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Vernetzt über die digitale Schiene

Die Digitalisierung in der Südtiroler Landwirtschaft gemeinsam mit allen beteiligten Partnern voranbringen und die Vernetzung weiter stärken. Dafür hat der Raiffeisenverband jetzt den Aufbau eines Runden Tisches für die Digitalisierung in der Landwirtschaft in die Wege geleitet.

Nahezu alle Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft unterliegen einem rasanten Digitalisierungsprozess. Dennoch werden immer wieder dieselben Daten abgefragt, wenn Dienstleistungen oder Apps genutzt werden, obwohl diese bereits meistens mehrfach gespeichert sind. Ein häufiges Ärgernis für Verbraucher.

Auch der Landwirtschaftssektor erlebt einen starken Digitalisierungsschub. Verbandsobmann Herbert Von Leon, selbst Landwirt, sieht die Sache aus praktischer Sicht: „Der Landwirt greift fast täglich auf mehrere Apps von Organisationen, Genossenschaften und Verbänden zu, um Daten für seinen Betrieb zu nutzen oder bereitzustellen. Hier wäre eine einzige Authentifizierung sinnvoll, um sich in die verschiedenen Apps einzuloggen.“ Das einfache Beispiel zeigt, dass die voranschreitende Digitalisierung einen großen Handlungs- und Koordinierungsbedarf mit sich bringt und ein enges Zusammenspiel aller Beteiligten erfordert. Das wurde im August bei der Sitzung des Koordinierungsausschusses der landwirtschaftlichen Genossenschaften betont, dem sämtliche Partner der Südtiroler Landwirtschaft angehören und der vom Raiffeisenverband geleitet wird.

Erfolg durch Vernetzung

Wie wertvoll die enge Vernetzung im Landwirtschaftssektor ist, zeigt sich am Projekt „Kultivas“. Ein innovatives Kooperationsprojekt des Raiffeisenverbandes gemeinsam mit dem Versuchszentrum Laimburg, der Eurac, dem IT-Dienstleister Konverto und den Erzeugerverbänden VIP und VOG. Bei dem Sorten-Lagen-Projekt werden große Datenmengen, sogenannte Big Data, zusammengeführt und Künstliche Intelligenz genutzt, um Datenmodelle zu erstellen, die zur computergestützten Optimierung der Standortauswahl von Apfelsorten herangezogen werden können. „Die positiven Erfahrungen bei dem Projekt haben uns verdeutlicht, dass der Erfolg unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft in der Vernetzung aller Partner liegt und nicht der Einzelne den Erfolg sichert“, sagte Generaldirektor Paul Gasser. Erforderlich sei deshalb die weitere Vernetzung auch auf digitaler Schiene, denn es gehe heute immer mehr um den Austausch und die sinnvolle Nutzung von Daten im Agrarbereich durch die Anwendung neuer digitaler Technologien. Gasser unterstrich die Bedeutung der Digitalisierung in der Landwirtschaft und den hohen Stellenwert einer entsprechenden Vernetzung und Abstimmung, um die Effizienz des Landwirtschaftssektors für die Zukunft zu sichern und weiter zu steigern.

Beratender Runder Tisch

Um die gegenseitige Zusammenschau in diesem Bereich zu fördern, hat der Raiffeisenverband im Rahmen seiner Koordinierungstätigkeit die Einrichtung eines „Runden Tisches Digitalisierung Landwirtschaft“ angedacht und in die Wege geleitet. „Es geht in erster Linie darum, sich abzustimmen, auszutauschen und dort zusammenzuarbeiten, wo es sinnvoll ist“, betonte Gasser. Ziel sei es, in der Digitalisierung eine „gemeinsame Sprache zu finden“, einen effizienten Austausch zwischen allen landwirtschaftlichen Akteuren zu gewährleisten, gemeinsame Abstimmungspunkte und Schnittstellen zu erfassen und Handlungsfelder abzuleiten. „Die Chance des Runden Tisches liegt darin, mögliche Strategien der Digitalisierung für den gesamten Landwirtschaftsbereich gemeinsam zu überlegen und Reibungsverluste zu vermeiden“, sagte Harald Steier vom Beratungsunternehmen ewico, der den Umsetzungsvorschlag für den Runden Tisch präsentierte.

Obst als „Pilot-Sektor“

Bei dem „Runden Tisch Digitalisierung Landwirtschaft“ handelt es sich um ein rein beratendes Gremium, das sich aus den Direktoren und aus IT-Experten der landwirtschaftlichen Organisationen zusammensetzen soll.

Erster Schwerpunkt des neuen Runden Tisches bildet das Thema „Daten als Motor für Digitalisierung“ und bezieht sich auf den Sektor der Obstwirtschaft, der den „Pilot-Sektor“ für den neuen Runden Tisch bildet. Nach ersten Erfahrungen im neuen Gremium soll der Runde Tisch schrittweise auf weitere Landwirtschaftssektoren ausgeweitet werden. Die Mitglieder des Koordinierungsausschusses bewerteten den „Runden Tisch Digitalisierung Landwirtschaft“ als Schritt in die richtige Richtung, um die digitale Vernetzung der Südtiroler Landwirtschaft weiter zu stärken. Gleichzeitig wurde auch die Notwendigkeit des Austauschs mit dem Land im Bereich der Digitalisierung betont.