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Luigi Parisotto: „Un pizzico di flessibilità…“

Luigi Parisotto, Direktor der Banca d’Italia der Außenstelle in Bozen gab anlässlich seiner Pensionierung im Februar 2018 ein Interview. Dabei sprach er nicht nur über die Veränderungen im Bankwesen und den Herausforderungen der Zukunft, sondern gab auch Persönliches preis. Für die Zukunft der Raiffeisenkassen in Südtirol hat er ein klares Bild.

Der scheidende Direktor der Banca d'Italia der Filiale in Bozen, Luigi Parisotto, wollte eigentlich Botschafter werden und hat nach der Handelsoberschule mit dem Studium der Politikwissenschaften begonnen. Um sein Studium zu finanzieren, jobbte er bei der damaligen Cassa di Risparmio di Padova e Rovigo und hat auf Anraten seiner Freunde am Wettbewerb der Banca d'Italia teilgenommen, erfolgreich. Dies war sein Eintritt in das Bankwesen, den er nie bereut hat. Dem Bankwesen ist er bis zu seiner Pensionierung im Februar 2018 treu geblieben.

In die Filiale Bozen der Banca d'Italia kam Parisotto im Jahr 2012, als deren Direktor. Zuvor hatte er viele Jahre als Vizedirektor in verschiedenen italienischen Städten unter anderem in Trient gearbeitet. Bozen kannte er bereits von früheren Besuchen als schöne, saubere und gepflegte Stadt. Als Direktor der Filiale Bozen hat er sich nach und nach mit der Geschichte und Kultur des Landes auseinander gesetzt und Land und Leute lieben gelernt. Die kulturelle Vielfalt in Bozen hat er von Anfang an geschätzt.

Seit seinem Eintritt in die Bankenwelt im Jahre 1976 hat es viele einschneidende Veränderungen im Bankensektor gegeben: Neue Bestimmungen und Gesetze, die geänderte Nachfrage am Markt und besonders die europäische Direktive zur Harmonisierung des Bankwesens im Jahr 1977, haben das Bankwesen grundlegend verändert. Parisotto erinnert sich: "Das war eine epochale Veränderung, welche die gesamte Struktur der Banken verändert hat."

Später kamen das Transparenzgesetz und die Gesetze zur Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche und Wucher dazu. Auch sie haben das Verhältnis zwischen Bank und ihren Kunden nachhaltig beeinflusst und eine zunehmende Öffnung der Banken eingeleitet. Die sogenannte Compliance hat an Bedeutung zugenommen. In diesem Bereich investieren Banken mittlerweile mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen als je zuvor.

Als weiteren wichtigen Meilenstein der Bankgeschichte nennt der scheidende Direktor die Schaffung der Europäischen Zentralbank als übernationale Kontrollinstanz in Europa. Als Folge der Finanzkrise hatten die Länder der Europäischen Union diese kollektive Struktur mit der Überwachung beauftragt, die ursprünglich bei den einzelnen Zentralbanken der Mitgliedsländer der Europäischen Union angesiedelt war.Über die Jahre sind laut Parisotto auch die Interessen der Kunden und der Verbraucherschutz, der über europäische Direktiven eingeführt wurde, immer weiter in den Vordergrund gerückt und haben den Druck auf die Banken erhöht. Hinzu kommt, dass sich heute auch mehr Menschen für Finanzangelegenheiten interessieren: "Früher waren alle Experten der Fußball-Nationalmannschaft und jetzt fühlen sie sich als Experten in Bank- und Finanzfragen", ergänzt er schmunzelnd.

Die Raiffeisenorganisation lernte er bereits an seinem ersten Arbeitstag in Bozen kennen, als ihn sein Vorgänger dem damaligen Obmann des Raiffeisenverbandes, Heiner Nicolussi-Leck, und Paul Gasser, dem heutigen Generaldirektor, vorstellte. Es folgten zahlreiche Besuche in den einzelnen Raiffeisenkassen und eine langjährige konstruktive Zusammenarbeit mit der Raiffeisenwelt. Seine erste Zeit in Bozen erlebte Parisotto als herausfordernd und nennt sie rückblickend "Intensivkurs".

Gefragt nach den künftigen Herausforderungen für die Raiffeisengruppe verweist er auf bereits spürbare Entwicklungen durch die Digitalisierung, die von den Banken Engagement und Innovation verlangen. Die Zukunft für die Raiffeisengruppe sieht er klar in ihrer Rolle als Hausbank für Südtirolerinnen und Südtiroler - eine Art Nischenbank: "Ich glaube, dass die Raiffeisengruppe in Zukunft - persönlich und online - die Bank für Klein- und Mittelbetriebe und Familien sein muss." Die Nische für Klein- und Mittelbetriebe und Familien umfasst in Italien immerhin über 90 Prozent der Wirtschaftsbeteiligten und stellt daher einen beachtlichen Markt dar. In diesem Bereich hat sich die Südtiroler Raiffeisenorganisation eine Vorrangstellung erarbeitet und diese sollte sie weiterhin mit Innovation und Professionalität verteidigen.

Seine Einschätzung untermauert er mit den von der Banca d'Italia erhobenen Wirtschaftsdaten. Demnach stellen mittlere bis große Bankinstitute keine Konkurrenz für Raiffeisen dar, da sie sich nur am Rande für diesen Markt interessieren. Die Raiffeisenkassen waren immer schon stark mit der lokalen Wirtschaft verbunden. Parisotto: "Für die Raiffeisenorganisation sind Mitglieder nicht eine unbekannte Nummer, sondern Menschen in ihrem Umfeld." Damit unterstreicht er die Rolle der Raiffeisengruppe als Förderer von wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Belangen in ganz Südtirol: "Die lokale Bank ist daran interessiert, die lokale Gemeinschaft weiterzuentwickeln."

Zum Abschluss verrät er, dass er die Tugenden der Südtiroler, nämlich Korrektheit, Respekt, Pünktlichkeit und Effizienz, sehr schätzte. Und mit einem Augenzwinkern ergänzt er, dass Flexibilität nicht darunter ist: "Un pizzico di flessibilità potrebbe servire in generale alla societá e quindi anche al mondo Raiffeisen e curare l'efficienza. Perché l'efficienza non è solo uno sfizio momentaneo, ma piuttosto la garanzia che pure domani si può offrire lo stesso servizio."

Die Übersetzung stammt von der Autorin. Auszüge aus dem in Italienisch geführten Interview und die vollinhaltliche Version des Gesprächs sind in den untenstehenden Videos zu sehen.