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Sonstige Landwirtschaft
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Jakob Lipp: Mutmacher und Landwirt

Jakob Lipp ist „Künstler des Jahres“ in der Sparte Mentalmagie, Gastredner im offiziellen „Deutschen Rednerlexikon“ mit Mut zur Veränderung und Landwirt, der neue Wege gefunden hat, Landwirtschaft zu betreiben. In Kürze tritt er im Rahmen der Tagung der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Bozen auf. Ein Interview.

Als Landwirt und Mentalist haben Sie zwei Standbeine und sind insofern "freier" als mancher Haupterwerbsbauer. Warum war es nie eine Option für Sie, die Landwirtschaft an den Nagel zu hängen? 

Jakob Lipp: Das ist tatsächlich für mich nicht in Frage gekommen. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, habe eine landwirtschaftliche Ausbildung und ein Studium zum „Technologen für Landwirtschaft und Pflanzenbau“ absolviert. Die Landwirtschaft ist Leidenschaft und Herzblut. Wenn ich im März am Abend mit den Lackschuhen auf der Bühne stehe und am nächsten Tag mit Gummistiefel Hafer säe und mir der Wind durch das Haar weht, sind es genau dieses Gegensätze, die mich erfrischen und den Kopf frei machen. 
Eigenen Grund und Boden zu besitzen, ist ein Privileg, dessen sich viele Menschen nicht bewusst sind. Ich bin mir dessen bewusst. Der "Genuss der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur" stellen ein Grundrecht nach der Bayerischen Verfassung dar. In Südtirol wird es ähnlich sein. Durch die beständige Urbanisierung wird der Zugang zur Natur in Zukunft zu einem echten Privileg werden. Da kommt dem eigenen Landbesitz noch mehr Bedeutung zu. 
Es stimmt auch, dass ich freier bin als ein Haupterwerbsbetrieb. Aber genau das ist es auch: Jeder muss für sich Entscheidungen treffen. Wäre es nach meinen Eltern gegangen, würde der Hof sicherlich anders bewirtschaftet werden. Aber das ist auch die Grundlage meiner Key Notes: Jeder ist selber für sein Glück verantwortlich. Man muss bei sich selbst bleiben, Entscheidungen treffen und dahinter stehen. Den Hof führe ich ganz nach meiner eigenen Denkweise. Und das ist gut so. 

Welche Bilder entstehen in Ihren Kopf, wenn Sie an die Zukunft der Landwirtschaft denken?

Jakob Lipp: Interessanterweise sind es Bilder, die mich an frühere Zeiten erinnern. Nach wie vor bestimmt das Gesetz von Angebot und Nachfrage den Markt. Der Verbraucher hat viel Macht: Er bestimmt durch sein Handeln, durch seine Kaufentscheidung, was er zu sich nimmt. Das beeinflusst die Produktion in der Landwirtschaft. Leider sind viele nicht mehr bereit, für gute Produkte auch gutes Geld auszugeben. Das muss sich ändern. Und da muss sicher jeder am eigenen Kragen packen und sich fragen: Wieviel ist mir Ernährung wert und was bin ich bereit dafür zu zahlen? 
Vieles, was in der Landwirtschaft passiert, stelle ich ethisch in Frage: Massentierhaltung, die Ausbeutung des Bodens, von Ressourcen. Die Weltbevölkerung wächst und will ernährt werden. Das passiert oft auf dem Rücken von Landwirten und ihres Grund und Bodens. Das Thema Nachhaltigkeit hat hier vielfach keinen Platz mehr. 
Verbraucher wissen oft nicht, wie Produkte hergestellt werden. Aber sie haben Wünsche. Mein Idealbild der Landwirtschaft in der Zukunft wäre ganz klar ein Trend hin in Richtung Artenvielfalt, regionale Lebensmittel und hin zu einer „gläsernen“ Produktion. Realistischerweise wird die Schere in der Landwirtschaft zwischen groß/Masse/Ökonomisierung und klein/Nische/Nachhaltigkeit immer größer werden.

Welches sind heute die größten Herausforderungen für Landwirte?

Jakob Lipp: Als Herausforderung sehe ich, sich an die schnellen Veränderungen im Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger anzupassen. Durch neue Ernährungstrends entstehen neue Märkte. Das wirft die Frage auf: Was passiert mit bestehenden Märkten? Und wie kann man sinnvoll auf Trends reagieren? Gerade der Vegantrend wirft die Frage auf, welche Alternativen kann die heimische Landwirtschaft bieten, wenn immer mehr Menschen auf tierisches Eiweiß verzichten. Ich denke, ein sehr erfreulicher Trend ist das Thema „Regionalität“. Trendforscher gehen davon aus, dass im Jahr 2030 regionale Produkte bis zu 70 Prozent eines Supermarktsortiments ausmachen. Das sollte Landwirte ermutigen. Auch das Thema „Bio“ ist ein großes und wesentliches. 
Eine andere Herausforderung ist natürlich die Politik an sich: Förderungen und Zuschüsse bestimmen oft das Tun und Handeln der Landwirte. Manchmal mag das opportunistisch wirken. Man weiß nicht, was heute gefördert wird und nächstes Jahr wieder unter den Tisch fällt. Klar ist, wir sind in Europa alle Teil eines größeren Ganzen und tragen damit auch Verantwortung – für unseren Grund und Boden, für Ressourcen, für nachfolgende Generationen. Es sollte unser aller Ziel sein, nachhaltig zu wirtschaften. 

Kennen Sie die Landwirtschaft in Südtirol - was verbinden Sie damit?

Jakob Lipp: Ich habe größten Respekt vor den Landwirten in Südtirol. Was ich dort sehe, sind erschwerte Bedingungen und herausfordernde Gegebenheiten, z.B. Hanglagen, Bergbauern, schwere Arbeit, die oft noch von Hand verrichtet wird. Ich verbinde mit der Landwirtschaft in Südtirol vor allem Milchbauern, Obstbauern und Winzer. Südtiroler Lebensmittel verfügen über ein hervorragendes Image. Ich bringe sie mit den Attributen „schmackhaft, ehrlich und einzigartig“ in Verbindung. Bin ich privat in Südtirol wird jedes Mal eingekauft: Wein direkt vom Weinbauern, Speck, Äpfel sowie Joghurts und Käse von einem Bauernhof.

Welche Botschaften haben Sie für die Südtiroler Landwirte vorbereitet? 

Jakob Lipp: Das Thema „Mut“ steht bei mir ganz weit vorne. Mut zur Veränderung und Mut, neue Sichtweisen einzunehmen. Dazu gehört auch der Mut, etwas anderes zu machen als der Nachbar. Und das ist – wie wir wissen – gerade in ländlichen Gebieten gar nicht einfach. Da muss man sich seiner Sache sehr sicher oder aber mutig und selbstbewusst sein.