Ein halbes Jahrhundert erfolgreicher Ernteschutz

Das Hagelschutzkonsortium feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. Bei mehreren Veranstaltungen in allen Landesteilen gibt das Schutzkonsortium, das auch Mitglied im Raiffeisenverband ist, derzeit Einblick in seine vielfältige Tätigkeit. 

Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Gemeinsam für den Ernteschutz. Mit den Mitgliedern im Gespräch“. Den Auftakt bildete ein Mitgliederabend für den Bezirk Überetsch-Unterland in der Kellerei Kaltern sowie in der Kellerei Meran für den Bezirk Meran-Burggrafenamt. 
Die nächsten Mitgliederabende „Mit den Mitgliedern im Gespräch“ es am 

  • 31. August um 19.30 Uhr im Kulturhaus Karl Schönherr in Schlanders
  • 28. September um 20.00 Uhr in der Käserei Drei Zinnen in Toblach 
  • 26. Oktober um 19.30 Uhr im Kloster Neustift

Bei den Abenden wird auch ein Film mit dem Titel „Wenn das Eis vom Himmel fällt“ gezeigt, den das Hagelschutzkonsortium zu seinem 50. Geburtstag in Auftrag gegeben hat. Der Film lässt die Geschichte und Entwicklung des Konsortiums Revue passieren.

8000 Mitglieder und 420 Millionen Versicherungsvolumen

Obmann Michael Simonini und Direktor Manfred Pechlaner unterstrichen beim ersten Mitgliederabend in Kaltern die steigende Bedeutung des Hagelschutzkonsortiums zum Schutz der Ernte und zur Einkommenssicherung. Mit knapp 8000 landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben und einem jährlichen Versicherungsvolumen von 420 Millionen Euro ist das Hagelschutzkonsortium eines der größten Konsortien in Italien. 

Als es am 25. Jänner 1973 gegründet wurde, war es eines der ersten Schutzkonsortien in Italien. Mit Gründungsobmann Franz Lösch, Christoph Schmid, Stefan Klotzner und dem aktuellen Obmann Michael Simonini zählt das Konsortium bisher lediglich vier Obmänner und drei Direktoren mit Helmuth Rimbl, Heinrich Huber und seit 2018 Manfred Pechlaner. Das spricht für Stabilität. Direktor Pechlaner bringt die Aufgabe des Konsortiums auf den Punkt: „Zum einen sicher zu stellen, dass der Landwirt seine klimatischen Risiken versichern bzw. mit einem Versicherungsschutz abdecken kann, aber mittlerweile auch die Einkommensstabilisierung über die verschiedenen Mutualitätsfonds, wie den Fonds für die Apfelwirtschaft und seit letztem Jahr auch den von der Milch.“

Risikomanagement gewinnt an Bedeutung

Obmann Simonini hebt die zunehmende Bedeutung des Risikomanagements in der Landwirtschaft aufgrund der spürbaren Klimaveränderungen hervor. Auch für den Landwirt wird es immer wichtiger, dass er sein Einkommen planen und absichern kann. Dazu dienen besonders auch die beiden beim Hagelschutzkonsortium angesiedelten Mutualitätsfonds für die Apfel- und Milchwirtschaft. Sie helfen, das landwirtschaftliche Einkommen zu stabilisieren und beispielsweise Markt- und Preisschwankungen abzufedern. Im Konsortium ist man vom Zukunftspotential dieser Fonds überzeugt, bisher zahlen jeweils an die 600 Betriebe ein. 

Bedeutender Versicherungsschutz

Heute sind in Südtirol über 60 Prozent der Obstproduktion und über 80 Prozent der Traubenproduktion versichert. Dabei geht es hauptsächlich um die Absicherung gegen Hagel, Starkwind und Starkregen einerseits und um die Absicherung gegen Frostschäden andererseits. Aber auch Themen wie die Trockenheit werden zunehmend wichtig. Im Schnitt wurden in den letzten 5-10 Jahren jährlich um die 50 Mio. Euro an Schäden an die Mitglieder ausbezahlt. Den Auszahlungsrekord der letzten 50 Jahre hält das Jahr 2017, als aufgrund der großen Frost- und Hagelschäden ganze 100 Mio. Euro an Schäden vergütet wurden, während die eingezahlten Prämien sich „nur“ auf etwa 40 Mio. Euro beliefen.

Versicherung löste die Hagelraketen ab

Anders als heute mit der Versicherung, setzte man früher vor allem auf die Hagelabwehr. Der Obstbaufachmann, Apfelexperte und Autor Kurt Werth gab beim ersten Mitgliederabend in Kaltern interessante Einblicke in sein Buch zur „Geschichte der Hagelabwehr“ mit auf den Weg und ging dabei besonders auf die Hagelraketen ein. Allein im großen Hageljahr 1967 wurden am 17. August zwischen Lana und Kaltern über 2000 Hagelraketen abgeschossen, um den Hagel zu vertreiben. Von 1949 bis 1980 wurden in Südtirol 123.000 Hagelraketen abgeschossen. Im Grunde genommen umsonst, denn es handelte sich laut Werth um eine der sinnlosesten Praktiken.

Heute wäre eine erfolgreiche Landwirtschaft ohne erfolgreiches Risikomanagement und ein ausreichendes Paket an Versicherungsschutz – von der Polizze bis zu den Hagelnetzen – kaum mehr denkbar.