Matthias Piva: "Käserei Sexten weiter stärken."

Südtirols Milchbauern liefern die produzierte Milch fast zu hundert Prozent an die genossenschaftlichen Milchhöfe und Sennereien. Die Käserei Sexten, die für ihre traditionsreiche handwerkliche Käseherstellung bekannt ist, ist eine von ihnen. Seit einigen Monaten leitet der Toblacher Matthias Piva den Betrieb als neuer Geschäftsführer und erfüllt sich damit einen persönlichen Traum.

Die Käserei Sexten ist nach der Sennerei Burgeis die kleinste Sennerei in Südtirol. Da sie in den vergangenen Jahren, unter Obmann Paul Fuchs, stark gewachsen ist, suchte man einen eigenen Geschäftsführer und fand ihn im 25-jährigen Matthias Piva. Dieser zeigte sich erfreut über die neue Position: „Als ich von dieser Stellenanzeige gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme und habe mir gedacht: Was gibt es Tolleres, als einen Beitrag für den Fortbestand einer kleinen Sennerei in den Dolomiten zu leisten, dafür zu sorgen, dass sie weitergeführt wird und den Fortbestand der Landwirtschaft in diesem kleinen Sextner Tal mitzugestalten?“

Matthias Piva ist fachlich gut für die Position gerüstet. Er besuchte die Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer und studierte an der Freien Universität Bozen Agrar-, Lebensmittel und Bergumweltwissenschaften mit Schwerpunkt Bergumweltmanagement. Daneben half er am elterlichen Oberkühbachhof in Toblach mit: „Wir haben einen kleinen Bergbauernhof, zum größten Teil ein Selbstvorsorgebetrieb und Wald. Wir produzieren Fleisch und verkaufen es. Daneben halten wir drei bis fünf Melkkühe und nutzen den größten Teil dieser Milch für die Kälbermast. Da kommen zwischen 10 und 13 Liter täglich ins Haus, das wird dann zentrifugiert und u. a. Butter für den Eigenbedarf daraus gemacht. Die zentrifugierte Milch nehme ich auch für die Schweinemast. Wir halten zwei Schweine, damit wir ein bisschen Speck haben.“ Sein Vater war immer darauf bedacht, ihm die Leidenschaft für die Landwirtschaft weiterzugeben. Mit Erfolg.

Als Geschäftsführer der Käserei Sexten hat Matthias Piva nun mit größeren Mengen Milch zu tun. Die Käserei wurde vor rund 100 Jahren von den Sextner Bauern gegründet, mit dem Ziel, die Milch gemeinsam zu verarbeiten und zu vermarkten. Damit sollte verhindert werden, dass die Bauern von ihren Berghöfen abwandern. Die damalige Gründung der Genossenschaft gilt bis heute als Erfolgsrezept, denn die Käserei steht noch immer gut da.

Nach einem größeren Umbau und Modernisierung im Jahre 2019 stieg die Produktion kontinuierlich. Im Moment arbeiten hier 16 Angestellte und 46 Betriebe liefern täglich zwischen 8.- und 9.000 Liter Milch an die Sennerei. Etwa 2/3 davon wird zu Käse verarbeitet. Daneben führt die Sennerei auch Frischmilch, Frischsahne, Butter und andere Nebenprodukte, um sich am Markt zu etablieren und Kundschaft zu binden. Die vielen Käsesorten werden nach alten Rezepten und traditionell handwerklich hergestellt, betont Matthias Piva: „Wir haben drei ganz spezielle Käse: den Ziegerkäse, eine alte Käsesorte, die den meisten heute gar nicht mehr bekannt ist, den Sextner Graukäse, sicher einer der besseren in Südtirol und den Sextner Bergkäse, mit seiner – durch eine induzierte Fehlgärung herbeigeführte – charakteristische, aufgeblähte Form.“

Bei der 16. Internationalen Käsiade in Nordtirol konnte sich die kleine Käserei im vergangenen Oktober drei Gold- und eine Bronzemedaille für ihre Käsesorten und die Sextner Qualitätsbutter sichern. Die Milchprodukte aus dem Dorf der Drei Zinnen sind am Markt begehrt, vor allem im Tal selbst. Sie werden zum großen Teil über das hauseigene Geschäft abgesetzt. Wie Piva verrät, wird über das hauseigene Geschäft sehr viel verkauft: „Sexten Dorf mit Moos ist unser wichtigste Kunde. Wir verkaufen auch an die Hotel- und Gastronomiebetriebe im Tal und ein größerer Teil geht an die Grossisten, die unsere Produkte in Norditalien an die Handelsketten und Geschäfte verkaufen.“

Als neuer Geschäftsführer will Matthias Piva die bisherigen Märkte der Käserei festigen. Wenn es die Menge zulässt, sollen auch neue Märkte erschlossen werden. In seiner Vision für die Sennerei geht um die Stärkung der Genossenschaft in ihren Grundstrukturen, und zwar immer im Bewusstsein, welch großen Wert die kleine genossenschaftliche Käserei Sexten für das ganze Tal und darüber hinaus hat: „Da ist ein sehr großer Zusammenhalt und den möchte ich noch weiter ausbauen und stärken.“ Er denkt auch an Modernisierung und möchte mit der Genossenschaft beispielsweise den Weg der Digitalisierung gehen, das Internetmarketing ausbauen und die Medienpräsenz der Käserei verstärken. Die Botschaft, die dabei nach außen wirken soll, zeigt, was die Käserei Sexten eigentlich ist: ein kleiner, familiärer Betrieb, der noch handwerklich arbeitet und von den Familien aus Sexten getragen und weitergeführt wird.