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Raiffeisen in Bewegung

Am 22. Mai fand im Raiffeisenhaus in Bozen ein Fortbildungsabend für die Mandatare der Südtiroler Raiffeisenkassen statt. Die regelmäßig organisierten Tagungen in den Bezirken dienen der Information zu aktuellen Themen und bieten Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen.

Sowohl der Raiffeisen-Pavillon als auch die Agenda des Info-Abends waren gut gefüllt, als Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, die Mandatare zum Fortbildungsabend begrüßte. Er wies auf die guten Ergebnisse der Raiffeisengenossenschaften im Geschäftsjahr 2016 hin und zeichnete ein positives Stimmungsbild für das laufende Jahr. "Raiffeisen ist eine stabile und gesunde Organisation; das starke wirtschaftliche Fundament ist eine wichtige Grundlage für Veränderungsprozesse und Herausforderungen, denen wir uns ambitioniert stellen", betonte Von Leon.

Verwaltungsgericht Latium annulliert Urteil der italienischen Wettbewerbsbehörde

Erster Referent des Abends war der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes, Paul Gasser, der auf das Urteil des Verwaltungsgerichts Latiums im Rechtsstreit mit der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM gegen Raiffeisen einging. Bekanntlich hatte die Behörde im Jahr 2015 dreizehn Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank und dem Raiffeisenverband unerlaubte Kartellbildung vorgeworfen. Stein des Anstoßes war der Austausch, den die einzelnen Raiffeisenkassen untereinander und im Rahmen des Verbundes pflegten. Die betroffenen Institute wurden zu hohen Verwaltungsstrafen verurteilt, gleichzeitig reichten die Institute beim zuständigen Verwaltungsgericht Latium Rekurs ein. Am 20. April 2017 wurde das Urteil vom Verwaltungsgericht veröffentlicht. Darin annullierten die Richter die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde zur Gänze. "Raiffeisen nimmt das Urteil mit großer Erleichterung und Genugtuung zur Kenntnis", betonte Gasser, "das Urteil ist das Ergebnis einer koordinierten und professionellen Verteidigungsstrategie von Raiffeisenvertretern und den betrauten Rechtsanwälten. Die Entscheidung ist von großer Tragweite, weil sie das System Raiffeisen Südtirol bestätigt."

Gutes Geschäftsjahr 2016 für die RGO

Im Anschluss ging Generaldirektor Gasser auf die Geschäftsentwicklung der Raiffeisen-Geldorganisation (RGO) im vergangenen Jahr ein. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und der strukturellen Veränderungsprozesse können die Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank gute Ergebnisse vorweisen. So beläuft sich der Überschuss der 47 Raiffeisenkassen und der Raiffeisen Landesbank im Geschäftsjahr 2016 auf 68,3 Mio. Euro, dies entspricht einem Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die direkten Kundeneinlagen der 47 Südtiroler Raiffeisenkassen und der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG sind im Jahr 2016 um rund 6 Prozent angestiegen und erreichten zum Bilanzstichtag den Wert von 11,6 Mrd. Euro. Die Ausleihungen an die Kunden erreichten zum Jahresende 10 Mrd. Euro, was einen Zuwachs von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Im Anschluss ging Revisionsdirektor Robert Nicolussi detailliert auf einige Risikokennzahlen der Raiffeisenkassen wie die notleidenden Risikopositionen im Verhältnis zu den Forderungen, den Deckungsgrad der notleidenden Risikopositionen, die Kernkapitalquote CET1 und die Cost income ratio (CIR) ein. Diese fallen bei den Südtiroler Raiffeisenkassen im Verhältnis zum nationalen Durchschnitt gut aus. Nicolussi betonte, dass diese statistischen Kennzahlen für die Bankenaufsichtsbehörde in der Bewertung einer Bank immer wichtiger werden.

Aktuelles zur Reform im Raiffeisensektor

Ein Up-Date aus rechtlicher Sicht zur Reform im Raiffeisensektor gab es von Michael Obrist, dem Leiter der Hauptabteilung Rechtsberatung im Raiffeisenverband. Er informierte über die Änderung des Bankwesengesetzes, welches der Raiffeisen Bankengruppe als ausschließliches Tätigkeitsgebiet Südtirol vorschreibt. Mit Unterstützung der Südtiroler Parlamentarier in Rom ist es gelungen, die derzeitigen Raiffeisen-Filialen in den Provinzen Trient und Belluno zu erhalten. Weiters berichtete Obrist über die Änderung des Gesetzes zur Genossenschaftsrevision, das die Prüfung der zukünftigen Raiffeisen Konzernbilanz durch den Raiffeisenverband verankert. Im Detail ging er auf die Rückmeldung der Bankenaufsicht zu wichtigen Dokumenten der Reform wie Verbundvertrag, Garantievertrag, Scoring-Modell, Statuten und den Strategie-plan ein.

Das organisatorische Rahmenwerk der Reform

Die Reform des Raiffeisensektors bringt eine Vielzahl von Änderungen mit sich, auch in organisatorischer Hinsicht. Zenone Giacomuzzi, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank Südtirol, zeigte im Detail das organisatorische Rahmenwerk und das Soll-Organigramm der Raiffeisen Landesbank auf. Für die zukünftige Aufbauorganisation einer Raiffeisenkasse wurden Soll-Orientierungen/Empfehlungen ausgearbeitet. Giacomuzzi betonte, dass es wichtig ist, eine effiziente und kostenbewusste Koordinierungsstruktur im Interesse der Raiffeisengruppe Südtirol zu schaffen.

Die Reform und das Mitarbeitermanagement

Die Reform bringt auch für das Mitarbeitermanagement eine Vielzahl von Änderungen mit sich. Auf nationaler Ebene sind eine Reihe von Maßnahmen, u.a. die Errichtung einer bilateralen Körperschaft zur Führung des FOC (Fondo Sostegno Occupazione), geplant. Auch auf lokaler Ebene stehen Initiativen wie die Änderung des LEGV und die Einrichtung eines Koordinierungstisches an. "Es gilt", so der Vizedirektor des Raiffeisenverbandes, Christian Tanner, "die Chancen der Reform zu nutzen, qualifizierte Mitarbeiter und Nachfolger zu fördern und eine gezielte Nachfolgeplanung zu pflegen".

Die vierte industrielle Revolution ist DIGITAL

Den Abschluss des Abends bildete das Referat von Alexander Kiesswetter, Leiter des Raiffeisen Informationssystems (RIS). Er zeigte die Treiber und die Herausforderungen der Digitalisierung und die Entwicklungen der IT im Raiffeisenverband auf. Derzeit arbeitet man im RIS intensiv an einer gemeinsamen Data Governance, an der Erneuerung und Vereinheitlichung von Anwendungen, mehr Sicherheit und an der stärkeren Effizienz von internen Prozessen. Er informierte die Teilnehmer über die Hintergründe der erfolgreichen Migration des Raiffeisen Data-Center nach ICCREA Rom, die Übernahme der Aktienanteile von Südtiroler Sparkasse AG an der Gesellschaft RUN AG durch den Raiffeisenverband sowie über zukünftige IT-Projekte. Besonders wichtig sei es, so Kieswetter, noch stärker die Kräfte und Synergien im Verbund mit den Gesellschaften Run und Raiffeisen OnLine zu nutzen.

Der Infoabend klang mit einem gemeinsamen Umtrunk aus.