Landesübergreifende Zusammenarbeit in der Seniorenbetreuung

Das 6. Euregio-Symposium der Seniorenwohnheime zeigt die Potentiale der territorialen Netzwerke in der Seniorenbetreuung. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Verband der Seniorenwohnheime Südtirols VdS, der Trentiner Schwesterorganisation UPIPA und der ARGE Tiroler Altenheime organisiert.

Arbeiten verschiedene Dienstleistungsanbieter in territorialen Netzwerken zusammen, wirkt sich dies auf Anbieter und Leistungsempfänger positiv aus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch eine enge Zusammenarbeit im Netzwerk Seniorenbetreuung ergeben sich Synergieeffekte, die vor allem den Angehörigen pflegebedürftiger Menschen zu gute kommen. Durch die Vernetzung der bestehenden Dienste erhalten sie Informationen, Beratung und Begleitung aus einer Hand. "Die Chance, die 'richtige' Lösung für die Betroffenen zu finden, ist dank der Zusammenarbeit und Vielfältigkeit des Angebots größer", betonte Norbert Bertignoll, Präsident des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols, bei der Eröffnung des Symposiums im Forum Brixen.
Hummel: "Netzwerkarbeit aus pflegerischer Sicht funktioniert bereits."
Hauptreferent Konrad Hummel, Sozialwissenschaftler aus Mannheim, ist davon überzeugt, dass die Netzwerkarbeit aus pflegerischer Seite bereits gut funktioniere: "Viel wichtiger scheint es mir, darauf zu achten, wie wir es schaffen, Personen so zu versorgen, wie sie es gerne wollen und was ihnen in ihrer Lebensführung wichtig ist." Hilfe in den Alltagsdingen wie Aus-dem-Haus-Kommen oder Kontakte und Nachbarschaften pflegen, steigere die Lebensqualität eines älteren Menschen. Zuwendung, Unterstützung und Solidarität können und sollen sich auch durch Netzwerke organisieren lassen, so die Empfehlung des Experten.
Rund 200 Teilnehmende aus allen drei Ländern verfolgten die Präsentation der verschiedenen Best-Practice-Beispiele: Roland Reinalter vom Martinsheim in Mals im Vinschgau präsentierte das Projekt "Altern im Dreiländereck". Länderübergreifend arbeitet das Alten- und Pflegeheim Mals mit dem Seniorenzentrum ZAMS Schönwies (Österreich) sowie mit dem Gesundheitszentrum Val Müstair (Schweiz) zusammen. Gemeinsam führen die drei Partner zahlreiche Projekte durch: vom Austausch von Praktikanten, über die gemeinsam betriebene Nachtklinik bis hin zu gemeinsamen Brandschutzübungen oder Tagungen.
Das Seniorenwohnheim Mals ist bereits Teil eines gut funktionierenden Netzwerkes: Hauskrankenpflege, Allgemeinmedizin, Seniorenclub, KVW, Caritas und pflegende Angehörige sind ebenso vertreten wie öffentliche Ämter von Gemeinde, Bezirksgemeinschaft und Landesverwaltung und andere Heime. Reinalter dazu: "Mit dieser starken Netzwerkgruppe gelingt es uns, betroffene Familien besser zu unterstützen und den Weg zum geeigneten Angebot erleichtern."
Als gutes Beispiel aus der Nachbarprovinz Trentino nannte der Direktor Giovanni Bertoldi das Seniorenwohnheim ÖBPB "Santo Spirito" in Pergine Valsugana. Es arbeitet mit anderen öffentlichen Einrichtungen, Seniorenwohnheimen, ehrenamtlichen Mitarbeitende, Non-Profit-Organisationen und zahlreichen weiteren Partnern zusammen.
Nur mehr eine zentrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger
Das dritte Best-Practice-Beispiel lieferte Tirol. Hubert Innerebner von der "Innsbrucker Soziale Dienste GmbH": "Die Körperschaft bietet eine flächendeckende Beratungsleistung und verschiedene Dienstleistungen an. Stationäre wie ambulante Strukturen sind in diesem einen Betrieb vernetzt. Wege von Amt zu Amt gehören der Vergangenheit an: Für die Bürgerinnen und Bürger gibt es  nur mehr eine Anlaufstelle." Wohn- und Pflegeheime, teilstationäre Dienste wie Tagesheime oder ambulante Dienste wie die Hauskrankenpflege gehören ebenso zum Leistungsangebot wie der Innsbrucker Menu Service (Essen auf Rädern) oder die Wohnungslosenhilfe, Kinder- und Jugendzentren und eine psychotherapeutische Einrichtung für ambulante Suchtprävention.
Das 7. Euregio-Symposium der Seniorenwohnheime findet 2016 in Innsbruck statt.