Das Kunstwerk „Schubladendenken“, ursprünglich als Beitrag eines Kunstwettbewerbs gedacht, hat eigenständig den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Seit Juni des vergangenen Jahres war es an folgenden Stellen zu sehen: In der Raiffeisenkasse Eisacktal in Brixen, im Weltladen Brixen, im Kinderdorf Südtirol, in der Raiffeisenkasse Bozen (Dellaistrasse), im Hauptsitz der Raiffeisenkasse Bruneck, im Geschäft der Sozialgenossenschaft VergissMeinNicht in Bruneck, in der Raiffeisenkasse Unterland in Leifers und in der Raiffeisenkasse Überetsch in St. Michael Eppan.
Giulia Zecca, Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaft Efeu, freut sich über die große Resonanz, die das ausgestellte Werk erfuhr: „In der Raiffeisenkasse Brixen waren wir mit den KlientInnen selbst dabei und konnten die Reaktion der Menschen mit eigenen Augen beobachten. Wir wurden angesprochen und haben spontan Spenden erhalten. Viele Menschen haben sich interessiert gezeigt und gefragt, was das ist. Im Gespräch hatten viele Menschen ein Aha-Erlebnis.“
Das Werk „Schubladendenken“, ein aus Holz gefertigter Kopf mit mehreren Schubladen, will die Gesellschaft für das Thema Beeinträchtigung sensibilisieren. In den Schubladen deponiert, finden sich Fragen zum Thema: Wie geht die Gesellschaft mit Menschen um, die eine Beeinträchtigung haben. Was ist Normalität und was bedeutet „abgestempelt“ zu sein. Angestoßen werden auch weniger bekannte Aspekte wie Behinderung und Sexualität. Zu allen Themen gibt es Flyer mit weiterführender Information, Fotos und Eindrücken aus der Arbeit mit den Klient*innen der Sozialgenossenschaft.
Das Projekt ist Teil der Sensibilisierungsarbeit, die vom Team der Sozialgenossenschaft Efeu aus Brixen vorangetrieben wird. Ihr Ziel ist es, die bestehende Distanz zu Menschen mit Behinderung abzubauen. Giulia Zecca betont: „Wir leben in einer reinen Leistungsgesellschaft nach dem Motto: immer schneller, höher und weiter. Wer seinen Alltag nicht danach ausrichten kann, hat Schwierigkeiten seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Wir verlangen dauernd, dass sich Menschen mit Behinderung an unseren - teilweise kranken - Lebensstil anpassen. Dabei stellt sich, in Anlehnung an die Menschenrechte, die Frage, ob unsere Gesellschaft nicht so aufgebaut sein müsste, dass alle daran teilnehmen können. Durch unser Werk möchten wir auch unsere Einrichtung vorstellen und eventuelle Kooperationspartner für neue Projekte oder Zusammenarbeiten finden.“
Über die rund einjährige Südtirol Tour des Werkes ist die Arbeit der Sozialgenossenschaft sichtbarer geworden. Vor kurzem wurde die Arbeit der Sozialgenossenschaft auch bei der Initiative Werte mit Herz der Raiffeisenkasse Eisacktal ausgezeichnet. Giulia Zecca freut sich: „Mehr Sichtbarkeit war auch eines der Hauptziele unserer Aktion. Das darf so weitergehen. Insgesamt bleiben wir offen für weitere Projekte.“
Der Kopf mit den Schubladen ist inzwischen wieder in Brixen angelangt. Nach der Sommerpause im Herbst soll das Kunstwerk wieder auf Reisen gehen. Dieses Mal zu den Schulen und Ausbildungsstätten des Landes.