Besondere Preise für ganz besondere Menschen

Die Familien Johann und Juliane Schrott, Helmut und Edith Premstaller sowie Michael und Waltraud Prugger haben am Samstag im Rahmen der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes den Raiffeisen-Bergbauernpreis 2023 erhalten. Der Südtiroler Bauernbund und die Südtiroler Raiffeisenkassen zeichnen damit Bergbauernfamilien aus, die Besonderes leisten. 

Sie stellen hochwertige bäuerliche Qualitätsprodukte her, pflegen die einmalige Südtiroler Kulturlandschaft, sind ehrenamtlich in Vereinen aktiv und erhalten Bräuche und Traditionen: Gemeint sind die Tausenden Bergbauernfamilien in Südtirol. Drei von ihnen werden jährlich auf der Landesversammlung ausgezeichnet. Der Raiffeisen-Bergbauernpreis ist ein Preis für ganz besondere Menschen.

Damit ehren der Südtiroler Bauernbund und die Südtiroler Raiffeisenkassen Familien, die ihre Höfe unter erschwerten Bedingungen hoch oben am Berg besonders mustergültig führen und dazu noch im Dorfleben aktiv sind. Der Preis soll aber nicht nur eine Anerkennung für den Einsatz der vielen Südtiroler Bergbauernfamilien sein. Er soll auch der Gesellschaft zeigen, was Bergbäuerinnen und Bergbauern tagtäglich für die Menschen und das Land leisten. Die Preise zu je 10.000 Euro werden bereits seit fast dreißig Jahren von den Südtiroler Raiffeisenkassen gestiftet.

"Verbundenheit mit dem Raiffeisensektor"

Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes, unterstrich in seinen Grußworten die Bedeutung der Raiffeisen-Bergbauernpreise: "Finanzielle Unterstützungen von der öffentlichen Hand ist das eine, aber Anerkennung von der Öffentlichkeit ist das andere. Diese Preise seien deshalb ein akkurates Mittel, um die Anerkennung der Berglandwirtschaft in der Öffentlichkeit auch darzustellen und ins rechte Licht rücken. Die Raiffeisenkassen stiften diese Preise auch, um die Verbundenheit und Wertschätzung des Raiffeisensektors gegenüber der Berglandwirtschaft auszudrücken."

Von Leon sagte auch, dass es in der Landwirtschaft und besonders in der Berglandwirtschaft immer schwieriger werde, entsprechende Erlöse zu erzielen, während die Kosten immer mehr steigen würden. Wenn Südtirol noch eine gut funktionierende Berglandwirtschaft habe, sei dies in erster Linie den motivierten Bergbauern und Bergbäuerinnen zu verdanken. Von Leon hob diesbezüglich auch die Bedeutung des Genossenschaftswesens hervor, über das eine gemeinsame erfolgreiche Verarbeitung und Vermarktung ermöglicht werde, was dem Einzelnen in den meisten Fällen nicht möglich wäre. Beispielsweise sei die Milchwirtschaft in Südtirol nahezu zu hundert Prozent genossenschaftlich organisiert.

Verbandsobmann Von Leon rief die Bäuerinnen und Bauern auch dazu auf, sich in ihren Genossenschaften zu engagieren und entsprechend auch die Ausrichtung und Strategie in den Genossenschaften mitzubestimmen. "Die Bäuerinnen und Bauern wissen, was es braucht, was notwendig ist", meinte Von Leon. 

 

