1. Puschtra Viehwirtschaftstagung: "Potential des Ackerfutterbaus nutzen"

Unter dem Motto: Das Potential des Ackerfutterbaus nutzen - fand Ende Oktober in Dietenheim die 1. Puschtra Viehwirtschaftstagung statt. Die Fachbeiträge boten den Teilnehmenden wertvolles Wissen im Bereich Viehwirtschaft und Ackerfutterbau.

Die 1. Puschtra Viehwirtschaftstagung fand in der Fachschule für Landwirtschaft in Dietenheim statt, deren Ziel es ist, Bäuerinnen und Bauern Wissen zu Landwirtschaft zu vermitteln. Gertraud Aschbacher, Direktorin der Fachschule Dietenheim freute sich daher besonders diese Tagung eröffnen zu dürfen. Sie begrüßte neben SBB-Bezirksobmann des Pustertals, Anton Tschurtschenthaler, Jakob Huber vom Braunviehzuchtverband und Joachim Rainalter vom Sennereiverband Südtirol und die anwesenden Vertreter des Versuchszentrums Laimburg, u.a. Giovanni Peratoner auch die anwesenden Junglandwirte und Schülerinnen.

Anton Tschurtschenthaler, SBB-Bezirksobmann Pustertal, verwies auf das Pustertal als den viehwirtschaftsstärksten Bezirk in Südtirol: "Vor allem Milchwirtschaft spielt hier eine große Rolle. Deshalb freut es mich, dass die Fachschule Dietenheim Wert auf die Milchwirtschaft legt und die Tagung hier, gemeinsam mit dem BRING, ausrichtet."

Martin Feichter, Vorstandsmitglied des BRING, bedankte sich im Namen des BRING bei der Fachschule Dietenheim für die Möglichkeit, im Rahmen dieser Tagung wertvolles Wissen im Bereich Viehwirtschaft und Ackerfutterbau vermitteln zu dürfen. Der Beratungsring Berglandwirtschaft - BRING ist eine Weiterbildungs- und Beratungsgenossenschaft und wurde 2013 gegründet. Christian Plitzner, Geschäftsführer des BRING moderierte die Tagung.

Die Fachbeiträge:

Ackerfutterbaualternativen zum Silomais

Franziska Mairhofer, Grünland- und Ackerfutterbauberaterin bei BRING ging in ihren Vortrag „Welche Ackerfutterbaualternativen zum Silomais haben wir?“, auf die Frage ein, welche verschiedenen Möglichkeiten es im Ackerfutterbau in Südtirol gibt. Nach wie vor ist Silomais auf den Ackerfutterbau-Flächen die Hauptkultur – Tendenz steigend. Mit keiner anderen Ackerfutterbau-Kultur können solche Flächenleistungen hinsichtlich Ertrags- und Energiekonzentration erreicht werden.

Eine Ergänzung mit anderen Ackerfutterbau-Kulturen kann jedoch helfen, eiweißreiche Komponenten in die Bestandsführung einzubringen. Ein weiterer Vorteil ist die Fruchtfolge. Diese ist aus pflanzenbaulicher und bodenkundlicher Sicht sinnvoll und notwendig. Aber auch aus rechtlicher Sicht wird die Fruchtfolge zunehmend zum Thema. Ein Einstieg in den Ackerfutterbau kann deshalb für alle Betriebe interessant sein, die hohe Erträge und Qualitäten liefern.

Dementsprechend wurde zunächst auf die verschiedenen Wechselwiesen-Mischungen wie Kleegras, Luzernegras, Wechselwiese und Kleegras für rauen Lagen eingegangen, die je nach Standort und Ausgangssituation am Betrieb genutzt werden können. Weiters wurde der Anbau von Einzelgräsern angesprochen und „neuere“ Möglichkeiten wie Getreide-Ganzpflanzensilage und Sorghum-Hirsen vorgestellt.

