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Schnelles Geld notwendig

Durch die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zum Schutz vor Ausbreitung des Coronavirus sind viele Sozialgenossenschaften in eine schwierige Lage geraten. Besonders schlimm ist die Ungewissheit.

Der Koordinierungsausschuss der Sozialgenossenschaften im Raiffeisenverband ist das Bindeglied zwischen Sozialgenossenschaften und Raiffeisenverband und trifft sich mindestens fünf Mal im Jahr. In Krisenzeiten wie jetzt, öfter. Bis jetzt konnten die ersten Maßnahmen der Regierung laut Decreto Cura Italia und v.a. aufgrund der in Südtirol getroffenen Maßnahmen die Situation für zahlreiche Sozialgenossenschaften abfedern. Viele Mitarbeiter befinden sich in der auf neun Wochen angelegten Lohnausgleichskasse. Noch. Doch die Zeit drängt, denn die neun Wochen sind bald um. Gefragt ist vor allem schnelles Geld, das möglichst unbürokratisch zu den Sozialgenossenschaften kommt und für die laufenden Ausgaben genutzt werden kann. Zuschüsse, die eine Vorauszahlung verlangen - wie Mietzuschüsse - sind zwar sinnvoll aber reichen nicht aus.

Zahlreiche Dienste der Sozialgenossenschaften stehen still. Das gilt für die Genossenschaften im Bereich der Kleinkindbetreuung, für Tagesmütter genauso wie für die Sozialgenossenschaften des Typs B, wo es um Arbeitsintegration von beeinträchtigten und benachteiligten Menschen geht, wie die Sozialgenossenschaften VergissMeinNicht, SIAA und Villnöss. Judith Vonmetz, Geschäftsführerin der Tagesmütter Südtirol: „Unser Dienst ist auf null gestellt. Die Mitarbeiter sind in der Ausgleichskasse. Sie würden gerne wieder arbeiten. Auf der anderen Seite fragen Eltern danach, wann der Dienst wieder aufgenommen wird. Oder sie stornieren den Platz bei der Tagesmutter, weil der Dienst in diesem Schuljahr nicht mehr benötigt wird.“ Das macht Planung noch schwieriger, weil niemand weiß, wie viel Geld am Ende des Jahres verfügbar sein wird. Eine ähnliche Situation beschreibt Karin Schölzhorn von der Sozialgenossenschaft mit Bäuerinnen lernen-wachsen-leben.

Der Obmann der Genossenschaft Coccinella, Stefan Hofer betont: „Wir spüren Druck von beiden Seiten, einerseits von den Mitarbeitern, andererseits von den Eltern. Belastend ist, dass wir nicht wissen, wann und wie es weitergeht. Wir haben zwar von einem Tag auf den anderen unsere Dienste runtergefahren. Eine Wiedereröffnung braucht aber eine gewisse Vorlaufzeit“, sagt Hofer. Der Bereich Kleinkinderbetreuung hat es besonders schwer, weil der Dienst nicht in den Bereich Bildung hineinfällt und somit weniger im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht als Schulen.

Die Situation bei den Weltläden ist ebenfalls prekär, sagt Johann Schwingshackl, Präsident des Weltladen „Twigga“ in Bruneck. Die Weltläden halten sich an die verkürzten Öffnungszeiten und dürfen weiterhin Lebensmittel verkaufen. Alle freiwilligen Mitarbeiter sind zu Hause, jene Mitarbeiter mit Anstellung bauen derzeit Zeitausgleich und Urlaub ab. Dauert die Situation noch länger an, werde das jedoch schwierig und es ist mit großen finanziellen Einbußen zu rechnen.

Heinz Senoner, Direktor des Südtiroler Kinderdorfs, spricht von zwei gegensätzlichen Situationen. Durch den Wegfall der Schulen, Tageszentren oder Arbeitsplätze verbringen die Bewohner des Südtiroler Kinderdorfes ihre gesamte Zeit im Kinderdorf, das derzeit für Besucher geschlossen ist. Hier falle also mehr Arbeit an, andere Dienste stehen still, da Hausbesuche aufgrund der Vorschriften nicht durchgeführt werden können. Senoner: „Uns ist es zum Teil gelungen, Mitarbeiter umzuschichten, Mitarbeiter, die derzeit keine Arbeit hätten, arbeiten jetzt dort mit, wo mehr Arbeit anfällt.“ Positiv fällt auf, dass die Betreuten des Südtiroler Kinderdorfes sehr gut mit der Situation zurechtkommen. Sie seien ruhiger und gelassener, sagt Senoner. Engpässe gäbe es nur beim Erhalt der notwendigen Schutzkleidung.

Letzteres bestätigte auch Renate Haller, Direktorin des Seniorenheimes Villa Carolina in Meran. Der Bedarf an Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln sei enorm gestiegen. Dennoch versuchen alle das Beste aus der Situation zu machen. Das Altersheim darf derzeit keine neuen Klient/innen aufnehmen.

Einen weiteren Aspekt, der bei der Betreuung von alten Menschen ins Gewicht fällt, beschreibt Ursula Thaler, Geschäftsführerin der Sozialgenossenschafthumanitas24: „Bisher hatten wir kaum Probleme, denn aufgrund der Reisebeschränkungen konnten die Betreuerinnen in Südtirol nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.“ Ab 18. April jedoch können Altenbetreuerinnen, die aus Kroatien stammen, wieder nach Hause fahren. Da jedoch gleichzeitig die Einreise nach Italien verwehrt bleibt, erwartet die Geschäftsführerin größere Engpässe bei der Betreuung.

Der Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, Herbert Von Leon bestätigt die Schwierigkeiten der einzelnen Sektoren und befürchtet, dass die Probleme sich verstärken werden. Von Leon: „Wir als Raiffeisenverband Südtirol arbeiten derzeit fieberhaft daran, um brauchbare Lösungen auf den Weg zu bringen. Wir sind in Kontakt mit den entsprechenden politischen Stellen.“

Der Vizedirektor Christian Tanner ergänzt: „In der nächsten Phase geht es auch für die Sozialgenossenschaften um Liquiditätsbeschaffung. Für die gesamte Planung wird ein Neustart notwendig. Wir arbeiten daran, alle zur Verfügung stehenden Mittel zugänglich zu machen, um Sozialgenossenschaften in dieser Krise zu unterstützen.“