Die Preisträger 2023

Johann und Juliane Schrott, Obertinner, Latzfons/Klausen 

Zusammen mit den Kindern Josef, Hannes und Lena bewirtschaften Johann und Juliane Schrott den Hof Obertinner. Fünf Hektar Wiesen, eine 19 Hektar große Alm und neun Hektar Wald gehören zum Hof. Der Haupterwerb ist die Milchwirtschaft. Schon vor über 20 Jahren hat Johann Schrott einen Laufstall für die derzeit knapp 25 Tiere der Rasse Fleckvieh gebaut. Das Tierwohl war ihm schon damals wichtig. Dank zahlreicher Bodenverbesserungsarbeiten, wie Planierungen oder der Bau von Wiesenwegen, kann ein Großteil der Flächen mit Maschinen bewirtschaftet werden. Ein kleiner Teil wird noch immer mit der Sense gemäht. Der Hof wird im Vollerwerb geführt. Daneben fährt Johann Schrott für ein Unternehmen landwirtschaftliche Artikel aus, Juliane Schrott arbeitet im Krankenhaus Brixen. Trotz aller Arbeit engagiert sich die Familie Schrott in Vereinen und Organisationen, wie dem Weißen Kreuz  oder bäuerlichen Organisationen (Alminteressentschaften, Weginteressentschaften usw.). Der Hof Obertinner ist ein Erbhof und seit über 250 Jahren im Besitz der Familie. 

Helmut und Edith Premstaller, Ötzer, Durnholz/Sarntal 

Helmut und Edith Premstaller führen den Hof Ötzer oberhalb des Durnholzer Sees im Vollerwerb. Dafür haben sie ihre Jobs aufgegeben und den Hof auf die Veredelung der Milch ihrer Grauviehkühe umgestellt. Etwa ein Dutzend Käsespezialitäten stellt Helmut Premstaller in der Käserei auf dem Nachbarhof her. Edith Premstaller verkauft die Biokäse ab Hof, an die Gastronomie, am Sarner Bauernmarkt oder beliefert Privatkunden. Dank der Direktvermarktung kann die Familie vom Hof leben. Altbauer Franz und Altbäuerin Karolina helfen noch fleißig am Hof mit. 6,5 Hektar Wiesen, sieben Hektar Wald und eine Gemeinschaftsalm gehören zum Hof. Zudem wird mit dem Nachbar noch eine 5,5 Hektar große Pachtwiese gemäht. 
Viel ist in den letzten Jahren am Hof Ötzer investiert worden. So wurden ein neuer Kompostierungsstall, ein Wirtschaftsgebäude, eine landwirtschaftliche Maschinenhalle und ein Wohnhaus neu errichtet. Vorbildlich ist die Zusammenarbeit mit dem Nachbar: Am Nachbarbetrieb wird nicht nur gekäst, sondern es werden auch die Maschinen z. T. gemeinschaftlich genutzt. Die Kälbinnenaufzucht erfolgt ebenfalls am Nachbarsbetrieb. Neben der ganzen Arbeit findet die Familie immer noch Zeit für das Ehrenamt: So ist Helmut Premstaller unter anderem aktives Mitglied in der Musikkapelle und als Funktionär bei der Alminteressentschaft tätig. 

Michael und Waltraud Prugger, Farmazon, Platt/Moos in Passeier

Mehr als anderswo sind die Bergbauernfamilien den Gewalten der Natur ausgesetzt. Immer wieder kommt es auf den steilen Wiesen des Farmazon-Hofes zu Lawinenabgängen und Hangrutschungen. Entsprechend schwierig und zeitaufwändig ist auch die Bewirtschaftung der knapp 7,5 Hektar Wiesen, die zwei- bis dreimal gemäht werden. Auf einem Großteil der Flächen können Maschinen eingesetzt werden, da die Wiesen entsteint und planiert und Wiesenwege gebaut wurden. Mit den Steinen hat Michael Prugger eine 200 m lange Steinmauer errichtet. Ein Teil der Wiesen muss aber nach wie vor mit der Sense gemäht werden. Neben der Arbeit beim Skilift ist die Milch der durchschnittlich 13 Jersey-Kühe die Haupteinnahmequelle. Sie wird jeden Tag per Materialseilbahn zur Milchsammelstelle gebracht. Trotz der ungünstigen Lage – der Hof liegt auf der Schattenseite – produziert Michael Prugger seit 2018 Heumilch. Eine gute Investition war die Photovoltaikanlage. Sie hilft mit, die Investitionen am Hof zu finanzieren. Der Hof ist an der gleichnamigen Gemeinschaftsalm Farmazon beteiligt. Die Almhütte wird von Tochter Maria Prugger bewirtschaftet.