Mit der in nächster Zeit zu erwartenden Genehmigung zur Bildung der genossenschaftlichen Bankengruppe der Raiffeisenkassen Südtirol durch die Banca d'Italia tritt die Reform in die heiße Phase. Das bedeutet, dass nach der Hinterlegung des Einreichprojektes vergangenen Herbst heuer die organisatorischen und strukturellen Anpassungen und die umfassenden mit der Reform verbundenen Auflagen in den Raiffeisenkassen und in der Raiffeisen Landesbank als Spitzeninstitut konkret angegangen werden müssen. Somit beginnen die Auswirkungen der Reform zu greifen und die Änderungen werden konkret spürbar werden.
Landwirtschaftliche Genossenschaften
Strukturreformen sind aber auch bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften ein anhaltendes Thema. Vermehrt werden engere Vernetzungen und Kooperationen oder auch Fusionen angedacht und umgesetzt. Denn die Herausforderungen werden größer. Als Stichworte seien die Entwicklungen auf den globalen Märkten, die Agrarreform, die digitale Transformation, die ausgereizten Kostensenkungsmaßnahmen in Genossenschaften und Verbänden sowie nicht zuletzt die gesellschaftlichen Erwartungen zu Themen wie Pflanzenschutz, Gülle, Tierwohl und nachhaltige Landwirtschaft genannt.
Von Veränderungen, Neuerungen und Regulierungsmaßnahmen sind auch die Energiegenossenschaften betroffen, während sich etwa die Konsumgenossenschaften vor allem einem starken Verdrängungswettbewerb ausgesetzt sehen. Durch die jüngste Reform des gemeinnützigen Sektors (terzo settore) und der Neuregelung der Sozialunternehmen müssen sich auch die Sozialgenossenschaften teilweise neu positionieren. In diesem Sektor erwarten wir für die nächsten Jahre noch größere Veränderungen, wobei wir aber weiter mit zahlreichen Neugründungen rechnen.
In einem tiefgreifenden Veränderungsprozess befindet sich auch der Raiffeisenverband selbst. Als Genossenschaftsverband ist seine Tätigkeit auf die Entwicklung und Unterstützung der Mitgliedsgenossenschaften ausgerichtet. Durch die Reform der Raiffeisenkassen werden künftig Leistungen, die bisher der Raiffeisenverband erbracht hat, teilweise von der Raiffeisen Landesbank übernommen. Als Spitzeninstitut übernimmt sie auch die Leitung und Koordinierung der Raiffeisenkassen und verantwortet die künftige Strategie, während der Raiffeisenverband vermehrt als Dienstleister für die Kassen fungieren wird. Vor allem aufgrund dieser Veränderungen hat der Verband seine strategische Ausrichtung neu formuliert und der Verwaltungsrat hat vergangenen November das Strategiedokument "Strategie 2018 - 2020" genehmigt. Dieses enthält strategische Projekte, welche im Grunde eine Neukonzeption des Verbandes und seiner Leistungen beinhalten, und die über das etablierte Projektmanagement Schritt für Schritt umgesetzt werden.