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Wein
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Weißburgunder – wie das Abendkleid einer eleganten Dame

Welches Potential liegt im Weißburgunder – und kann er großen Weißweinen wie Chardonnay, Sauvignon und Pinot Grigio das Wasser reichen? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der zweiten Auflage von „Spatium Pinot Blanc“ in Eppan.

„Der Weißburgunder ähnelt dem schlichten Abendkleid einer eleganten Dame, fein und gefällig, ohne Ecken und Kanten“. Diesen schönen Vergleich brachte Prof. Dieter Hoffmann. Der langjährige Leiter des Instituts für Betriebswirtschaft und Marktforschung an der Hochschule Geisenheim im Rheingau – einer der Referenten der Veranstaltung in Eppan –  beleuchtete in seinem Vortrag den aktuellen Markt für den Weißburgunder.

Weißburgunder statt Pinot Blanc

Die Sensorik des Weißburgunders liege laut Hoffmann heute im Trend der Verbraucher, berge aber auch die Gefahr zu einem Allerweltswein. Genau dieser Spagat sei eine der großen Herausforderungen für Önologen. Hoffmann sieht für den Weißburgunder Potential im mittleren und oberen Preis- und Qualitätssegment, wenn auch bei stetigen aber kleinen Wachstumsraten. Maßgeblich für den Erfolg sei dabei das Marketing. Hier sollte verstärkt die Marke und die Bezeichnung Weißburgunder – anstelle der französischen Bezeichnung Pinot Blanc – in den Vordergrund gestellt werden. Der Begriff „Weißburgunder“ führe zu einer höheren Identifikation mit den Verbrauchern, entspreche dem Trend zum Regionalen und stehe für positive Eigenschaften wie edel, hell und klar. Zudem konzentriere sich das Anbaugebiet des Weißburgunders größtenteils auf den deutschen Sprachraum, sprich Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol. Nur ein klares Markenprofil und eine konstante Qualitätsleistung schafften bei den Konsumenten Vertrauen und Sicherheit und ermöglichten Spielraum nach oben in der Preisgestaltung, meinte Hoffmann. Denn der Preis sei häufig das einzige Kriterium, an dem die Konsumenten die Qualität eines Weines festmachen würden. Was die Absatzwege betrifft, führten diese beim Weißburgunder auch weiterhin vornehmlich über den Direkt- und Einzelhandel sowie besonders auch über die Gastronomie; einen breiten Durchbruch im Discountbereich werde der Weißburgunder im Gegensatz zu den drei großen Weißweinen Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Grigio nicht so schnell erleben, meinte Hoffmann.  

Zu einheitlichem Stil zusammenraufen

Unter dem Motto „Weißburgunder – no limits?“ beleuchteten renommierte Weinexperten Chancen und Möglichkeiten des Weißburgunders. Helmuth Köcher, Präsident von „Merano Wine Festival“ betonte, dass der Weißburgunder in den nächsten Jahren verstärkt in den Vordergrund rücken werde. Der Reiz, aber auch die große Herausforderung, des Weißburgunders liege in seinen vielfältigen unterschiedlichen Ausprägungen. Für Caro Maurer, Master of Wine, steht der Weißburgunder für Regionalität, Heimat und die kleinen Terroirs. Eine einheitliche, klare Marke sei beim Weißburgunder heute nicht vorhanden, was auch die Vermarktung über den europäischen Raum hinaus schwierig mache. Maurer: „Der  Weißburgunder hat Potential, wird aber wohl kaum jenes eines Sauvignon oder Pinot Grigio erreichen“.
Hans Terzer, Kellermeister der Kellerei St. Michael und einer der Ideatoren von „Spatium“, bezeichnete den Weißburgunder als komplizierte Sorte, mit der man sich international aber stark profilieren könne, vor allem weil Südtirol alle Voraussetzungen für schwierige Weinsorten besitze. Neben den berechtigten vielfältigen Ausprägungen des Weißburgunders müsse man sich aber auch zu einem einheitlichen Stil „zusammenraufen“ und an einer entsprechenden Marke für einen Vorzeige-Weißburgunder arbeiten. Hier sei Bewusstseinsbildung und ein verstärktes Selbstbewusstsein notwendig.

Bei der Tagung in Eppan stellte WIFO-Direktor Georg Lun eine neue Studie vor, in der die Stärken und Schwächen des Weißburgunders und die Positionierung auf dem Weinmarkt unter die Lupe genommen wurden.
Pascal Wegmann-Herr von der Gruppe Önologie in Neustadt berichtete über die önologischen Gestaltungsmöglichkeiten zur Erzeugung von Pinot Blanc, während Konrad Pixner vom Versuchszentrum Laimburg den Einfluss des Pressprogramms auf die Sensorik des Weißburgunders erläuterte.
Im Rahmen der Veranstaltung gab es zahlreiche Masterclass-Verkostungen für Fachpublikum und Weinliebhaber. „Spatium Pinot Blanc“ wurde u. a. von Vineum Eppan und daviso veranstaltet und vom Raiffeisenverband und der Raiffeisenkasse Überetsch als Hauptsponsoren unterstützt.