Der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING zieht Bilanz

Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) hielt vergangenen Freitag im Haus der Tierzucht seine Jahresvollversammlung ab. Ein Jahr voller Herausforderungen und Veränderungen, das jedoch von den Landwirtinnen und Landwirten gut gemeistert wurde, betonte Obmann Daniel Gasser.

"So wirkten sich beispielsweise die Witterungsbedingungen nicht nur auf die Sonderkulturen aus, sondern hatten auch einen erheblichen Einfluss auf die Futterqualität in der Viehwirtschaft", betonte Obmann Daniel Gasser.

Das Weiterbildungsangebot von BRING wurde auf den neuesten Stand gebracht. Im April 2024 erhielt BRING die ISO 9001 Zertifizierung für Ausbildung und Kommunikation, um für die Zukunft gerüstet zu sein, aber auch aus eigenem Anspruch heraus, die Qualität der Aktivitäten von BRING auf hohem Niveau anbieten und halten zu können.

Mit Herbst 2023 hat das Gesundheitsministerium ein Dekret erlassen, in welchem eine verpflichtende Ausbildung der Tierhalter festgeschrieben ist. "Diese muss innerhalb 2025 von den Tierhaltern absolviert werden", sagte Gasser. Die Kurse hierfür dürfen nur jene anbieten, die im Register der Anbieter von ständiger medizinischer Weiterbildung (CME) eingetragenen Schulungseinrichtungen sind. Der BRING hat die CME-Akkreditierung mit Jänner 2025 erhalten und kann somit die Kurse zukünftig anbieten. Ab 2024 ist außerdem die Abschaffung der Junglandwirtestunden im Rahmen der neuen Agrarreform zu berücksichtigen. Zukünftige Hofübernehmer sind nun von der Pflicht zur Ableistung dieser Stunden befreit. 

Gasser bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BRING für ihren Einsatz und ihre Bemühungen Südtirols Bäuerinnen und Bauern bei der Arbeit in Form von Beratungen, Weiterbildungen und Vorträgen zu unterstützen. Zudem steht der BRING im ständigen, fruchtbringenden Austausch mit dem Tierärztlichen Dienst, der Landesverwaltung, dem Sennereiverband Südtirol und weiteren Verbänden und Partnern. Gasser dankte auch dem Geschäftsführer des BRING, Christian Plitzner, für seinen Einsatz beim BRING, aber auch als Mitglied der technischen Kommission CTSBA in Rom.

Tätigkeitsbericht vorgestellt

Geschäftsführer Christian Plitzner stellte den umfangreichen Tätigkeitsbericht des abgelaufenen Jahres vor. Plitzner berichtet über die zahlreichen Tätigkeiten des BRING, über die erfolgten Veränderungen und die anstehenden Projekte.

Dass der BRING ständig wächst, zeigt nicht nur das umfangreiche Betätigungsfeld, sondern auch die steigende Mitgliederzahl, so waren 2.020 Mitglieder mit Jahresende beim BRING eingeschrieben. Mit Ende des Jahres 2024 waren 31 Personen beim BRING beschäftigt, vier Mitarbeiter wurden in diesem Jahr neu aufgenommen.
Die Beratung erfolgt über alle produktionstechnischen Bereiche hinweg bis hin zur Betriebswirtschaft und findet als Einzelberatung vor Ort am Betrieb oder als Gruppenberatung, wie zum Beispiel in Form von Flurbegehungen, statt. Die Gesamtzahl an Einzelberatungen vor Ort beläuft sich im Jahr 2024 auf 7.482.

Auch in den Bereichen Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit war 2024 ein sehr aktives Jahr. In Summe wurden 62 Kurse, sechs Tagungen abgehalten, fünf Lehrfahrten durchgeführt. Als Vortragende fungierten sowohl BRING-Mitarbeiter als auch externe Referenten. Die Mitarbeiter des BRING wurden zudem zu 106 Vorträgen bei verschiedensten Veranstaltungen eingeladen, auch bei den Fachschulen wurden verschiedenste Vorträge gehalten. Ein Highlight stellten wieder die Berglandwirtschaftstagung in Brixen, die Puschtra Viehwirtschaftstagung, sowie der Vinschger Berglandwirtschaftstag dar. Mit einer Vielzahl an Veröffentlichungen und Rundschreiben werden sowohl BRING-Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder laufend über aktuelle Themen rund um die Berglandwirtschaft informiert. Durch die Mitarbeit an Projekten und in Arbeitsgruppen ist der BRING mit allen in der Berglandwirtschaft relevanten Akteuren sehr gut vernetzt.

Treibhausgasbilanzierung Südtiroler Milchviehbetriebe

Bei der Vollversammlung präsentierte Alexander Helfer vom BRING erste Ergebnisse einer universitären Arbeit zu Treibhausbilanzierung in Südtirols Milchviehbetrieben. Der Frühling beginnt früher, die Vegetationsperiode dauert länger, Unwetter und Dürreperioden, das sind nur einige Folgen der Klimaerwärmung. Es ist ein akutes Thema, von dem auch die Südtiroler Landwirtschaft nicht verschont bleibt. Im Jahr 2024 lag die Erderwärmung weltweit 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Ursache sind unter anderem die Treibhausgase, allen voran mit 80,6% das Kohlendioxid (CO2). EU-weit stammen 71,5% der CO2 aus Verkehr, Industrie und Energieversorgung. Mit 10,8% CO2-Äquivalente liegt die Landwirtschaft an fünfter Stelle (Europäische Umweltagentur 2022).

