"Die Milchwirtschaft ist in Südtirol wie in Bayern und Österreich von grundlegender Bedeutung, daher ist es wichtig, sich abzustimmen und koordiniert vorzugehen", sagte Landesrat Arnold Schuler. Seit dem Wegfall der Milchquotenregelung ist die Milchmenge in der EU deutlich angestiegen und hat zu einem Preisverfall geführt. In Deutschland und Österreich bereitet der derzeit niedrige Milchpreis von rund 30 Cent den Milchbauern existenzielle Sorge.
5.100 Milchbetriebe - Tendenz sinkend
Ein Patentrezept zur Lösung der Krise gebe es nicht, zeigten sich die Gesprächspartner einig, zudem sei nicht absehbar, wann die Talsohle erreicht sei, heißt es in einer Aussendung des Landespresseamtes. "Die Zusammenarbeit mit Bayern sehr gut und diese Synergie gilt es zu nutzen", meinte Schuler, der beim Runden Tisch auch die klein strukturierte Landwirtschaft in Südtirol darstellte: Mit durchschnittlich sechs Hektar Grünland bzw. zwölf Milchkühen ist die abgelieferte Milch der Betriebe im Vergleich zu den meisten Betrieben in Bayern gering. Rund 5100 Betriebe sind in Südtirol noch in der Milchproduktion tätig, Tendenz sinkend. Die Milchwirtschaft stellt die Achillesferse der Landwirtschaft dar; sie ist unersetzlich für die Erhaltung der Kultur- und Grünlandwirtschaft.
Hohe Veredelungsrate
In Südtirol wird im europäischen Vergleich ein recht guter Auszahlungspreis mit durchschnittlich 50 Cent plus Mehrwertsteuer erzielt; die Spannbreite reicht dabei von 45 bis 60 Cent, mit Aufschlägen für Bio- oder Heumilch. Dieser relativ hohe Milchpreis geht aus dem hohen Veredelungsgrad der Milch sowie der starken Marken hervor: Über 90 Prozent der in Südtirol produzierten Milch wird veredelt. Von Vorteil ist auch das Genossenschaftswesen in der Milchwirtschaft, erläuterte Schuler. Er sieht Südtirols Zukunft in der Milchwirtschaft der noch stärkeren Veredelung von Produkten.
Operationelles Programm für die Milchwirtschaft?
"Wir müssen auch in Zukunft noch mehr in die Vermarktung sowie in die Marken- und Produktentwicklung investieren", zitiert das Landespresseamt Landesrat Schuler. Zudem ist die Entwicklung eines operationellen Programmes wie in der Obstwirtschaft sinnvoll." Dabei schaffe man gute Voraussetzungen für die Entwicklungen bei Strukturen und Marken. Ein operationelles Programm in der Milchwirtschaft soll ein ähnliches Erfolgsmodell darstellen wie jenes in der Obstwirtschaft.
Der Runde Tisch zum Thema Milch tagt einmal im Jahr und befasst sich mit der Zukunft in der Milchproduktion und möglichen Maßnahmen zur aktuellen Krisenbewältigung. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft war durch Sektionschef Rupert Lindner vertreten. Helmut Brunner ist seit Herbst 2008 bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Am Tisch saßen zudem Vertreter der Molkereiwirtschaft und des Deutschen Bauernverbandes sowie des Bundes Deutscher Milchverarbeiter.
