Neue Möglichkeiten der sozialen Zusammenarbeit

Das neue Kompetenzzentrum für das Management für Genossenschaften an der Universität Bozen lud Anfang Oktober zur Kick-off-Veranstaltung, einer Tagung zum Thema „Die neuen Möglichkeiten der sozialen Zusammenarbeit". Expertinnen und Experten aus dem Bereich Genossenschaften präsentierten dabei die neuesten Forschungsergebnisse und erfolgreichen Best-Practice-Modelle.

Die Auftakt-Veranstaltung des Kompetenzzentrums für das Management für Genossenschaften an der Universität Bozen, zeigte, dass Genossenschaften den Herausforderungen der digitalen, sozialen und kulturellen Transformation aktiv begegnen und Lösungen finden. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Genossenschaftswesen der Provinz Bozen, und den Südtiroler GenossenschaftsverbändenCoopbund Alto Adige Südtirol, Cooperdolomiti, AGCI Alto Adige Südtirol und Raiffeisenverband Südtirol organisiert, bot die Veranstaltung einen umfassenden Einblick in die neuesten Forschungsergebnisse im Bereich Genossenschaften.

Der Leiter des Kompetenzzentrum für Management von Genossenschaften an der Freien Universität Bozen, Prof. Alessandro Narduzzo, betonte, dass es dem Kompetenzzentrum darum gehe, innovative und nachhaltige Lösungen für das Genossenschaftswesen zu finden. Ab Jänner 2024 wird Richard Lang, Professor an der Universität Berta von Suttner, in St. Pölten/Niederösterreich die Leitung des Kompetenzzentrums übernehmen.

Über die bedeutende Rolle des Digitalen im Dritten Sektor sprach Dott. Angelo Ranieri von der Università degli Studi di Napoli Federico II. Genossenschaften könnten besonders im Bereich Marketing und Unternehmenskommunikation von der Nutzung der digitalen Medien profitieren. Denn immer mehr Menschen suchen verstärkt in den sozialen Medien nach den Diensten von Sozialgenossenschaften oder Arbeitsplätzen.

Prof. Cristina Mele, der Università degli Studi di Napoli Federico II, referierte über die Bedeutung der neuen Technologien für die Arbeit in den Genossenschaften. Sie tragen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Mitglieder und Kund*innen bei und helfen dabei soziale Lösungen und soziale Innovation voranzutreiben.

Prof. Renato Briganti, Università degli Studi di Napoli Federico II, verwies in seinem Vortrag auf die rechtlichen Aspekte von Sozialgenossenschaften und sagte: „In der Verfassung sind das Recht auf Kooperation, die Pflicht der Solidarität und der Wert der Gleichheit, bzw. Ungleichheit verankert, ganz im Sinne einer menschlichen Wirtschaft.“

Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter von Genossenschaften stellten Best Practice Projekte vor, die bereits erfolgreich soziale Innovation zu einem unternehmerischen Modell entwickelt haben. 

So etwa das Projekt “Dalla cultura della cura alla cura della cultura” der Cooperativa “La paranza” aus Neapel. Dessen Leiter Antonio Ferrara verwies auf die große Bedeutung von Genossenschaften bei der Wiederbelebung von Stadtvierteln: „Zweck der Genossenschaft “La paranza” ist die Wiederbelebung eines Stadtviertels, als Ort der Begegnung und Kulturgut in Neapel: die Rione Sanità.“ Die Ziele sind die Wertschätzung des Kulturgutes, die Fürsorge für Menschen und die Einbindung, bzw. Beteiligung.

Imma Carpiniello, Cooperativa “Lazzarelle”, stellte das Projekt “Pensarsi libere: caffè, vulnerabilità e empowerment femminile. L’esperienza delle Lazzarelle” vor. Diese Genossenschaft arbeitet mit Gefängnisinsassinnen in Pozzuoli. Ihr zufolge gehe es darum Arbeit zu schaffen, damit sich die Betroffenen ihren Aufenthalt im Gefängnis finanzieren können und durch ihre Tätigkeit in der Genossenschaft nach dem Gefängnisaufenthalt auch einen beruflichen Neustart schaffen. Die Genossenschaft produziert handwerklich Kaffee und führt ein Bistro.

Die Nuova Cooperazione Organizzata, cooperativa „Al di lá dei sogni“ von Simmaco Perillo,  ist eine Genossenschaft für Arbeitsintegration. Sie verbindet die Arbeit mit Menschen, die aus psychiatrischen Kliniken entlassen wurden und Personen in psychiatrischer Behandlung, mit biologischer Landwirtschaft auf Gütern, die der Staat von der Camorra konfisziert hat.

Roberto Gatta und Giorgio Sgarbi präsentierten das Projekt der Cooperattiva “Lavorare per unire: evoluzione continua seguendo i bisogni sociali e del mercato. L'esperienza di Cooperativa”: Die Genossenschaft für Arbeitsintegration bietet Dienstleistungen für Unternehmen, für die Öffentlichkeit, soziale Landwirtschaft und Digitalisierung.

Giulia Galera, Cooperativa Miledù, sprach über die Arbeit von “Le nuove frontiere della cooperazione, l’esperienza della cooperativa di lavoro impresa sociale Miledù”, eine Genossenschaft zur Arbeitsintegration von Migranten. Sie bauen Blumen und Kräuter an, betreiben biologische Imkerei und bieten Ferienwohnungen (casa vacanza).

Die Teilnehmenden konnten die präsentierten Themen in abschließenden Workshops mit den Referent*innen vertiefen.

Das Kompetenzzentrum für das Management von Genossenschaften

Das bei der Freien Universität Bozen angesiedelte Zentrum fördert die Schaffung und Verbreitung von Wissen und Managementfähigkeiten, um die Fähigkeit der Genossenschaften zu stärken, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen, und dies im Einklang mit den Prinzipien und Werten der Zusammenarbeit und unter Berücksichtigung der Besonderheiten des wirtschaftlichen und sozialen Umfelds in Südtirol.

Das Amt für Genossenschaftswesen – Autonome Provinz Bozen, und die Südtiroler Genossenschaftsverbänden Raiffeisenverband Südtirol, Coopbund Alto Adige Südtirol, Cooperdolomiti und AGCI Alto Adige Südtirol unterstützen die Arbeit dieser Stelle.