­Unterstützende Heilung für Wiederkäuer

Aaron Kirchler, Fachschule Dietenheim, gab einen Einblick in seine Maturaarbeit mit dem Thema „Unterstützende Heilung für Wiederkäuer“. Der Absolvent der Fachschule Dietenheim kommt aus dem Ahrntal und ist auf einem Milchviehbetrieb mit Rindern der Rasse Pinzgauer aufgewachsen. Im Zuge des Maturaprojektes erstellte der Absolvent mit zwei weiteren Mitschülern einen Ratgeber sowie ein Faltblatt und zeigte verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von Kräutern zur unterstützenden Heilung bei Rindern auf. Das Wissen hierfür stammt aus Befragungen mit Landwirten, Tierärztinnen und Phytotherapeuten, sowie den Informationen aus der Fachliteratur. 

Das Faltblatt zeigt anschaulich die Anwendung einzelner Kräuter wie Kamille, Thymian, Gelbem Enzian, Frauenmantel oder Ringelblume, die bei unterschiedlichsten Krankheiten als Unterstützung des Heilungsprozesses eingesetzt werden. Als Beispiel nannte Kirchler den Thymian. Dieser kann bei Rinderhusten ins Kraftfutter gemischt werden, oder Wermut, welcher die Kuh nach der Abkalbung stärken soll.    

Rationsgestaltung mit verschiedenen Ackerfutterbaukomponenten

Aufbauend auf den ersten Vortrag sprach der Hauptreferent Sebastian Ortner, Landwirtschaftskammer Tirol (LK), über die Alternativen aus Sicht der Fütterung und ging hierbei besonders auf die Rationsgestaltung mit verschiedenen Ackerfutterbaukomponenten ein. Aufgrund der klimatischen Änderungen (z. B. Sommertrockenheit) gewinnen Ackerfuttermittel in der Rinderfütterung an Bedeutung. Neben Silomais werden in Tirol (und auch Südtirol) immer mehr Ackerfrüchte zur Verfütterung angebaut. Beispiele dafür sind Kleegras, Grasmischungen als Zwischenfrucht oder Grünschnittroggen. In der Rationsgestaltung ist bei den oben genannten Futtermitteln einiges zu beachten. Um Rationen mit Ackerfrüchten möglichst gezielt zu gestalten, wäre eine Futteruntersuchung von Vorteil. In der Rationsgestaltung ist auf einen passenden Ausgleich der Ration sowie Einsatzgrenzen der einzelnen Futtermittel zu achten. Als Abschluss des Vortrags zeigte Sebastian Ortner häufige Praxisfehler in der Fütterung auf.

Ackerfutterbauvarianten in der Praxis

Im Anschluss erzählte Georg Zingerle, Peterer-Hof, Rasen-Antholz, von seinen Erfahrungen aus der Praxis. Er bewirtschaftet mit seiner Familie den Peterer-Hof in Niederrasen, ein konventioneller Milchviehbetrieb mit Aufzucht. Zudem wird Urlaub auf dem Bauernhof angeboten. Zum Hof gehören neben 8,4 ha Dauerwiesen auch 9,3 ha Acker- und Ackerfutterbauflächen, auf welchen Kartoffeln, Silomais, Wechselwiesen und Luzerne angebaut werden. Von besonderer Wichtigkeit ist die Fruchtfolge. Wechselwiesen und Luzerne werden im Wechsel mit Kartoffeln und Silomais angebaut. Nach Mais und Kartoffeln erfolgt eine Einsaat mit Winterroggen. Künftig möchte der Landwirt u. a. den Pflugeinsatz und die Arbeitsschritte reduzieren, eiweißreiche und lückenarme Bestände erzielen und den Einsatz des hofeigenen Düngers optimieren.

Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) ist die Beratungs- und Weiterbildungsorganisation für die Berglandwirtschaft in Südtirol. Als Genossenschaft hat er das Ziel, das Fortbestehen der Südtiroler Berglandwirtschaft fachlich zu begleiten und zu unterstützen und damit den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe nachhaltig zu sichern. Dieses Ziel wird durch eine unabhängige Fachberatung, der Abhaltung zahlreicher Weiterbildungsveranstaltungen, Lehrfahrten sowie Fachtagungen und -publikationen erreicht.