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Tag des Weines und der Rebe 2021

Beim traditionellen „Tag des Weines und der Rebe“ des Versuchszentrums Laimburg am NOI Techpark präsentierten Experten der Bereiche Weinbau und Önologie neueste Erkenntnisse aus der Forschung zu Weinbau und Kellerwirtschaft, aber auch zu weinrelevanten Themen wie Pflanzenschutz und Lebensmittelchemie.

Einer der externen Referenten bei der diesjährigen Ausgabe des Tags des Weines und der Rebe war Hofrat Prof. Dipl-Ing. Robert Steidl von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg (A), einem langjährigen Partnerinstitut des Versuchszentrums Laimburg. Mittels digitaler Zuschaltung berichtete er von Versuchen in Klosterneuburg, bei denen Wein über mehrere Jahre in verschiedenen Behältern wie Stahltank, 500 l Holzfass, Barrique, Keramikkugel (Clayver), Beton-Ei, Amphore und Stein gelagert wurde. Der Versuch wurde mit Wein der Sorte Grüner Veltliner, eine der Leitsorten Österreichs, durchgeführt. „Wissenschaftlich gesehen gibt es keine signifikanten Unterschiede“, erklärte Prof. Steidl, „es zeigte sich jedoch, dass Holzfass, Beton und Stein bei den Verkostungen tendenziell bevorzugt wurden.“ Da sich die verschiedenen Rebsorten unterschiedlich verhalten bedarf es zu diesem Thema weiterführender Versuche.

Pilztolerante Rebsorten: neu weinbauliche und önologische Erkenntnisse

Bereits im Jahr 1987 hat das Versuchszentrum Laimburg damit begonnen, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (sog. PIWI-Sorten) zu prüfen. Die weinbaulichen Versuche haben gezeigt, dass bei erhöhtem Befallsdruck die Resistenz auf die Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau oft nicht ausreichend ist, trotz modernster Züchtungsmethoden. Aus diesem Grund muss ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf alle Fälle in Erwägung gezogen werden, auch um die Resistenz gegen die Pilzkrankheiten aufrecht zu erhalten.

Die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, welche an der Laimburg angebaut werden, werden im hauseigenen Versuchskeller zu Wein ausgebaut und anschließend von der Verkostungskommission des Versuchszentrums Laimburg geprüft und bewertet. 

Nicht-chemische Alternativen im Pflanzenschutz

In den vergangenen Jahren hat der Fachbereich Pflanzenschutz des Versuchszentrums Laimburg sowohl Versuche auf Topfreben als auch im Freiland durchgeführt. Dabei wurde die ganze Bandbreite an nicht-chemischen, alternativen Pflanzenschutzprodukten gegen die verschiedensten Schaderreger getestet. Gerd Innerebner, Leiter der Arbeitsgruppe Mittelprüfung, erklärt, dass nicht alle Mittel die gewünschte oder erwartete Wirksamkeit besitzen. Einige Produkte lassen sich sehr gut in eine Pflanzenschutzstrategie integrieren, andere erreichen aber keinen zufriedenstellenden Wirkungsgrad. Je nach Befallsdruck und Witterung unterscheidet sich die Wirkung vieler Mittel stark. Das heißt, die Wirkungssicherheit für den Landwirt ist nicht immer gegeben, und es braucht ein profundes Wissen zum richtigen Einsatz dieser Mittel.

In Zukunft möchte Gerd Innerebner einen stärkeren Fokus auf Pflanzenextrakte mit fungizider Wirkung legen. Seine Arbeitsgruppe wird dabei untersuchen, ob diese Extrakte im Freiland gegen Peronospora wirken und ob sie sich als Baustein zukünftiger Pflanzenschutzstrategien eignen.

