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Biofruitnet-Projekt stärkt ökologische Landwirtschaft in Europa

Seit über drei Jahren arbeiten sechzehn Partner aus zwölf europäischen Länder gemeinsam am EU-Projekt „BioFruitNet“ zur Förderung und Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft. Ziel war ein grenzüberschreitendes Netzwerk, das Forschung und Praxis verbindet. Lokal bewährte Lösungsansätze aus der biologischen Landwirtschaft sollen allen biologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirte in Europa zur Verfügung stehen. Auch das Versuchszentrum Laimburg war dabei.

Die Europäische Union ist weltweit führend in der Produktion von ökologisch angebautem Obst. Bodenbewirtschaftung, Düngung und Pflanzenschutz sind wichtige Aspekte der biologischen Landwirtschaft. Die Forschung, aber auch viele Landwirtinnen und Landwirte in Europa haben inzwischen anwendbare Lösungen gefunden. Dieses Wissen ist jedoch nicht weit verbreitet, und sprachliche sowie geografische Barrieren schränken den Austausch zwischen den Biobetrieben in der EU sowie zwischen Wissenschaft und Praxis ein. 

Im Horizon2020-Projekt „BioFruitNet“ haben 16 Organisationen aus 12 europäischen Ländern dreieinhalb Jahre lang zusammengearbeitet. Ihr Ziel: Bewährte Lösungen für die Herausforderungen im ökologischen Obstbau zu teilen, ein Netzwerk aufzubauen und die ökologische Landwirtschaft in ganz Europa zu stärken.

Projektpartner das Versuchszentrum Laimburg

„Das Versuchszentrum Laimburg war ebenfalls Projektpartner und hat sein Wissen zu Krankheiten und Schädlingen wie beispielsweise Apfelschorf und Apfelwickler sowie zu anderen Themen geteilt und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und länderüberschreitend verbreitet. Andere Bioobstbäuerinnen und -bauern konnten von diesen Innovationen profitieren und Gelerntes erfolgreich anwenden. Darüber hinaus wurde ein starkes EU-weites Innovationsnetzwerk für den ökologischen Obstbau geschaffen”, erklärt Markus Kelderer, Leiter der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau” am Versuchszentrum Laimburg. Das Projekt wurde vom Naturland Verband für Ökologischen Landbau e. V.  aus Deutschland koordiniert.  

Im Rahmen des Projektes „BioFruitNet“ wurden für den ökologischen Kern- und Steinobstanbau sowie für den Zitrusfruchtanbau in Nord-, Mittel- und Südeuropa Informationen gesammelt, analysiert und geteilt.  Die Ergebnisse sind in verschiedenen Materialien und Plattformen zusammengefasst: 30 Kurvideos, zahlreiche Praxiszusammenfassungen, fünf Podcasts und drei E-Learning-Kurse stehen in verschiedenen Sprachen auf der Projektwebsite http://www.biofruitnet.eu zur Verfügung. Dieses neue europäische Wissensnetzwerk wird langfristig dazu beitragen, die EU-Strategie „Farm to Fork" zu unterstützen, die bis zum Jahr 2030 eine 25-prozentige ökologische Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen in der EU anstrebt. 

Vom Apfelschorf bis zum Apfelwickler  

„Im Rahmen des Projekts ‚BioFruitNet‘ haben wir uns unter anderem mit zwei relevanten Themen im Bio-Obstbau befasst: Apfelschorf und Apfelwickler”, erklärt Josef Telfser von der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau” am Versuchszentrum Laimburg

Der Apfelschorf ist die wichtigste Pilzkrankheit im Apfelanbau und verursacht Flecken auf Früchten und Blättern. Einige Apfelsorten sind anfälliger, während andere resistent sind. Zur Vorbeugung sollte im Herbst das gefallene Laub entfernt werden, da der Pilz dort überwintert. Kupferpräparate und Schwefelkalkbrühe im Frühjahr sind wirksame Bekämpfungsmaßnahmen. „Die Überwachung des Sporenflugs im Frühjahr und Sommer ist entscheidend für die richtige Anwendung. Die Kombination von widerstandsfähigen Sorten und agronomischen Maßnahmen verringert den Bedarf an Pflanzenschutz. Zudem forschen wir auch an alternativen Lösungen wie zum Beispiel Regenabdeckungen, welche Pilzinfektionen verhindern können“, so Telfser. 

Zur Bekämpfung des Apfelwicklers, einem der wichtigsten Schädlinge im Apfelanbau, kommen verschiedene Strategien zum Einsatz: Vorbeugende Maßnahmen umfassen das Entfernen von Unterschlupfmöglichkeiten wie Bambusstangen und Holzkisten aus der Anlage. Die Verwirrung auf Basis von Pheromonen wird in Südtirol bereits seit Jahren angewandt und verhindert die Fortpflanzung des Schädlings. Auch biologische Pflanzenschutzmittel und physische Barrieren wie Einnetzungen einzelner Reihen können hilfreich sein.