Raiffeisen-Jungbergbauernpreis geht nach Sexten

Im Rahmen der Landesversammlung der Südtiroler Bauernjungend, die unter dem Motto „Lebens(t)raum – wir gestalten mit“ stand, wurde der Raiffeisen-Jungbergbauernpreis an Familie Tschurtschenthaler vom Prünsterhof in Sexten vergeben.

Aus allen Landesteilen kamen am 6. März Mitglieder der Südtiroler Bauernjungend (SBJ) im Waltherhaus in Bozen zusammen. „Die 150 Ortsgruppen gestalten den Lebensraum im ganzen Land aktiv mit“, erklärte Landesleiterin Angelika Springeth in ihrer Eröffnungsrede der SBJ-Mitgliederversammlung, „Das Vereinswesen leistet einen wesentlichen Beitrag, um unsere Gesellschaft lebendig zu halten und den Lebensraum aller zu erhalten. Deshalb muss das Ehrenamt in Zukunft wieder mehr Platz und Anerkennung finden!“ Südtirol sei ein wunderbarer Lebensraum für die Bäuerinnen und Bauern, wo sie ihre Träume verwirklichen könnten. Springeth appellierte in diesem Zusammenhang an die Politik: „Jedoch ist sowohl unser Lebenstraum als auch -raum bedroht. Denn die Preissteigerungen in allen Bereich machen besonders jungen Familien zu schaffen. Und deshalb auch meine Frage: Werden wir uns in Zukunft auch noch unseren Lebenstraum leisten können?“

Gegen den Ausverkauf der Heimat

Auch Bauernjungend Landesobmann Raffael Peer nahm Stellung zum Tagesthema. Besorgt blickte er auf den sogenannten „Ausverkauf der Heimat“. Es könne nicht sein, dass Inverstoren landwirtschaftliche Flächen und ganze Höfe aufkauften, ohne Interesse daran zu haben, wirklich Landwirtschaft zu betreiben. Peer sagte: „So werden lediglich die Preise in die Höhe getrieben und Südtirols Landwirtinnen und Landwirte können sich die Flächen nicht mehr leisten. Das ist eine untragbare Entwicklung. Denn die Gesellschaft fordert immer nachhaltigere Bewirtschaftungsweisen – die jedoch mit einem niedrigeren Ertrag pro Hektar einhergehen. Doch wie sollen die Bäuerinnen und Bauern unter diesen Umständen mit weniger Fläche gleich viel bzw. sogar mehr Lebensmittel produzieren? Will sich Südtirol wirklich von Importen abhängig machen, anstatt die heimische und regionale Produktion zu unterstützen? Die lokale Produktion muss gestärkt werden – auch von der Politik! Und besonders bei öffentlichen Ausschreibungen muss die Regionalität mehr Wert sein als der Preis.“ Für Peer schien eines klar: Nur gemeinsam können Politik und Gesellschaft es ermöglichen, einen Lebensraum und Lebenstraum für alle zu schaffen. 
Neben den politischen Anliegen der Südtiroler Bauernjungend spielte auch das Ehrenamt eine große Rolle bei der Mitgliederversammlung. Für ihren langjährigen Einsatz in den verschiedenen Gremien der Südtiroler Bauernjungend wurden Hannes Pirhofer, Hannes Aichner, Christoph Weiss und Wilhelm Haller mit dem Ehrenabzeichen in Gold ausgezeichnet. Die ehrenamtliche Tätigkeit für einen Verein und die Gesellschaft sei nicht selbstverständlich, weshalb ihr besonderer Respekt gebühre. 

Raiffeisen-Jungbergbauern-Preis vergeben

Der Höhepunkt der SBJ-Mitgliederversammlung war die Vergabe des Raiffeisen-Jungbergbauernpreis. Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes, überreichte den mit 10.000 Euro dotierten Preis an Familie Tschurtschenthaler vom Prünsterhof in Sexten. Der Preis wird nicht aufgrund der Bedürftigkeit einer Familie vergeben, sondern aufgrund ihrer Vorbildfunktion für den Bauernstand. Die Südtiroler Raiffeisenkassen stiften den Jungbergbauernpreis bereits seit 1980, also seit über vier Jahrzehnten. Dieser Preis zeichnet jedes Jahr eine Jungbergbauernfamilie aus, die ihren Hof mustergültig, innovativ und zukunftsorientiert bewirtschaftet. "Eine junge Familie, die Freude an der Berglandwirtschaft hat und sich damit vielleicht auch – neben allen Herausforderungen – ihren Lebenstraum erfüllt. Der Preis soll auch zeigen, dass die Jungbergbäuerinnen und Jungbergbauern in unserer Gesellschaft einen wichtigen Raum einnehmen und wertgeschätzt werden", sagte Von Leon.

Die Preisträger

Der 31-jährige Andreas Tschurtschenthaler bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Sandra Pineider den Prünsterhof in Sexten. Der Hof liegt auf über 1600 Metern Meereshöhe. Die Flächen sind sehr steil und rund 1,5 Hektar der Wiesen können nur mit der Hand gemäht werden. Trotz der herausfordernden Umstände kann sich Tschurtschenthalter keinen besseren Ort zum Leben für sich, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter vorstellen. 
Mit Blick auf die Zukunft hat Tschurtschenthaler bereits einige Verbesserungen am Hof vorgenommen: In dem 2017 neu errichteten Laufstall finden acht Kühe und sechs Jungrinder der Rasse Fleckvieh Platz. Die Heumilch wird in die Käserei Sexten geliefert, der Transport erfolgt mit dem eigenen Auto. Auch der Feldweg zum neuen Wirtschaftsgebäude wurde saniert und eine Feldzufahrt neu errichtet. Zudem wurde ein Stück Feld planiert. 2020 wurde das Wohnhaus saniert und ein Rohbau für drei Ferienwohnungen errichtet. 
Die Hofübergabe erfolgte im Jahre 2011, als Andreas Tschurtschenthaler gerade 21 Jahre alt war. Aufgrund des frühen Todes seines Vaters musste er schon als kleiner Junge überall mithelfen.
Mit viel Freude ist der Jungbauer Fähnrich der Freiwilligen Feuerwehr Moos, Ausschussmitglied der Fraktion Außerberg, Mitglied der Bauernjugend, des Bauernbundes und der Viehzuchtgenossenschaft. Seine Frau Sandra spielt bei der Musikkapelle Innichen Klarinette und ist Mitglied der Südtiroler Bäuerinnenorganisation. 
Für die Zukunft hat sich die junge Familie noch einiges vorgenommen: Da sich das Wohngebäude zum Teil noch im Rohbau befindet, werden die Ferienwohnungen fertig ausgestattet. Zudem versuchen sich Andreas und Sandra Tschurtschenthaler schon seit einiger Zeit im Brotbacken im alten Backofen des Hofes. Sie möchten alles tun, um den Hof für ihre Kinder zu erhalten und zu einem attraktiven Lebensraum zu machen.