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​​​​​​​Südtiroler Soroptimisten etablieren „Ein Raum für Dich“ in Südtirol

Die Quästur von Bozen und mehrere Carabinieri-Stationen in Südtirol verfügen seit kurzem über spezielle Räume, wo Frauen, die Opfer von Gewalt, Stalking oder Verfolgung wurden, in geschütztem Rahmen Anzeige erstatten können. Ein Projekt, das die Soroptimist Clubs Bozen, Meran und Pustertal in Zusammenarbeit mit Polizei und Carabinieri umgesetzt haben.

Das Thema Gewalt an Frauen ist vielschichtig, weiß Ines Addonizio, Präsidentin des Soroptimist Club Bozen und Mitarbeiterin beim Raiffeisenverband Südtirol. Seit sechs Jahren ist sie Mitglied bei diesem weltweiten Zusammenschluss von berufstätigen Frauen, der sich seit 1921 für die Unterstützung, Stärkung und Gleichstellung von Frauen auf mehreren Ebenen einsetzt. Seit 2024 ist sie die Präsidentin des Bozner Clubs: „Frauen, die Opfer von Gewalt, Stalking oder Verfolgung sind, brauchen einen geschützten Rahmen, wo sie sich wohl fühlen und ihre Anzeige erstatten können. Das Projekt „Ein Raum für Dich“ in der Quästur und in den Carabinieri-Stationen bietet genau dies. Und deshalb haben wir es nach Südtirol gebracht.“

Soroptimist Italien hat vor über acht Jahren das Protokoll für „Ein Raum für Dich“ mit der Polizei und den Carabinieri unterzeichnet. Es sieht vor, dass Polizeipräsidien und in Carabinieri-Stationen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und Soroptimist diese einrichtet.

Inzwischen haben die drei Südtiroler Soroptimist Clubs, in Zusammenarbeit mit Polizei und Carabinieri, bereits vier Räume, in der Quästur in Bozen und in den Carabinieri-Kasernen von Meran, Schlanders und Bruneck nach genau definierten Standards, eingerichtet. Die Räume schauen aus wie Wohnzimmer, in hellen Farben gehalten, viel Licht, mit einer Couch, einem Tisch und Vorhängen. Eigens geschultes, meist weibliches Personal betreut die betroffenen Frauen.

Ein ebenfalls von Soroptimist finanzierter „Anti-Gewalt-Koffer“ mit Laptop und speziellen Audio- und Videogeräten unterstützt die Ordnungskräfte, falls Anzeigen außerhalb der Polizeistellen und Carabinieri-Stationen erfasst werden. Ines Addonizio betont: „Viele Frauen, vor allem in kleinen Dörfern haben Angst zur Polizei zu gehen und deren Räumlichkeiten zu betreten, oft auch weil Kinder dabei sind. Mit den Geräten aus dem Anti-Gewalt-Koffer kann die Polizei bzw. die Carabinieri Aussagen der Frauen überall dort aufzeichnen, wo sie frei reden können: im Krankenhaus, am Wohnsitz der Frau, im Freien oder auch bei einer Freundin zu Hause. Diese besonders sensiblen Geräte sorgen für Aufnahmen auch bei schlechten Bedingungen und ermöglichen es, dass die Frau ihre Aussage nicht wiederholen muss.

Der Blick auf die Zahlen aus der Quästur in Bozen zeigt, wie aktuell das Thema in Südtirol nach wie vor ist: Neben 22 Verwarnungen wurden im Jahr 2023 insgesamt rund 200 Akten angelegt und 86 Annäherungsverbote erwirkt. Auch die Zahl der Fälle von Stalking soll sich im Vergleich zum Vorjahr laut Statistiken der Staatspolizei verdreifacht haben. Das ist der Grund, warum der Soroptimist Club Bozen neben dem Projekt „Ein Raum für Dich“ auf Sensibilisierungsarbeit setzt: „Uns ist es wichtig aufzuzeigen, wie man Anfänge von Gewalt erkennt, wie beispielsweise mit Aussagen über Aussehen oder vermehrte Kontrolle. Alle Frauen, unabhängig von ihrer Herkunft und gesellschaftlichen Stellung sollen lernen solche Signale zu erkennen und wissen, dass es Unterstützung und Hilfe für sie gibt.“

Dem Soroptimist Club Bozen ist auch die finanzielle Eigenständigkeit von Frauen wichtig. Deshalb wurden bereits entsprechende Fortbildungen organisiert. Die Präsidentin indes wünscht sich, dass es künftig immer weniger Opfer von Gewalt gegen Frauen gibt. Denn Gewalt hat immer auch Auswirkungen auf die Gesundheit und das Umfeld der Frauen, letztlich auch auf die Kinder und damit auf die gesamte Gesellschaft.

Im Rahmen der Maßnahmen aus den Audits Familie & Beruf und Geschlechtergleichstellung ist die Sensibilisierung zum Thema "Gewalt gegen Frauen" auch dem Raiffeisenverband Südtirol ein Anliegen. Deshalb unterstützt der Verband die entsprechenden Sensibilisierungsmaßnahmen des Soroptimist Club Bozen.

Soroptimist International

Soroptimist International wurde 1921 in den Vereinigten Staaten gegründet. Es ist ein weltweiter Zusammenschluss von berufstätigen Frauen, zu deren wichtigsten Zielen die Unterstützung und Stärkung der Menschenrechte und die Förderung der Gleichstellung der Frau in der Welt gehören.

Er bietet Hilfsmaßnahmen für Frauen in Bezug auf Gewalt, Armut und Bildung an und vergibt Stipendien an begabte oder bedürftige junge Frauen. Damit sollen die Menschenrechte gestärkt werden. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. In Italien gibt es 163 Zweigstellen mit fast 5.300 Mitgliedern, in Südtirol drei: in Bozen, Meran und Bruneck.