Es braucht Visionen und klare Ansagen

30 Jahre Bioland Südtirol: Biobäuerinnen und –bauern, Ehrengäste vom Gesamtverband aus Deutschland wie die Vorsitzenden des LV Bayern, Josef Wetzstein und Oliver Alletsee, Bioland e.V. Präsident Jan Plagge und die Pioniere und Gründungsmitglieder waren gekommen, um das 30jährige Bestehen des Verbandes zu feiern. „Bioland ist gleichzeitig eine Marke und ein Verein,“ betonte Plagge in seiner Begrüßungsrede, „aber vor allem sind wir eine starke, wirksame Wertegemeinschaft.“

Seit der Gründung arbeitet Bioland mit einem ganzheitlichen Ansatz „vom Acker bis zum Teller“. Als erster Verband hat Bioland Richtlinien und Kontrollverfahren etabliert, lange bevor es eine EU-weite Regelung für einen gesetzlichen Mindeststandard für Bio-Lebensmittel gab. Bioland gibt es in Deutschland seit 50 Jahren, die Regionalgruppe in Südtirol kam 1991 dazu; elf Pioniere unterzeichneten damals die ersten Verträge mit Bioland Bayern. Dessen Vorsitzender Josef Wetzstein erinnert sich an jene Zeit, als er selbst die bayrische Biobewegung anzuführen begann: „Die Südtiroler aufzunehmen war für uns etwas Besonderes, allein vom Territorium her eine spezielle Landwirtschaftsstruktur, und auch politisch mussten wir uns kennenlernen.“ In vielen Fahrten über den Brenner sei dies gelungen und gerne komme man immer wieder nach Südtirol.

Für eine Mitgliedschaft bei Bioland Deutschland sprachen vor allem die bereits gefestigten Verbandsstrukturen und die Tatsache, dass es sich um einen Bauernverband handelte, sagt Josef Tinzl, der Gründungsobmann der Südtiroler: „Bioland stand damals wie heute für Energie und Vorwärtsstreben in der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft, und gerade dieses Bemühen um stete Weiterentwicklung spürt man heute wie vor 30 Jahren.“

Pünktlich zum Jubiläum wurde das Video zum Lied „Wunder Natur“ von Barbara Zanetti im Internet veröffentlicht. Barbara Zanetti hat das Lied im Rahmen von 30 Jahre Bioland Südtirol als Hommage an die Natur und den Biolandbau geschrieben und musikalisch stimmig umgesetzt.

Von 10 Uhr vormittags bis spät in den Nachmittag hinein gab es ein abwechslungreiches kulturelles, politisches und kulinarisches Programm: die Pioniere wurden geehrt, und eine Podiumsdiskussion (Landesrat Arnold Schuler, Bioland Südtirol Obmann Toni Riegler, Bioland Präsident Jan Plagge, Bioland Jungbäuerin Julia Fischer, Bioland Pionier Johann Tappeiner), zu Gegenwart und Zukunft der Landwirtschaft in Südtirol zeigte den kontroversen Stand der Dinge auf. Jan Plagge, seines Zeichens auch Vorsitzender der IFOAM EU-Gruppe in Brüssel, betonte die Wichtigkeit einer klaren und visionären Kommunikation. „Die Gesellschaft, aber auch wir Biobauern brauchen klare Ansagen von der Politik, gerade in Krisenzeiten bringt das Orientierung.“

Toni Riegler, Obmann von Bioland Südtirol sieht den Herausforderungen einer sich weiterentwickelnden Biolandwirtschaft mit Zuversicht entgegen: „Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus, das Thema Bioregionen, Gentechnik und Pflanzenschutz, Tierwohl und Bodenfruchtbarkeit, die Themen gehen uns nicht aus,“ versichert er. „Ich richte zum Schluss einen Geburtstagswunsch an unsere maßgeblichen Politiker, und auch hier geht es um klare Ansagen. Wir wünschen uns ein deutliches Bekenntnis zur Werthaftigkeit von Biolebensmitteln aus Südtirol für Südtiroler*innen vonseiten der Landesregierung.“