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Raiffeisen Rechenzentrum in eigene Gesellschaft ausgegliedert

Mit 1. Juli 2020 wurde das Rechenzentrum des Raiffeisenverbandes Südtirol in die neu gegründete „Raiffeisen Information Service Konsortialgesellschaft“ (RIS KonsGmbH) überführt. Wir haben mit dem Präsidenten der Gesellschaft, Georg Oberhollenzer, und dem geschäftsführenden Verwalter, Gabriel Klement, über Ziele und Herausforderungen gesprochen.

Herr Oberhollenzer, welche strategischen Ziele verfolgt die Konsortialgesellschaft RIS KonsGmbH und wie ist die Gesellschafterstruktur? 

Georg Oberhollenzer: Seit 50 Jahren haben die Raiffeisenkassen Südtirols ein eigenständiges Rechenzentrum, das bisher im Raiffeisenverband angesiedelt war und nun in eine Konsortialgesellschaft ausgegliedert wurde. Diese Rechtsform bildet optimal den strategischen Auftrag ab, nämlich für die Raiffeisenkassen und unter deren direkter Federführung, IT-Dienstleistungen anzubieten und zwar kostendeckend und ohne Gewinnabsicht. Die RIS KonsGmbH ist ganz bewusst, nämlich zu 60 Prozent, im Eigentum der Raiffeisenkassen. Auf deren ausdrücklichen Wunsch halten der Raiffeisenverband Südtirol und die Raiffeisen Landesbank Südtirol je 20 Prozent am Gesellschaftskapital. 

Welche Mehrwerte kann eine Gesellschaft mit konsortialer Ausrichtung leisten?

Georg Oberhollenzer: Die konsortiale Ausrichtung entspricht dem genossenschaftlichen Prinzip der Subsidiarität nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen: “Was einer nicht schafft, das schaffen viele.” Im Sinne der Selbstverwaltung und Selbstverantwortung erledigen die Raiffeisenkassen selbständig und vor Ort alles, was irgendwie möglich ist. Was diesen Rahmen sprengt, wird gemeinschaftlich gestemmt. Dazu haben sich die nach wie vor autonomen Raiffeisenkassen schon vor Jahrzehnten Zentralstrukturen geschaffen, wie den Raiffeisenverband und die Raiffeisen Landesbank. Im letzten Jahr sind die Raiffeisen Information Service KonsGmbH und die Raiffeisen IPS Genossenschaft dazugekommen.   

Was sind die größten Herausforderungen und warum ist es für die Raiffeisenkassen wichtig, ein eigenes Rechenzentrum zu haben?

Georg Oberhollenzer: IT-Dienstleistungen sind heute aus Banken nicht mehr wegzudenken. Mehr noch als andere Dienstleister sind sie Informationsverarbeiter, wobei der Aspekt der Datensicherheit noch eine größere Rolle spielt als bei anderen Unternehmen.  Die Regulatorik der Bankenaufsichtsbehörde ist nur eine der vielen Herausforderungen. Noch größer sind die laufend steigenden Anforderungen durch die Kunden, die immer smartere Lösungen erwarten. Das Allerwichtigste aber ist die “Genossenschaftliche Beratung”, der sich die Südtiroler Raiffeisenkassen im Interesse ihrer Mitglieder und Kunden verschrieben haben. Kein nationales Rechenzentrum wäre je in der Lage, diese Besonderheit der Raiffeisenkassen abzubilden. 

Herr Klement, wer profitiert von einer gut funktionierenden IT?

Gabriel Klement: Es gibt für die RIS KonsGmbH zwei Kundengruppen, zum einen die Raiffeisenkassen und zum anderen deren Kunden - beide stehen im Fokus unserer Aktivitäten. Und beide profitieren maßgeblich von einer stabilen und gut funktionierenden IT. Den Mitarbeitern der Raiffeisenkassen erleichtert sie die tägliche Arbeit, macht diese effizienter und schafft dadurch mehr Zeit für die Kunden. Der Kunde am Schalter steht einem Partner gegenüber, der systemgestützt einen professionellen Service bieten kann und für den Online-Kunden werden die Erwartungen einer attraktiven und modernen Plattform erfüllt.

Was sind zurzeit die großen Herausforderungen im IT-Markt und im Besonderen im Finanz- und Versicherungsbereich?

Gabriel Klement: Der IT-Markt unterliegt einem ständigen Wandel mit immer größer werdender Geschwindigkeit, darin steckt die größte Herausforderung. Wir sind gezwungen, bei Bedarf schnell darauf zu reagieren, aber nicht notgedrungen auf alle Neuerungen sofort aufzuspringen. Hier ist es wichtig, die richtige Balance zu finden, um auf der einen Seite nicht den Anschluss zu verlieren, und um sich auf der anderen Seite aber auch nicht im Dschungel der Veränderungen zu verlieren. Auch der Finanz- und Versicherungsbereich ist durch große Veränderungen und Dynamik geprägt. Man betrachte das Beispiel der Kryptowährungen, die sehr stark auf dem Vormarsch sind und zu 100 Prozent auf der digitalen Welt aufbauen. Auch auf diese Anforderungen gilt es zu reagieren. Weiters möchten wir unsere Kunden mit attraktiven Apps und Anwendungen begeistern und an die Raiffeisenwelt binden.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Aufgaben in der RIS KonsGmbH?

Gabriel Klement: Mein Hauptaugenmerk wird darauf liegen, das Unternehmen so aufzustellen, dass es den Anforderungen unserer Kunden zeitnah gerecht wird und für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet ist. Dazu gilt es, dieses hoch motivierte Team von Mitarbeitern im RIS an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir wollen eine transparente und schnelle Abwicklung aller Projekte, moderne Applikationen auf stabilen Plattformen zur Verfügung stellen und ein Datenzentrum, das rund um die Uhr verfügbar ist und den Sicherheitsanforderungen der Raiffeisenkassen entspricht.