelle Sterzinger Marke mitzuliefern. Wir sind heute in ganz Italien präsent und mittlerweile auch ein bisschen in Österreich, Deutschland und in den nördlichen Ländern. Wir haben heute sicher eine gute Position gegenüber Einkaufsgruppen, weil sie natürlich das kaufen müssen, was die Verbraucher konsumieren. Und nachdem die Konsumenten unser Joghurt sehr gut und sehr viel kaufen und auch bereit sind, dafür ein bisschen einen höheren Preis zu bezahlen, haben wir das Glück, dass wir mit unseren Produkten gelistet werden und auch gelistet bleiben.

Der Milchhof Sterzing ist insgesamt für seinen guten Milchauszahlungspreis bekannt. Wie gelingt es, den Mitgliedern einen konstant guten Milchauszahlungspreis zu bieten?

Der Milchauszahlungspreis ist natürlich das Ergebnis einer guten Arbeit, konstant das ganze Jahr über. Wir sind auf Joghurt spezialisiert, produzieren in erster Linie größere Mengen mit unserer Marke, haben einen sehr spezialisierten und sehr gut technologisch ausgerüsteten Betrieb, und nachdem wir in wenigen Bereichen tätig sind, können wir unsere Produktionskosten relativ niedrig halten, mit dem Ergebnis, dass es uns gelingt, unseren Mitgliedern einen guten Milchauszahlungspreis zu garantieren. Wir haben immer versucht, einen konstant leicht steigenden Milchauszahlungspreis in all den Jahren an unsere Mitglieder auszubezahlen. Das wird von unseren Mitgliedern auch geschätzt, dass sie mit einem sicheren, konstanten Milchauszahlungspreis rechnen können, sie müssen ja auch planen und investieren u machen. 

Der Sennereiverband und die Milchhöfe haben ein gemeinsames „Zukunftsbild 2032“ ausgearbeitet, wohin sich die Milchwirtschaft entwickeln soll. Der richtige Weg für die Zukunft? 

Wir haben in den letzten Jahren einige Projekte ausgearbeitet, wo die Reise hingehen soll. Es ist sicherlich wichtig, dass wir als Milchhöfe zusammenarbeiten, dass wir versuchen, gewisse Sachen gemeinsam zu machen. Natürlich wird kein Milchhof auf seine Marke verzichten, aber trotzdem gibt es Bereiche, wo eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Und wo es unter dem Strich auch dem einzelnen Milchhof Vorteile bringt, das wird in Zukunft sicherlich auch mehr gemacht als in der Vergangenheit. 

Was bedeutete es für Sie, Geschäftsführer eines genossenschaftlich organisierten Milchhofes zu sein? 

Die Genossenschaft ist eine ganz eine eigene Gesellschaftsform, sie bietet ein sehr interessantes, wenn auch nicht ganz einfaches Tätigkeitsgebiet. Unser Rohstoff, die Milch, kommt von den Mitgliedern. Und mit vielen Mitgliedern – den Eigentümern, zu arbeiten, ist nicht immer einfach, weil die Interessen teilweise unterschiedlich sind. Letztendlich wird aber alles mit Mehrheiten entschieden, wie es dem genossenschaftlichen Prinzip zugrunde liegt, und man hat natürlich auch eine große Wertschätzung und Dankbarkeit, wenn man seine Arbeit gut macht. 

Sehen sie im genossenschaftlichen Modell in der Milchwirtschaft auch für die Zukunft DAS Erfolgsmodell?

Wir haben besonders auch in der Pandemie und in anderen Krisenzeiten gesehen, dass die Genossenschaft die beste Rechtsform ist für die Milchwirtschaft und ein Erfolgsmodell, wie sie es eigentlich immer war. Die Mitglieder sind die Eigentümer und sie haben auch kaum eine andere Möglichkeit, als die Milch gemeinsam und dann eben erfolgreich über die Genossenschaft zu vermarkten. Um am Markt zu bestehen, muss man die Kunden und die Konsumenten kontinuierlich beliefern, und das gelingt nur, wenn die Mitglieder hinter ihrer Genossenschaft und der Führung stehen, wenn sie den Rohstoff Milch liefern, aber sich auch in die Genossenschaft mit ihrem Stimmrecht aktiv einbringen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Milchhofes Sterzing besonders?

Ich glaube, wir konnten mit Rainer Marschall eine gute Nachfolgeregelung für die Geschäftsführung finden. Ich bin überzeugt, dass er die Genossenschaft gut weiterführen wird, wir haben einen guten Kundenstock, wir haben einen gute, starke Marke, und ich bin zuversichtlich, dass die Geschäfte des Milchhofes Sterzing zum Wohle der Mitglieder auch in den nächsten Jahren gut weiterlaufen werden.  Interview: Thomas Hanni