Raiffeisen Nachrichten: Sie haben vergangenen Dezember die Führung der Raiffeisenkasse Welsberg Gsies Taisten übernommen. Wie geht es Ihnen damit?
Werner Töchterle: Meine Tätigkeit ist sehr interessant oft auch herausfordernd und zeitintensiv. An manchen Tagen werde ich von neuen Herausforderungen überrascht, doch es bereitet mir Freude, täglich zur Arbeit zu gehen, weil es sich um eine spannende, vielfältige und abwechslungsreiche Tätigkeit handelt.
Wie fühlen Sie sich im Tagesgeschäft?
Der Anfang war nicht ganz ohne, aber mit Unterstützung meiner Arbeitskolleginnen und -kollegen im Marktbereich und im Innenbereich konnten wir anfängliche Schwierigkeiten meistern. Seit Herbst 2023 konnte ich viel Erfahrung sammeln, wobei mir bewusst ist, dass ich mir im Bereich Human Resources noch einiges an Know-how beibringen muss. Im Laufe meiner mittlerweile 20jährigen Bankerfahrung war ich ausschließlich in internen Bereichen tätig und da ich auch nicht im Tätigkeitsgebiet ansässig bin, muss ich auch die örtlichen Kundinnen und Kunden besser kennenlernen.
Was bedeutet es für Sie in einer Genossenschaftsbank zu arbeiten?
Dass nicht Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern die Kundinnen und Kunden als Menschen und das Wohl der örtlichen Gemeinschaft. Menschen und Werte sind hier mindestens genauso wichtig wie Zahlen.
Mein Vorgänger hat eine stabile und gut aufgestellte Raiffeisenkasse hinterlassen, und dies in Verbindung mit den aktuellen Zinsniveaus gibt uns beispielsweise die Möglichkeit, gezielte Aktionen zu Gunsten unserer Kundschaft umzusetzen. Dies wäre nicht möglich, wenn Gewinnmaximierung das oberste Kriterium wäre.
Wie soll sich die Raiffeisenkasse Welsberg-Gsies-Taisten künftig weiterentwickeln?
Aktuell schreiben wir solide Zahlen und haben deshalb aus Rentabilitäts- und Risikosicht im Moment glücklicherweise keine Probleme. Die Herausforderungen für die Zukunft sind jedoch groß, auch weil wir eine kleinere Raiffeisenkasse sind. Die Menschen aus unserem Tätigkeitsgebiet sind weiterhin auf hohem Niveau mit bedarfsgerechten Produkten zu bedienen. Wir haben auch auf das geänderte Kundenverhalten zu reagieren, Stichwort: Digitalisierung. Hinzu kommen die Herausforderungen durch regulatorische Änderungen, dabei sind wir auf die Unterstützung von Zentralstrukturen angewiesen. Wir müssen auf die Ansprüche der Zukunft vorbereitet sein, neue Trends und Entwicklungen erkennen, um auch in Zukunft den Mitgliedern und Kundschaft einen Mehrwert bieten zu können und als Raiffeisenkasse erfolgreich zu sein. Wir holen uns dazu auch externe Unterstützung.
Was bedeutet Führung für Sie bzw. der Umgang mit Macht?
Den Begriff „Macht“ nutze ich nie in Zusammenhang mit meiner Tätigkeit. An und für sich fühle ich mich als Mitarbeiter wie jeder andere, wobei sich meine Zuständigkeiten naturgemäß von den Aufgaben meiner Arbeitskollegen unterscheiden. Ich versuche wo immer möglich, im Konsens zu führen, und meine Vorbildfunktion wahrzunehmen und positiv vorauszugehen. Die Bedeutung gut ausgebildeter und motivierter Mitarbeiter*innen ist mir bewusst; nur wenn wir als Team zusammen agieren, können wir uns und die Raiffeisenkasse nach vorne bringen. Damit dies auch für die Zukunft gelingt, werden - mit externer Unterstützung - Teambuildingmaßnahmen durchgeführt.
Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer neuen Rolle als überrascht hat?
Durch meine enge Zusammenarbeit mit dem vorherigen Direktor kannte ich diese Tätigkeit bereits. Somit war, sobald ich meine Bewerbung für diese Stelle abgegeben hatte, in groben Zügen bereits klar, was auf mich zukommen würde. Mein Vorgänger hat die Raiffeisenkasse gut organisiert hinterlassen. Dies hat auch dazu beigetragen, dass es keine negativen Überraschungen gegeben hat. Positiv überrascht hat mich die Unterstützung meiner Arbeitskolleginnen und -kollegen; bei für mich neuen Sachverhalten waren sie stets bereit, mir durch ihren Erfahrungsschatz weiterzuhelfen.
Welches Rezept haben Sie für beruflichen Erfolg?
Die Tatsache, dass ich beruflichen erfolgreich bin, ist sicherlich auch auf Glück zurückzuführen, auf das Glück, dass ich im richtigen Moment am richtigen Ort war. Nach dem Studium war ich einige Jahre bei der Raiffeisen Landesbank Südtirol beschäftigt, dort erhielt ich im Laufe der Zeit die Möglichkeit, zuerst als Teamleiter und anschließend als Abteilungsleiter Erfahrung zu sammeln, anschließend bin ich als Bereichsleiter in die Raiffeisenkasse Welsberg-Gsies-Taisten gewechselt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass persönlicher Erfolg nicht nur von den eigenen Fachkompetenzen abhängt, sondern auch vom Team, ob man es schafft, die Arbeitskollegen anzuspornen und mitzuziehen, um gemeinsam die zugewiesenen Aufgaben erfolgreich umzusetzen.
Wo finden Sie Ausgleich zu Ihrer Arbeit in der Bank?
Das regelmäßige „Abschalten“ von den beruflichen Anstrengungen finde ich sehr wichtig. Ausgleich finde ich im privaten Umfeld mit meiner Familie und im Sport. Wenn ich abends nach Hause komme, lenken mich meine Frau und meine beiden Kinder sofort von den beruflichen Gedanken ab. Gerne mache ich auch eine Runde mit dem Mountainbike oder ich gehe auf einen Berg, im Winter Skifahren und Rodeln.

