Kaffeegenossenschaften für die Entwicklung Äthiopiens

Drei Jahre lang hat der Äthiopier Dagne Mojo zum Thema Kaffeegenossenschaften in Äthiopien an der Universität Bozen geforscht. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus präsentiert er heute um 18 Uhr öffentlich in der Universität Bozen, Hörsaal D1.03. Bei freiem Eintritt.

Kaffee ist das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis des Landes. Auf einer Fläche von 0,5 Millionen Hektar Fläche werden in Äthiopien im Jahr durchschnittlich rund 300.000 Tonnen produziert. Ungefähr die Hälfte des geernteten Kaffees wird exportiert und bringt ein Viertel der Deviseneinnahmen des Landes. Genossenschaften spielen dabei in der Produktion, bei der Verarbeitung und Vermarktung der Kaffeebohnen eine immer wichtigere Rolle.

Ist es für die äthiopischen Kaffeebauern von Vorteil, Mitglied einer Genossenschaft zu sein? Diese Frage hat Mojo im Rahmen seiner Abschlussarbeit besonders interessiert. Seine Antwort ist eindeutig: Mitgliedern von Kaffeegenossenschaften geht es wirtschaftlich besser. Sie verfügen durchschnittlich über größere landwirtschaftliche Betriebe, größere Familien, höhere Jahreseinkommen und mehr technische Mittel als Nichtmitglieder. Sie sind sozial besser gestellt als Nichtmitglieder und haben außerdem die besseren Lebens- und Zukunftserwartungen für sich und ihre Familien.

Genossenschaften in Äthiopien sind für die Landwirtschaft wichtig und tragen zu einer positiven Entwicklung des Landes bei.

Es gibt jedoch einen Aspekt, auf den der Wissenschaftler Mojo besonders hinweisen möchte: der genossenschaftlich organisierte Kaffeeanbau in Äthiopien bringt derzeit negative Umweltauswirkungen durch die - in den Genossenschaften intensiv betriebene - Produktion. Herkömmlicher Kaffee wächst teilweise wild, halbwild in geringer Dichte oder ist in Gärten angelegt mit den entsprechenden Vorteilen für den Pflanzenschutz. Große Kaffeeplantagen würden hingegen die natürliche Landschaftsform zerstören.

Christian Fischer, Professor an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen hat Mojo bei seiner Abschlussarbeit betreut: "Die Erkenntnisse Mojos wird er mit in seine Heimat nehmen und nutzen; sie sind aber auch für Südtirol interessant. In Äthiopien gibt es ein großes Entwicklungspotential was die Verantwortung für Umwelt und den Aspekt der nachhaltigen Produktion betrifft", so Fischer.

Mojos Arbeit ist eine Basiserhebung zur Kaffeeproduktion in Äthiopien: "Für die Umsetzung braucht es allerdings noch den politischen Willen und eine entsprechende Sensibilisierungsarbeit vor Ort", meint Mojo abschließend.

Helmut Bachmayer vom Förderverein Ethical Banking unterstützt den Absolventen und freut sich über die Initiative: "Als Betreiber der Weltläden in Bozen und Leifers weiß ich die Qualität von äthiopischen Kaffee zu schätzen und dabei geht es mir weniger um den Kaffeepreis, als um die ethische Aspekte der Landwirtschaft."

Der Benefizvortrag an der Universität Bozen wird von der Uni, dem Verein Ethical Banking und dem Südtiroler Raiffeisenverband unterstützt. Nach dem Vortrag gibt es äthiopischen Kaffee aus dem fairen Handel zu verkosten.