Breite Unterstützung für Vergiss mein nicht

Vor kurzem lancierte die Sozialgenossenschaft Vergiss mein nicht, auf der Internet-Plattform "Crowdfunding Südtirol" des Wirtschaftsverbandes für Handwerk und Dienstleister (lvh-apa), ihre erste Crowdfunding-Kampagne. Was steckt hinter dieser Finanzierungsform und warum funktioniert sie?

Crowdfunding ist eine Methode Geld zu beschaffen und bedeutet übersetzt so viel wie Finanzierung durch die Masse (crowd = Masse, Menschen; funding = Finanzierung). Die Idee dahinter ist, dass ein Einzelner oder eine Gruppe sich - meist über einen Aufruf im Netz - finanzielle Unterstützung für ein Projekt oder eine Geschäftsidee sichert.

Das Prinzip von Crowdfunding gibt es schon länger, als Finanzierungsform ist der Begriff Crowdfunding allerdings erst seit Beginn der 2000er Jahre von Projekten aus der Musik- oder Filmbranche bekannt. Inzwischen haben sich mehrere Formen von Crowdfunding durchgesetzt.

"Eigentlich kann man mit Crowdfunding mittlerweile alles finanzieren", weiß Hannah Kirchler, derzeit Praktikantin beim Raiffeisenverband und Expertin auf diesem Gebiet. Sie nennt Beispiele aus Kultur (Restauration eines Denkmales), Innovation (StartUps) oder Katastrophenhilfe (Spendensammelaktionen für Erdbebenopfer) und weist auf die zahlreichen unterschiedlichen Crowdfunding-Plattformen im Netz hin.

Crowdfunding: besonders für neue, innovative oder soziale Projekte 

Auf den internationalen, nationalen und lokalen Crowdfunding-Plattformen finden sich meist Projekte, die sich zunächst auf traditionellem Wege nicht finanzieren lassen, da die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind, wie bei neuen, innovativen oder sozialen Produkten und Dienstleistungen.

Der soziale Aspekt steckt auch hinter der Kampagne der Sozialgenossenschaft Vergiss mein nicht in Bruneck. Die Sozialgenossenschaft bietet Grenzgängern die Möglichkeit einer erfüllenden Tätigkeit nachzugehen. Grenzgänger sind Menschen ohne wirkliche Behinderung, die aber in der kognitiven oder körperlichen Entwicklung dem Standard hinterherhinken. Sie wissen, dass sie anders sind und leiden darunter, mit dem hohen Tempo auf dem Arbeitsmarkt nicht Schritt halten zu können.

In der Nähstube in der Altstadt von Bruneck werden in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und Künstlern kreative Einzelstücke in Handarbeit gefertigt und im eigenen Geschäft verkauft.

Sigrid Regensberger, Vize-Präsidentin und Koordinatorin der Sozialgenossenschaft Vergiss mein nicht, und ihr Team, möchten mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne ihre zukünftigen Projekte finanzieren und die professionelle Betreuung und Begleitung von Grenzgängern durch Sozialpädagogen sicherstellen. "Wir wünschen uns auch mehr Sichtbarkeit für unser Projekt und möchten auch anderen Betroffenen Mut machen, eigene Wege zu gehen", schreibt Sigrid Regensberger in der Projektbeschreibung auf der Crowdfunding-Seite. Sie zählt auf die Unterstützung jener Menschen, die von der Idee des Inklusionsprojektes in Bruneck, begeistert sind und freut sich, dass die Initiative inzwischen gut angelaufen ist.

Die Kampagne läuft weitere fünf Wochen. Unterstützer und Interessierte finden hier weitere Infos zum Projekt.

Weitere Crowdfunding-Projekte in Südtirol gibt es vor allem bei lokalen, landwirtschaftlichen Produkten. Dabei geht es beispielsweise um die private Vermarktung von Spezialitäten aus Südtirol wie Apfelsaft, Schafskäse, Fleisch und andere landwirtschaftliche Produkte. Diese Art der Finanzierung ist explizit geregelt und funktioniert sehr gut. Einige der Südtiroler Projekte werden von Ethical Banking unterstützt und fallen rechtlich gesehen in die Kategorie "Verkauf zukünftiger Sachen" (vergl. Artikel 1472 im Codice Civile über "vendita di cose future").

Insgesamt gesehen liegt der große Vorteil einer Crowdfunding-Finanzierung in der starken Kundenbindung, die durch den persönlichen Kontakt und die Einbindung des Kunden aufgebaut wird.

Besonders gut eignet sich Crowdfunding daher für StartUps mit innovativen Geschäftsideen, kleinere Bauern, die besondere Käsesorten, biologische oder nachhaltige Produkte anbieten oder eben für Sozialgenossenschaften.

Durch diese Art der Finanzierung bekommen alternative Lösungen und Ideen von kleineren Unternehmen mit knappen Ressourcen, eine Chance auf den Markt zu kommen, die sonst in der Masse untergehen würden.

Weitere Infos und Beratung: StartUp Beratung des Raiffeisenverbandes Südtirol