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Obst
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Osiris: 30 Jahre biodynamische Landwirtschaft

Vor genau 30 Jahren haben sich neun Südtiroler Pioniere der biologischen Landwirtschaft zusammengetan und die Genossenschaft Osiris gegründet. Wie die Genossenschaft heute dasteht und warum Bio nicht gleich Bio ist, erklärt der Obmann Hubert Dezini im Interview.

Herr Dezini, die Genossenschaft Osiris feiert heuer das 30jährige Bestehen. Ein Grund zum Feiern?

Hubert Dezini: Wir werden unseren besten Kunden einen Jubiläumsskonto gewähren - das kommt besser an als eine große Feier. Aber das sehen wir noch...

Was macht die Genossenschaft Osiris aus?

Hubert Dezini: Als die Genossenschaft vor 30 Jahren gegründet wurde, arbeiteten die Gründungsmitglieder bereits im biologischen Obstbau. Mit unserer langjährigen Erfahrung bringen wird ganz andere Voraussetzungen mit, was Bio anbelangt im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Betrieben in Südtirol. Wir sind bis heute unabhängig geblieben und machen alles in Eigenregie: Verwaltung, Abpackanlage, Transport, Kühlung und die Einlagerung der Ernte. Auch Zufuhrtransporte erledigen wir selbst, mit einem eigenen Chauffeur und Lastwagen. Wir versuchen den Kreislauf zu schließen. Das hat uns zwar viele Kosten verursacht, aber auch ziemlich viele Vorteile gebracht. Wir haben Kunden, die wir seit 30 Jahren beliefern. Wer kann das schon sagen?

Was genau unterscheidet Osiris von anderen biologisch wirtschaftenden Anbietern?

Wir verfolgen die biodynamische Linie, die noch ein wenig konsequenter ist in der Mittelwahl und in der Umsetzung. Wir beziehen mehr Elemente mit ein in den ganzen Kreislauf, als nur ein Produkt, das nicht belastet ist.

Und zwar?

Hubert Dezini: Für uns ist ein unbelastetes Produkt die Voraussetzung, welche immer gegeben sein müsste. Manche Produzenten machen es sich schon ein wenig zu leicht und sind vorwiegend Preis orientiert. Aus meiner Sicht jedenfalls. Im biologisch-dynamischen Bereich spielen noch andere Dinge mit. Da ist Platz für Hecken, Teiche und für all das, was Rudolf Steiner 1924 in seinem landwirtschaftlichen Kurs genau beschrieben hat. Es geht um die Idee des Betriebsorganismus als geschlossenen Kreislauf, wo der Bauer in seinem eigenen Betrieb auch Rinder und Schafe hält, um den Kreislauf der Kompostwirtschaft zu schließen. Die meisten von unseren Mitgliedern versuchen das umzusetzen.

Der Großteil der Mitglieder hat also auch Rinder im eigenen Betrieb?

Hubert Dezini: Ein Großteil der Mitglieder hat Rinder oder Schafe im eigenen Betrieb, was man an der Gestaltung der Landschaft und am Betriebsorganismus merkt. Daneben betätigen wir uns auch im sozialen Bereich: in unserer Genossenschaft arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung, die ihren Fähigkeiten entsprechend im Produktionsablauf voll integriert sind und das seit rund zehn Jahren. Auch verarbeitete Produkte wie Apfelmus lassen wir über eine Sozialgenossenschaft in Rovereto produzieren.

Wie viele Mitglieder hat die Genossenschaft heute?

Hubert Dezini: 25. Wir haben nicht so einen großen Zulauf, wie andere Genossenschaften. Das liegt auch daran, dass die biologisch dynamische Wirtschaftsweise nicht für jedermann praktizierbar ist. Das heißt: eine seriöse biologisch-dynamische Wirtschaftsweise setzt voraus, dass ich auch an meiner Persönlichkeit etwas ändere. Das ist spannend, aber nicht jeder mag das.

Ist der geringe Zulauf nicht auch frustrierend?

