Als Genossenschaft gegründet, um Energiethemen im Vinschgau zu bündeln, war die Entwicklung des VEK niemals linear. Möchten Sie die großen Etappen etwas nachzeichnen?
Alexander Telser: Entstanden ist das Vinschgauer EnergieKonsortium in einer Zeit, als der Strom in Martell und die Beteiligung mit der SEL neu verhandelt worden sind. Der damalige Stromstreit im Vinschgau hat dazu geführt, dass auf lokaler Ebene ein neuer Akteur entstanden ist. Anfangs haben sich die Fernheizwerke angeschlossen, um gemeinsam Hackschnitzel einzukaufen. Was anfangs noch ein kleines politisches Konstrukt mit zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit begann, wuchs dann stetig an.
Welches kann als Wendejahr bezeichnet werden?
Im Jahr 2015 sind wir von Laas bis Graun mit Stromkunden gestartet und haben begonnen, auch die Stromnetze zu übernehmen. Dementsprechend haben wir Techniker aufgenommen für die Abwicklung der Netzstrukturen. Da die Leute laufend neue Stromverträge gemacht haben, sind wir auch bei unseren Mitarbeitern im Büro für Stromkunden gewachsen. Nunmehr zählen wir 11.000 Stromkunden, davon 6.000 Mitglieder, und bewegen uns in einer Größenordnung wie die Stadtwerke Brixen.
Geht das Wachstum weiter?
Ja, noch immer kommen rund 1000 Neukunden pro Jahr hinzu, davon 600-700 neue Mitglieder. Dabei sind wir lokaler Ansprechpartner für Energie, Telekommunikation und jegliche Anforderungen rund um das Stromnetz.
Tun sich dabei auch neue Geschäftsfelder auf?
Im Jahr 2020 sind wir mit dem Glasfasernetz gestartet und erhielten anfangs Gegenwind. Man beschied uns, zu spät für das Thema in den Markt eingestiegen zu sein. Aber die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache, wir verzeichnen auch in diesem Geschäftsfeld bereits 2500 Kunden.
Was zeichnet sie im Unterschied zu anderen Anbietern aus?
Wir sind lokal verankert und unsere Büros stehen stets offen, wenn Fragen aufkommen. Sie zu unterstützen und Kunden und Mitglieder stets in den Mittelpunkt zu stellen, zeichnet uns aus.
Bewegen Sie sich damit nicht gegen den Trend, zur Gänze auf Digitalisierung zu setzen?
Unsere Kundinnen und Kunden schätzen es sehr, sich bei uns im Büro direkt informieren zu können. Wir sind als Genossenschaft lokal verankert. Natürlich setzen wir auf Digitalisierung, aber der direkte Kontakt ist sicher maßgeblich. Auch bei kleinen, speziellen Anliegen finden sie in uns aufmerksame Zuhörer. Viele Kunden sind der grünen Nummern einfach überdrüssig.
Und die Genossenschaftsfrage hat sich Ihnen nie gestellt?
Nein, denn das Genossenschaftsmodell hat sich in diesen 25 Jahren immer bewährt. Wenn es der Genossenschaft gut geht, geht es allen Mitgliedern gut. In guten Jahren haben wir zudem die Möglichkeit, unseren Mitgliedern günstigere Konditionen zu bieten. Und unser Eigenkapital bietet Sicherheit. Wir blicken in den vergangenen Jahren auf konstantes Wachstum und stehen als Betrieb sehr solide da. Für die Mitglieder ist es zudem von Vorteil, mitbestimmen zu können.
Sie haben einen sehr markanten Firmensitz. Folgen Sie damit einem Trend?
Wir haben vor 5 Jahren gebaut und auch mit Blick auf unsere Mitglieder geschaut, alles sehr spartanisch zu halten. Was wir aber sehr wollten, war, einen Wiedererkennungseffekt zu schaffen. Unser Architekt hat uns das markante V an der Fassade vorgeschlagen, das einerseits für den Vinschgau und damit den VEK steht, andererseits für VION, also unsere Strom- und Internetmarke. Über den Namen VION haben wir in der Zeitschrift Vinschger Wind abstimmen lassen. Die Leserinnen hatten 3 Markennamen zur Auswahl, es gewann VION. Nunmehr steht das V für VEK und VION.
Mit der Feier an diesem Samstag blicken Sie einerseits auf die vergangenen 25 Jahre, andererseits auch nach vorn. Was sind Ihre nächsten Ziele?
Unsere große 25 Jahrfeier an diesem Wochenende dient natürlich dazu, allen unseren Mitgliedern und Kundinnen und Kunden zu danken, die diesen Weg mit uns gegangen sind. Besonders anfangs war dies ein finanzielles Risiko. Aber in den letzten guten Jahren konnten wir unseren Kunden auch rückwirkend Beträge gutschreiben, wie den Privatkunden 100 Euro oder den großen Firmen bis zu 3.000 Euro.
Vorausblickend möchten wir für neue Themen so offen sein wie bei den Glasfasern, also jegliche Energieform im Auge behalten. Ein Thema könnte es sein, die Stromnetze, die wir von den Gemeinden gepachtet hatten, abzukaufen und zu betreuen. Wir möchten auch künftig bei der Energie für jegliche Themen rund um die Energie der ideale Partner sein.
Und dabei beschränken Sie sich auf den Vinschgau?
Nein. Das ist zwar unser Kernmarkt, aber wir blicken auch auf Kunden, die im Vinschgau vielleicht ihren Zweitwohnsitz haben und für den Hauptwohnsitz in Sardinien nun auch unseren unkomplizierten Dienst in Anspruch nehmen möchten. Unser Ziel ist sicher nicht die große Expansion, sondern als Genossenschaft einen gesunden Betrieb zu erhalten.
