Hubschrauber für die Privatklinik

Öffentliche Rettungsmittel in Südtirol dürfen keine privaten Gesundheitseinrichtungen ansteuern. Diese Lücke wird jetzt geschlossen. Die Sozialgenossenschaft GRS Rettung Südtirol bietet ab November Transportdienste in die Privatklinik an.

Ab 1. November übernimmt die Genossenschaft GRS Rettung Südtirol den Transportdienst für Patienten zu und zwischen privaten Gesundheitseinrichtungen. Sie bietet künftig auch Therapiefahrten und Rückholdienste mit Hubschraubern oder Ambulanzfahrzeugen aus dem Ausland an. Stefan Hofer, Präsident der GRS, hat diesen Dienst vor kurzem auf einer Pressekonferenz im Safety-Park in Pfatten vorgestellt.

Im Interview erklärt er warum es den Zubringerdienst zu privaten Kliniken braucht.

GRS - Genossenschaft Rettung Südtirol ist eine nicht-gewinnorientierte Genossenschaft mit Sitz in Bozen. Sie führt Arbeits- und Transportflüge, Personen- Transportflüge und Transfers sowie Rettungs- und Bergungseinsätze aus.

Stefan Hofer (im Bild) ist der Präsident der Genossenschaft, Georg Graf, Geschäftsführer und gleichzeitig Pilot.

Wozu braucht es die Genossenschaft GRS Rettung Südtirol?

Stefan Hofer: Wir sind aus einem effektiven Bedarf gestartet, da Patienten mit öffentlichen Rettungsmitteln nicht zu privaten Strukturen gebracht werden dürfen.

Sie arbeiten also mit privaten Kliniken zusammen?

Stefan Hofer: Im Netzwerk mit den privaten Kliniken haben wir ein Patiententransportsystem gegründet, das auf privater Basis funktioniert. Dazu haben wir diesen Hubschrauber [Anm.: Typ BELL 412EP] in den Dienst gestellt und mehrere Rettungsfahrzeuge.

Und der Bedarf an Transporten ist da?

Stefan Hofer: Ja. Wir haben sehr viele Anfragen für Rettungseinsätze und Transporte von Schwerverletzten auch aus dem norditalienischen Raum. Vor allem durch die Größe unseres Rettungsmittels sind wir als Partner interessant.

Wer sind die Mitglieder der GRS?

Stefan Hofer: Im GRS-Förderverein kann jeder Mitglied werden, der im Notfall unsere Rettungsmittel nutzen möchte. Mit einem Jahresbeitrag von 75 Euro pro Jahr für Einzelpersonen und 125 Euro für Familiengemeinschaften ist er oder sie dabei. Für Touristen oder Events gibt es andere Polizzen, die wesentlich günstiger sind.

Die GRS Genossenschaft Rettung Südtirol hingegen ist eine Arbeitergenossenschaften, in der die Mitarbeiter, die diesen Dienst betreiben, Mitglieder sind. Wir sind ein Sozialunternehmen, das sich in ihren Statuten, genauso wie Sozialgenossenschaften des Typs A, dazu verpflichten keine Gewinne zu machen und auszuschütten bzw. auch im Falle einer Auflösung das vorhandene Vermögen zu verteilen. Damit haben wir zwei parallele Systeme, die einerseits da sind für jene, die die Dienste nutzen und jene, die die Dienste ausführen.

Und wie finanzieren Sie sich?

Stefan Hofer: Die Dienste werden vorwiegend durch die Aktivität an sich finanziert. Sie können sich vorstellen, dass es hier um Beträge geht, die über die normale kleine Genossenschaft deutlich hinausgehen. Wir nutzen auch die Möglichkeit der Querfinanzierung, wenn wir mit unseren kleineren Hubschraubern Rundflüge und Materialtransporte übernehmen.

Eine Win-Win-Situation?

Stefan Hofer: Genau: die Piloten bleiben in Übung und wir lukrieren Überschüsse, die wir dazu verwenden, etwaige Verluste im Bereich des Rettungswesens abzudecken. Prinzipiell wird sich dieser Dienst mittelfristig alleine tragen.

Wann geht es los?

Stefan Hofer: Ab 1. November ist unser Dienst unter der Nummer 0471- 1882222 abrufbar. Ob wir irgendwann auch für die öffentliche Hand interessant sind, werden wir sehen. Dem stehen wir offen gegenüber.

Welches waren die größten Stolpersteine bisher?

Stefan Hofer: Sie können sich vorstellen, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn in einem Sektor, wo bereits sehr viele große Player vorhanden sind, eine weitere Rettungsorganisation Fuß fasst und dazu auch den nötigen Zuspruch bekommt. Dementsprechend war es für uns nicht einfach. Dennoch haben wir an der Idee festgehalten und sind sicher, dass wir Erfolg haben werden. Wie gesagt, wir sind nicht gewinnorientiert und machen das, um eine Lücke zu füllen. Und dementsprechend freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit Misericordia Italia auf nationaler Ebene. Vielleicht kann so etwas auch morgen hier in Südtirol funktionieren....

Da gibt es also noch offene Wünsche ...

Stefan Hofer: Natürlich, wenn die Politik und die öffentliche Hand morgen einsieht, dass ein modernes Gesundheitssystem so aufgebaut ist, dass private und öffentliche gemeinsam die bestmögliche Versorgung von Patienten und Bürgern erbringen muss, dann sind wir einen großen Schritt weiter und unser Dienst hat das geschafft, was wir wollen: Nämlich Zugänglichkeit zu den vorhandenen Strukturen zu schaffen, zu erschwinglichen Preisen für privatversicherte Menschen.

Wie stehen Sie persönlich zum Fliegen?

Stefan Hofer: Ich bin durch eine Behinderung leider nicht in der Lage selber zu fliegen, bin aber seit meiner frühesten Kindheit passionierter Liebhaber dieser Fortbewegungs-Möglichkeit und demensprechend verbringe ich als Ausgleich schon auch einige Zeit im Hubschrauber. Es ist eine Form von Freiheit, die manchen harten Tag im Büro schnell wieder vergessen lässt.