Baobab: eine Sozialgenossenschaft für die Kleinsten

Die pädagogische Leiterin und Obfrau der Sozialgenossenschaft Baobab, Maria Giovanna Dorigatti, und die Koordinatorin, Sara Rigo, sind sich einig: „Wenn wir auch nur einem einzigen Kind einen guten Start ins Leben geboten haben, hat sich der Aufwand gelohnt.“

Die Genossenschaft Baobab, mit Sitz in Bozen, am Christ-König-Platz, entstand 2018 aus einem Start-up beim Raiffeisenverband Südtirol. Damals hat sich eine Gruppe von Tagesmüttern aus unterschiedlichen Kulturen zusammengeschlossen, um ihre Vorstellung von Kinderbetreuung zu verwirklichen. Ihr Leitsatz lautet: „Kindern im Alter von 3 Monaten bis zu 3 Jahren in ihrer Vitalität und Einzigartigkeit genügend Raum und Aufmerksamkeit geben, damit sie sich gut entwickeln können.“ Der Gründungsakt erfolgte am 25. Oktober 2018. Seit damals bietet die Genossenschaft qualifizierte Kinderbetreuung durch Tagesmütter und Kinderbetreuer*innen. Sie führt eine Kleinkindertagesstätte, organisiert bei Bedarf Spielgruppen, Weiterbildung für Eltern und Mitarbeiter und setzt Projekte zur Unterstützung von Kindern und Eltern um. Derzeit werden zum Beispiel Betreuungsangebote für den Sommer ausgearbeitet.

Mittlerweile arbeiten sechs Tagesmütter für die Genossenschaft: vier in Bozen, eine in Leifers, eine in Meran. Dazu kommen die zwei Betreuerinnen der Tagesstätte, die Koordinatorin Sara Rigo (seit Oktober 2020) und die Obfrau Maria Giovanna Dorigatti. Sie war bereits in Ruhestand als sie vor zwei Jahren für die neu gegründete Genossenschaft Baobab die Rolle der Präsidentin übernommen hatte: „Ich sollte das Amt nur übergangsweise übernehmen. Damals war ich bereits in Pension und hatte auch meinen Lehrauftrag im Kurs für Kinderbetreuerinnen an der Landesfachschule für Sozialberufe Hannah Arendt beendet“, so Dorigatti, eine Pädagogin aus Leidenschaft, wie sie im Interview verrät. Im Laufe ihrer über 50jährigen Tätigkeit lernte sie die Pädagogik von vielen bedeutenden ErzieherInnen und deren Nachfolgern kennen: die Pädagogik von Rosa und Carolina Agazzi in Mompiano (Brescia), die Pädagogik von Maria Montessori und Loris Malaguzzi im Rahmen eines Praktikums in Reggio Emilia bei Grazia Honegger Fresco, die letzte direkte Schülerin und Zeugin der großen Pädagogin Montessori. Aus diesem großen Erfahrungs- und Wissensschatz, ergänzt durch Elemente aus der Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner und Erkenntnisse von Emmi Pickler hat sie einen eigenen Ansatz entwickelt, den sie heute weitergibt.

In die Tagesstätte der Genossenschaft kommen derzeit sechs Kinder, in der Zeit von Montag bis Freitag zwischen 8.30 bis 12.30 Uhr. Von Anfang an war es allen Mitgliedern ein Anliegen, die Gruppe der betreuten Kinder klein zu halten, denn das sei auch aus der Sicht der Kinder ideal, meint Dorigatti und ergänzt: „Theoretisch können wir mehr Plätze anbieten, wir haben aber diese Qualitätsentscheidung getroffen und versuchen sie mit Unterstützung und dem Engagement der Mitglieder aufrecht zu halten.“ Dennoch bleiben die Kosten und der große bürokratische Aufwand die größte Herausforderung für die kleine Genossenschaft. Der Name Baobab leitet sich übrigens vom gleichnamigen Baum ab, dessen Eigenschaften die Genossenschaft symbolisch übernehmen möchte: Ein langlebiger, gut verwurzelter Baum, der Schutz bietet und viele Früchte trägt.

Die Nachfrage an Kinderbetreuungsangebote seitens der Eltern sei groß, sagt Sara Rigo, die seit Oktober 2020 als Koordinatorin der Genossenschaft arbeitet: „Besonders die Tagesmütterdienste sind sehr gefragt. Bei uns gibt es eine Warteliste und erst wenn im Herbst einige Kinder in den Kindergarten wechseln, können wir wieder neue aufnehmen.“ Derzeit werden auch Tagesmütter mit deutscher Muttersprache gesucht. Rigo: „Damit könnten wir die Betreuung in den beiden Landessprachen sichern.“

Die Tagesmütter der Genossenschaft stammen aus Peru, Albanien, Brasilien oder Südtirol. Sie arbeiten bei sich zu Hause und haben alle die italienische Fachausbildung zur Tagesmutter absolviert, die sie durch regelmäßige Fortbildungen und Seminare laufend vertiefen. Auf das Multiethnische ihrer Gemeinschaft sind alle besonders stolz. Die Genossenschaft organisiert auch Sprechstunden für Eltern, denn die Bedürfnisse der Kinder stehen im Mittelpunkt. „Zu sehen, wie sich die Kinder bei uns entwickeln, gibt unserer Arbeit Sinn“, sind sich Dorigatti und Rigo einig. Wenn es Betreuerinnen und den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut. „Und wie auch die Dottoressa sagt, haben wir unser Ziel schon erreicht, wenn wir all das auch nur für ein Kind gemacht hätten“, betont Rigo abschließend.