Zusätze zur Weinsteinstabilisierung bei Weißwein

Der Fachbereich Önologie des Versuchszentrums Laimburg führt angewandte Forschung durch, um die Weinwirtschaft Südtirols zu stärken. Danila Chiotti von der Arbeitsgruppe „Verfahren und Wissenstransfer“ hat an Versuchen zur Weinsteinstabilisierung mitgewirkt. Weinstein bildet sich, wenn Salze der Weinsäure auskristallisieren und sich am Boden der Flasche ablagern. „Kunden schätzen diese unschädlichen Ablagerungen im Wein nicht, daher ist es wichtig, ein Auskristallisieren der Weinsäure zu verhindern“, erklärt Chiotti.

Die Versuche wurden an Sauvignon Blanc durchgeführt, welcher vom Landesweingut Laimburg zur Verfügung gestellt wurde. Ähnliche Untersuchungen könnten in Zukunft auch an Rotweinen durchgeführt werden.

Versuche zur Traubenkühlung

Während der Traubenlese entstehen in den Kellereigenossenschaften Arbeitsspitzen. Besonders häufig treten diese vor prognostizierten Niederschlägen oder unmittelbar danach auf. So wird in den Kellereibetrieben oft bis spät in die Nacht gearbeitet, um die Zwischenlagerung der Trauben bei zum Teil hohen Temperaturen zu vermeiden. Durch eine kühle Lagerung der Trauben könnte man dem entgegenwirken.

Die Forscher des Versuchszentrums Laimburg haben deshalb verschiedene Möglichkeiten der Traubenkühlung untersucht. „In einem Vorversuch haben wir die Gesamtkeimzahl, die Hefen und Essigsäurebakterien auf Trauben der Sorten Ruländer und Merlot bei verschiedenen Lagertemperaturen (4°C und 20°C) untersucht“, berichtet Andreas Putti vom Labor für Lebensmittelmikrobiologie. Bei erhöhten Temperaturen besteht die Gefahr, dass sich die natürliche Mikroflora auf den Trauben bereits während der Traubenlagerung vermehrt. Dies tritt speziell bei nicht gesundem Traubenmaterial auf, wenn es bereits zu einem Saftaustritt der teilweise erdrückten Trauben in den unteren Schichten der Traubenwannen kommt. Im ungünstigsten Fall können die Mikroorganismen auch schon Inhaltsstoffe verstoffwechseln. Eine hohe Ausgangskeimzahl an unerwünschten Hefen oder Bakterien könnte sowohl die Gärungsprozesse stören als auch unmittelbar zu einer Bildung von Fehlaromen führen. Die ersten Ergebnisse des Vorversuchs zeigen, dass die Gesamtkeimzahl bei einer Lagerung der Trauben bei 20°C nach 72 Stunden höher ist als bei einer Lagerung bei 4°C. 

EFRE-Projekt: Einfluss von Meereshöhe und Maischestandzeit auf PinotBlanc

Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg, stellte in seinem Vortrag einige der Ergebnisse des Projekts PinotBlanc, finanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), vor. Die Untersuchungen zum Einfluss von Meereshöhe und Kaltmazeration auf die Qualität des Weißburgunderweines wurden zusammen mit dem Labor für Aromen und Metaboliten am NOI TechPark in Bozen durchgeführt.

Im Projekt PinotBlanc wurden Trauben aus unterschiedlich hoch gelegenen Rebanlagen aufgeteilt: ein Teil wurde sofort zu Wein verarbeitet, während ein anderer Teil 24 Stunden lang Kontakt mit der Maische (Kaltmazeration) hatte. Nach dem Ausbau wurden die Weine sowohl als Jungweine als auch als gereifte Weine verkostet und analysiert. „Es gibt eindeutige und wiederholbare Unterschiede zwischen den einzelnen Rebanlagen“, betont Pedri. Die Höhenlage und das damit verbundene Mikroklima haben einen Einfluss, aber ein klarer Gradient wurde nicht gefunden. Auch die Kaltmazeration hat je nach Rebanlage verschiedene Effekte.

Trotz deutlich spürbarer Klimaerwärmung besteht aktuell noch kein Grund zur Sorge, was die Qualität des Weißburgunders betrifft.