Hubert Dezini: Nein. Am Anfang vielleicht schon, als die anderen Bio-Verbände gegründet wurden, welche von Anfang an viel Zulauf hatten und heute gut arbeiten. Mittlerweile wissen wir, dass wir eine andere Aufgabe haben und dabei geht es nicht nur darum besonders gut wirtschaftlich zu arbeiten. Uns ist es wichtig, dass jeder mitwachsen kann und zwar in Freiheit. Schaut man konventionelle Strukturen an, ist das anders: der Bauer hat gar nichts mehr zu sagen. In unserer Genossenschaft treffen wir daher keine wichtigen Entscheidungen, die nicht einstimmig sind. Es beschließt die Vollversammlung. Ist die Abstimmung nicht einstimmig, so wird die Entscheidung vertagt oder ausgesetzt.

Der Genossenschaftsgedanke in seinem ursprünglichsten Sinne...

Hubert Dezini: Diese Entscheidung ist sehr wichtig und wir versuchen sie bis heute umzusetzen. Wirtschaftlich geht es uns relativ gut. Einzig unsere Spesen sind im Verhältnis zur Menge relativ hoch. Wir könnten noch mehr Menge verarbeiten.

Es gibt also noch offene Wünsche?

Hubert Dezini: Wünsche haben auch wir viele. Aber es ist besser von Zielen zu sprechen. Das Ziel der nächsten Jahre ist es, den Umsatz zu steigern und alles was damit zusammenhängt.

Und wie soll das erfolgen?

Hubert Dezini: Mittlerweile hat sich im Biobereich alles verändert. Früher hat die Osiris nur Naturkostläden beliefert. Aus Überzeugung. Das ist heute unmöglich, weil mittlerweile alle großen Ketten ihre Bio-Ecken haben und so gleichzeitig die Naturkostläden verdrängen. Es gibt zwar noch Naturkosthändler, aber auch diese organisieren sich mittlerweile im Netzwerk. Die Bio-Szene in Südtirol hat sich sowieso ganz anders entwickelt, als wir uns das vorgestellt hatten.

Sie werden weiterhin alles in Eigenregie machen?

Hubert Dezini: Wir haben Kunden, die ganz bewusst mit uns zusammenarbeiten, weil sie unseren Weg kennen und ihn schätzen. Sie weichen erst dann auf andere Produkte aus, wenn wir nicht mehr liefern können. Heute liefern wir auch an Ketten, weil sich die Situation geändert hat. Sie ändert sich dauernd.

Ist das falsch?

Hubert Dezini: Nein, es ist nur eine ganz andere Richtung. Früher konnte man sich gar nicht vorstellen, dass Supermärkte Bioprodukte vermarkten. Es geht ganz eindeutig in Richtung der "Großen Vermarktung". Die höchste Gefahr dabei ist, dass diese großen Strukturen diktieren was Bio ist. Und wenn Bio sich heute auf ein rückstandsfreies Produkt reduziert, ist das bereits die Folge dieser Entwicklung. Früher hat man unter Bio ganzheitliche Maßnahmen verstanden. Die Osiris und Demeter sowie viele andere Bauern leben das noch. Genau deshalb haben wir immer versucht unseren eigenen Weg zu gehen. Wir sind den Weg ja nicht gegangen, weil wir mehr Spesen zahlen wollen. Wir haben es ganz bewusst gemacht.

Die Obstgenossenschaft Osiris

Die Obstgenossenschaft Osiris vermarktet hauptsächlich Obst (wie Äpfel, Birnen, Kiwi), Beeren (Schwarzbeeren, Ribes, Himbeeren, Erdbeeren) und Gemüse (Kartoffeln aus dem Pustertal), daneben auch Apfelmus und Apfelsaft, Reinigungsprodukte auf Apfelbasis sowie Honig. Im Unterschied zu den Anfangsjahren, in welchen vorwiegend Äpfel vermarktet wurden, bietet die Obstgenossenschaft heute eine vielfältige Produktepalette.