Wie sieht es also mit den Treibhausgasemissionen in der Südtiroler Landwirtschaft aus? Daniel Fill erörtert im Rahmen seiner Bachelorarbeit die THG der Südtiroler Viehwirtschaftsbetriebe. Mit der Unterstützung des Beraters Alexander Helfer, der seit 2022 beim BRING als Grünlandberater tätig ist, wurden 50 Südtiroler Viehwirtschaftsbetriebe. Die ersten Ergebnisse hat Alexander Helfer in seinem Vortrag präsentiert. Eine umfassende Analyse der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft ermöglicht es Betrieben, die Auswirkungen der eigenen Produktion zu kennen und gleichzeitig Stellschrauben für eine effizientere Produktion zu identifizieren. Dabei wird die Gesamtmenge an Treibhausgasen erfasst, welche bei verschiedenen Prozessen entlang der Produktionskette entstehen. Es werden sowohl vorgelagerte Sektoren einschließlich der Produktion von Futter- und Düngemitteln als auch die eigentlichen landwirtschaftlichen Tätigkeiten am Betrieb berücksichtigt.

Um eine Bilanz erstellen zu können müssen jegliche Daten über den Einsatz von Düngemitteln, der Futtermittelproduktion, das Ausmaß der Tierhaltung, den Energieverbrauch und andere Faktoren gesammelt werden. Diese werden dann mit spezifischen Emissionsfaktoren multipliziert, um die Menge der freigesetzten Treibhausgase zu berechnen. Dabei werden in der Regel vor allem Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) berücksichtigt, da diese Gase die Hauptemissionen in der Landwirtschaft darstellen. Zur besseren Vergleichbarkeit werden die Emissionen aller Gase in CO2-Equivalente umgerechnet, gewichtet nach ihrem jeweiligen Erwärmungspotential im Verhältnis zu CO2.

In der Tierhaltung sind Methanemissionen aus dem Verdauungssystem von Wiederkäuern, insbesondere Kühen, eine bedeutende Emissionsquelle von Treibhausgasen. Darüber hinaus tragen Güllemanagement und Lagerung von Wirtschaftsdüngern zur Freisetzung von Methan und Lachgas bei. Der Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln in der Futtermittelproduktion trägt ebenfalls zur Emission von Lachgas bei, genauso entstehen diese auch durch biologische Umwandlungsprozesse im Boden. Eine letzte, wenn auch in der Tierhaltung weniger ausschlaggebende Emissionsquelle stellt der Energieverbrauch am landwirtschaftlichen Betreib dar.

Um auch auf Südtirols Milchviehbetrieben individuelle Treibhausgasbilanzen erstelle zu können, wurden letztes Jahr durch die Klimahausagentur Südtirol ein Tool zur CO2-Bilanzierung entwickelt. Im Zeitraum September - November 2024 hat Daniel Fill, Bachelorstudent in Landwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan, im Zuge eines Praktikums beim BRING einzelbetriebliche Erhebungen auf 50 Betrieben in Südtirol durchgeführt. 48 davon waren Milchviehbetriebe, dessen Treibhausgasbilanzen nun ausgewertet und die Ergebnisse im Zuge der BRING-Vollversammlung der Öffentlichkeit präsentiert wurden.Auch wenn die endgültigen statistischen Auswertungen erst mi der Bachelorarbeit von Herrn Fill vorliegen werden, konnten bereits jetzt interessante Beobachtungen festgestellt werden. So deckt sich der CO2-Fußabdruck Südtiroler Milchviehbetriebe weitgehend mit Daten aus dem vergleichbaren Ausland, vor allem Bayern & Österreich. Der kg Milch ECM aus Südtirol ist im Mittel mit 1,12 kg CO2 eq belastet, mit einer Spannweite von 0,74 bis 2,01 kg CO2 eq/kg ECM. Den größten Beitrag haben dabei der Methanausstoß im Zuge der Verdauung sowie der Kraftfuttereinsatz. Auffallend ist, dass der Emissionswert je kg Milch mit zunehmender Milchleistung sink, was mit einer gesteigerten Effizienz in der Produktion begründet werden kann. Auch dies deckt sich weitgehend mit Daten aus anderen Untersuchungen.

Enge Zusammenarbeit

Bei der Vollversammlung bedankte sich Gerlinde Wiedenhofer vom Landestierärztlichen Dienst in kurzen Grußworten für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem BRING. Sie bedankte sich beim BRING und dem Südtiroler Bauernbund für die Organisation der „Ausbildung Tierhalter“ und für die ganze Arbeit, welche dahintersteckt.  Auch Sennereiverband-Obmann Joachim Reinalter bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, vor allem auch, dass Geschäftsführer Christian Plitzner als Mitglied der technischen Kommission CTSBA Südtirol in Rom vertritt. 

Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING)

Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) ist die Beratungs- und Weiterbildungsorganisation für die Berglandwirtschaft in Südtirol. Der BRING hat als Genossenschaft das Ziel, das Fortbestehen der Südtiroler Berglandwirtschaft fachlich zu begleiten und zu unterstützen und damit den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe nachhaltig zu sichern. Dieses Ziel wird durch eine unabhängige Fachberatung, der Abhaltung zahlreicher Weiterbildungsveranstaltungen, Lehrfahrten sowie Fachtagungen und -publikationen erreicht.