Sonstige Landwirtschaft
|

Gemeinsame Forschung über Grenzen hinweg

Künftig forschen Bayern, Österreich und Südtirol gemeinsam, zumindest wenn es um die Land- und Forstwirtschaft geht. Eine erste gemeinsame Initiative zur Erforschung von biologischen Pflanzenschutz ist vor kurzem gestartet

Bayern, Südtirol und Österreich haben einen internationalen Forschungspakt in der Land- und Forstwirtschaft geschlossen. Nun ist das erste gemeinsame Forschungsprojekt angelaufen, um eine biologisch abbaubare Mulchfolie zu entwickeln, die als Herbizidalternative im Obst- und Weinbau eingesetzt werden soll. Dies schreibt das Versuchszentrum Laimburg in einer Aussendung.

Um bestehende Forschungskapazitäten effizienter zu nutzen und Synergieeffekte zu erzeugen, haben Bayern, Südtirol, neun österreichische Bundesländer und das für Landwirtschaft zuständige Nachhaltigkeitsministerium der Republik Österreich einen internationalen Forschungs- und Innovationspakt in der Land- und Forstwirtschaft geschlossen. „Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind nicht abstrakt, sondern sehr real“, heißt es aus dem österreichischen Nachhaltigsministerium. „Wir brauchen viel Forschung und Innovation, um unsere Kulturlandschaft in den alpinen Kernbereichen und angrenzenden Regionen zu erhalten. Zur Gewährleistung einer stabilen und wachsenden Entwicklung in der Land- und Forstwirtschaft, ist auch die gemeinsame Arbeit über Staatsgrenzen hinweg unabdingbar“, erklärt das österreichische Nachhaltigkeitsressort.

„Vor diesem Hintergrund verfolgt der Forschungs- und Innovationspakt das Ziel, unsere Forschungseinrichtungen stärker zu vernetzen, innovative Kooperationen auszuweiten, Schwerpunkte zu setzen, Wissen auszutauschen und Zukunftsthemen gemeinsam zu erforschen“, betont die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber. In einem ersten Schritt haben darum die Kooperationspartner im Frühjahr 2018 eine gemeinsame Forschungslandkarte erstellt, die die relevanten Forschungseinrichtungen und deren Themenschwerpunkte sowie Möglichkeiten für gemeinsame Forschungsarbeiten aufzeigt. „Als erstes gemeinsames Zukunftsthema haben wir das herbizidfreie Unkrautmanagement identifiziert und nun ein Projekt zum Herbizidersatz auf den Weg gebracht“, berichtet der Südtiroler Agrarlandesrat Arnold Schuler, der den Innovationspakt für Südtirol unterzeichnet hat.

Alternativen zum Herbizideinsatz gefragt

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Allgemeinen und Herbiziden wie Glyphosat im Besonderen steht zunehmend in der Kritik. Gerade aufgrund jüngster Ereignisse ist der Einsatz von Glyphosat, dem gängigsten Herbizid in der EU für Unkrautmanagement, umstritten. Aus diesem Grunde werden innovative Alternativen zum Herbizideinsatz in der Landwirtschaft gesucht. „Obwohl der Einsatz von Herbiziden im Obst- und Weinbau begrenzt ist, forscht das Versuchszentrum Laimburg seit langem an biologischen und mechanischen Methoden zur Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und Beikräutern im Obst- und Weinbau“, erklärt Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. „Durch die Zusammenarbeit mit Bayern und Österreich können wir zusätzliche Methoden entwickeln, prüfen und in die Praxis überführen.“

Biologische Mittel und aufspritzbare Mulchfolie aus natürlichen Rohstoffen

Im Juli 2018 hat sich ein Team aus Experten verschiedener Forschungseinrichtungen Deutschlands, Österreichs und Südtirols getroffen, um ein gemeinsames Projekt zur Entwicklung nachhaltiger Herbizidalternativen im Obst- und Weinbau auf den Weg zu bringen. Dazu gehören biologische Mittel und eine biologisch abbaubare Mulchfolie, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und am „Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe“ im bayerischen Straubing entwickelt wird. Die Mulchfolie wird im Stockbereich von Weinreben bzw. im Stammbereich von Obstbäumen aufgespritzt, wo sie nach dem Aushärten den behandelten Bereich effizient abdeckt und so den Aufwuchs von Beikräutern hemmen soll.

Das Versuchszentrum Laimburg ist am Projekt mit seinen Fachbereichen „Weinbau“, „Obstbau“ und „Pflanzenschutz“ unter der Leitung der Experten Barbara Raifer, Walter Guerra und Klaus Marschall beteiligt. In Feldversuchen werden die Wissenschaftler des Versuchszentrums verschiedene Varianten im Obst- und Weinbau prüfen, um deren Wirksamkeit abzuklären und zu verbessern. „Die Mulchfolie könnte eine interessante Möglichkeit in Situationen sein, wo bestehende (mechanische) Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen“, hofft Barbara Raifer, Leiterin des Fachbereichs „Weinbau“.

Dieses Projekt zum Herbiziderstz ist dabei nur ein erster Schritt in der Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit zwischen Bayern, Südtirol und Österreich. Bereits im Herbst soll beim nächsten gemeinsamen Treffen der Kooperationspartner die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden.